Nach dem guten Start in Luhwindja:
Jetzt will Burhinyi auch Bäume
Es begann, als bei den Pflanzgärtnern des Wiederaufforstungsprojekts Luhwindja Bürger der Nachbargemeinde Burhinyi vorsprachen. Sie waren zwanzig Kilometer gelaufen und wollten Setzlinge, um auch bei sich aufforsten zu können.
Burhinyi mit etwa 45 000 Einwohnern liegt auf einer Hochebene 70 km südwestlich von Bukavu. Im Krieg war die Gegend ein Durchgangsgebiet diverser Milizen; mehrmals mußte die gesamte Bevölkerung fliehen, weil die Dörfer überfallen wurden.
Burhinyi war früher zu 2/3 mit Wald bedeckt. Inzwischen ist fast alles abgeholzt, so daß massive Erosionsschäden auftreten. In dem regenreichen Klima kommen ganze Berghänge ins Rutschen, und auch die Erträge in der Landwirtschaft gehen stark zurück. Burhinyi kennt Hungersnöte. Als die Leute von Burhinyi sahen, was in Luhwindja möglich war, organisierten sie sich, um auch in ihrer Gemeinde mit Wiederaufforstung zu beginnen.
Die Gruppe CODIMIR hat gemeinsam mit den Nachbarn in Luhwindja ein Wiederaufforstungsprojekt für Burhinyi ausgearbeitet. Das BMZ hat die beantragten Zuschüsse bewilligt; die Arbeiten beginnen in Kürze.
In einem besonders geschädigten Teil von Burhinyi soll auf 700 ha flächendeckend wieder aufgeforstet werden. In sechs Ortsteilen werden je zwei Baumschulen angelegt, die jede von einem hauptamtlichen Baumschulgärtner geleitet werden. Mindestens 150.000 Bäume sollen unter aktiver Beteiligung der Bürger gepflanzt werden. In jedem Ortsteil gibt es eine Kontaktgruppe von Bauern des Ortes, die als Bezugsgruppe zu ihrer“ Baumschule fungieren, dort ehrenamtlich mitarbeiten und die Verantwortung für die Baumschule mit dem Baumschulgärtner teilen. Die Baumschulen sollen nach Abschluß des Projekts bestehen bleiben; sie sollen sich dann u. a. durch Zucht von Obstbäumen weiter tragen.
Ebenso wie in Luhwindja geht es auch hier nicht nur ums Bäumepflanzen. Parallel zur Aufforstung werden die Bauern über Techniken der Erosionsbekämpfung und der natürlichen Bodenverbesserung informiert. Es geht da z. B. um Schutzhecken, Hochbeettechnik, Kompostproduktion, Nutzung von Heilkräutern, Veredelung von Obstbäumen, Gründüngung mit Leguminosen.
Das Projekt wird drei weitere hauptamtliche Mitarbeiter haben: einen Projektleiter, einen Animateur und einen Agronomen. Außerdem sollen 29 ehrenamtlich tätige Animateure ausgebildet werden, um für das Projekt zu werben. Ähnlich wie in Luhwindja soll auch in den Schulen über das Projekt informiert werden, und man hofft, daß Schüler an den Pflanzaktionen - die ja in wenigen Tagen viel Arbeit erfordern - teilnehmen. Auch in Burhinyi wird jedes Jahr der Tag des Baumes“ gefeiert werden.
Folgende Baumarten sind für die Wiederaufforstung vorgesehen:
insgesamt 330 kg Samen in drei Jahren. Mehr über die Bäume...
Für die Wiederaufforstung werden Hacken, Spaten, Heckenscheren und andere Werkzeuge angeschafft, ferner Pflanzsäckchen (foilcontainer“), Seil und anderes Verbrauchsmaterial. Für die Projektmitarbeiter sollen ein Motorrad und acht Fahrräder angeschafft werden.
Während der gesamten Projektlaufzeit finden regelmäßig Evaluierungen und Schulungen statt. In die Planungen sollen auch Kommunalpolitiker und Honoratioren einbezogen werden, so wie es auch in Luhwindja mit Erfolg geschieht.
Das Projekt in Burhinyi profitiert von den Erfahrungen, die bei der Wiederaufforstung in Luhwindja gemacht wurden. Aber manches wird ohnehin einfacher sein. Vor allem die Bereitschaft, an der Wiederaufforstung und Erosionsbekämpfung mitzuarbeiten, wird noch größer sein als in Luhwindja, weil die Umweltschäden schon jetzt für jeden spürbar sind.
Die CODIMIR rechnet mit Gesamtkosten von knapp 100.000 Euro, verteilt auf die Laufzeit von Herbst 2004 bis 2007. Drei Viertel davon (genau 74.439,-) trägt das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). 15% bestehen in Eigenleistungen der CODIMIR und der Bürgerinnen und Bürger von Burhinyi.
Wir danken der Initiative Prima Klima Weltweit e. V. für fachliche (forstwirtschaftliche) Beratung und großzügige zweckgebundene Spenden für dieses Projekt. |
Projektträger im Kongo ist CODIMIR asbl, Comité pour le développement integré en milieu rural (Komitee für integrierte Entwicklung im ländlichen Gebiet), mit Sitz in Burhinyi, Mwenga und einem Büro in Ibanda/Bukavu, Süd-Kivu. Ihre Ziele: Verbesserