Techniken zur Nutzung der Sonnenenergie reichen heute von Photozellen, die sich nur großindustriell herstellen lassen, bis zu ganz einfachen Geräten, die jeder bauen kann. Alle diese Techniken haben ihren Platz - am besten, wenn sie Hand in Hand greifen.
Der Kongo ist nicht das riesige Urwaldland, als das viele ihn sich vorstellen. Nur der Norden ist (noch) von Regenwald bedeckt; der größte Teil des Landes liegt im Savannengürtel. Für viele Kongolesen ist Brennholz die einzige Energie, die sie sich leisten können. Aber es gibt nicht genug Holz. Immer mehr Zeit wird zum Holzsammeln benötigt, und die Wälder werden immer weniger.
Kochen mit der Sonne kann anderen Brennstoff nicht restlos ersetzen, aber es kann einen erheblichen Teil Brennholz sparen helfen.
In tropischem Klima ist es schwer, Nahrungsmittel zu lagern - in der feuchtwarmen Luft verdirbt alles schneller. Die Bauern sind gezwungen, ihre Ware gleich nach der Ernte unter Preis zu verkaufen - ein paar Wochen später ist das gleiche Produkt knapp und teuer. Mit der Sonne lassen sich Mais, Erdnüsse und andere Grundnahrungsmittel trocknen und haltbarer machen, selbst an Tagen, an denen es zum Kochen mit der Sonne nicht reicht.
Sonnenkocher ermöglichen den Leuten, mit einfachen Mitteln ihren Lebensstandard zu verbessern und zugleich die Umwelt zu schonen.
Die verschiedenen Bauformen von Sonnenkochern lassen sich in zwei Grundtypen aufteilen: Hohlspiegelmodelle und Kochkisten.
Hohlspiegelkocher erscheinen dem Betrachter zunächst besonders attraktiv. Sie können hohe Temperaturen erreichen, und mit ihrem an Satellitenschüsseln erinnernden Aussehn haben sie ein High-Tech-Image. Ihr Nachteil: sie haben nur eine Kochstelle, müssen ständig dem Sonnenstand nachgeführt werden und nehmen, wenn sie nicht in Gebrauch sind, viel Platz weg. Ihr Bau erfordert etwas mehr Geschick, und für Unkundige besteht beim Betrieb mancher Modelle Unfallgefahr (Brand, Blendung).
Für den Kleinbedarf sind vor allem Kochkisten interessant. Kochkisten sind kompakt, einfach herzustellen und einfach zu handhaben. Sie erreichen keine hohen Temperaturen (bei sonnigem Wetter bis ca. 150°C); sie eignen sich für Speisen, die langsam garen, backen oder ausquellen sollen. Diese Speisen garen fast unbeaufsichtigt von allein. Auch Luku (Fuffu) läßt sich im Sonnenkocher zubereiten - ein gekneteter Grießbrei, der in vielen Gegenden des Kongo als Grundnahrungsmittel dient.
Die Kochkiste ist eine gut isolierte Holzkiste mit einer Doppelglasscheibe als Deckel. Eine Klappe aus spiegelndem Blech reflektiert zusätzlich Sonnenlicht in die Kiste. Die Kochmulde ist aus einer Blechfolie - zum Beispiel einer gebrauchten Offsetfolie - die mit Ofenfarbe oder mit Ruß geschwärzt ist. Wenn keine Glaswolle zur Verfügung steht, reichen als Isoliermaterial Erdnußschalen.
Die Kochkiste funktioniert nach dem Prinzip der Wärmefalle. Das Sonnenlicht durchdringt die Glasscheiben und wandelt sich beim Auftreffen auf feste Körper in Wärme. Diese Wärme wird im isolierten Innenraum des Sonnenkochers gespeichert. Das Kochgut gart bei gleichmäßiger Temperatur und kann weder anbrennen noch überkochen.
Schon Mitte vorigen Jahrhunderts hat der Astronom Sir John Herschel in der Sonnen-Kochkiste Ham and Eggs (Spiegeleier mit Schinken) zubereitet.
Der hier abgebildete Kocher ist das tropische" Modell mit waagrechtem Fenster. Er eignet sich für die Gebiete vom Äquator bis zu den Wendekreisen, wo die Sonne hoch am Himmel steht. Kochkisten für unsere Breiten haben einen schrägstehenden Deckel. Auch wenn man es manchmal vergißt: die Sonne bei uns ist dieselbe wie über dem Kongo - nur der Einfallswinkel ist anders...
Der Kocher kann außer transportabel aus Holz auch stationär mit wärmegedämmten Wänden aus Lehm, Erdziegeln, Holz, Metall oder sonstigen Materialien gebaut werden. Oft geschieht dies unmittelbar neben der herkömmlichen Kochstelle, die bei schlechtem Wetter benutzt wird.
Auch (und gerade) in den Tropen kann man keineswegs jeden Tag mit dem Sonnenkocher kochen. Nach den Erfahrungen von Ursula und Thomas Bremm-Gerhards reichte es in der Gegend von Mbamba an ungefähr einem Drittel der Tage zum Kochen, an den übrigen Tagen meist noch zum Aufwärmen, Pasteurisieren oder zum Rösten von Erdnüssen. Eine Brennstoffersparnis von ca. 40% scheint realistisch. In anderen Teilen des Landes (Kivu, Shaba) sind die Verhältnisse möglicherweise günstiger.
Ursula Bremm-Gerhards berichtet von ihren Erfahrungen
Da Institutionen wie Schulen oder Spitäler einen großen Brennholzbedarf für ihre Küchen haben, ist es in vielen trockenen Gebieten nicht möglich, die benötigten Mengen an Holz aus der näheren Umgebung zu beziehen. Es muß teilweise über Hunderte von Kilometern mit Lastwagen herangefahren werden und ist entsprechend teuer. Andere Energieträger wie Kerosin und Gas sind häufig ebenfalls teuer. In vielen Gebieten drängt sich so aus ökologischen und ökonomischen Gründen die Nutzung der Sonnenenergie auf.
Eine effiziente und lokal produzierbare Technik für solares Kochen in Großküchen stellen die Scheffler-Reflektoren" dar. Es sind Reflektoren von 7 Quadratmetern, deren Spiegel das Sonnenlicht auf einen großen Kochtopf zentrieren. Der Kochtopf steht im Innern der Küche. So kann im kühlen Schatten der Küche gekocht werden, während die Sonnenstrahlen draußen gebündelt und in Richtung Kochtopf gelenkt werden. Bei Arbeitsbeginn richtet der Koch den Reflektor von Hand aus. Damit ist der Sonnenherd eingeschaltet". Ein Uhrwerk sorgt dann für die Nachführung des Reflektors. Wenn die Sonne nicht scheint, läßt sich unter dem Topf ein Feuer anzünden. Die Technik ist so einfach wie möglich gehalten, damit diese Küchen in jeder einfachen Metallwerkstatt hergestellt werden können.
Diesen Text gibt es auch auf Französisch...
Aus einem Artikel von Christoph Sutter, Gruppe ULOG
Es gibt zwei verschiedene Arten von Gewässerverschmutzung:
1. Mensch nehme eine PET- oder Glasflasche und male die Rückseite mit schwarzer Farbe an. (Statt einer bemalten Flasche kann auch ein durchsichtiger Plastiksack benutzt werden, der auf eine schwarze Oberfläche gelegt wird.)
2. Die Flasche wird mit Wasser gefüllt. Das Wasser soll gut mit Luft durchmischt sein. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
3. Nach rund 3 Stunden sind dank der Wärme im Innern und dank der Sonnenstrahlung die Bakterien und Viren abgetötet. Das Wasser kann bedenkenlos als Trinkwasser genutzt werden.
Diese Methode wurde in Forschungslabors verschiedener Länder getestet. Die Resultate beweisen, daß sich mit SODIS gesundheitlich völlig unbedenkliches Trinkwasser gewinnen läßt.
Selbst an Tagen, an denen der Himmel bis zu 50% bewölkt ist, kann SODIS zur Aufbereitung von Trinkwasser angewandt werden. Bei völliger Bewölkung muß auf eine andere Methode ausgewichen werden. Doch in der klimatischen Zone des Kongo kommt diese Wetterlage nur selten vor.
Die Technik ist bestechend einfach und gut an die Umstände von sich entwickelnden Ländern angepaßt. Das Material ist beinahe überall erhältlich und billig. Das Gerät" ist von jedermann/frau schnell herzustellen. Doch Jahrzehnte haben Gesundheitsbehörden gepredigt, daß Wasser nur sauber sei, nachdem es abgekocht wurde.
Momentan finden in 7 Ländern sozio-ökonomische Studien statt. 700 Familien testen dabei SODIS in ihrem Alltag. Wer an der Realisierung von konkreten Projekten zur Verbreitung dieser Technik interessiert ist, wende sich an:
Martin Wegelin, M.Sc.
Swiss Federal Institute for
Environmental Science and Technology
Ueberlandstr.133
CH-8600 Dübendorf
Informationen über Sonnenkocher und anderer Formen angepaßter Technik gibt es
außerdem direkt bei der Gruppe
ULOG, Morgartenring 18, CH-4054 Basel
ULOG entwickelt und verbreitet angepaßte Technik (nicht nur) für die Bedürfnisse der Dritten Welt. Mitarbeiter von ULOG können über Erfahrungen mit diesen Techniken in Indien, Kenia und anderswo berichten.
ULOG vertreibt Bauanleitungen für Sonnenkocher und vermittelt Referenten für Vorträge zum Thema.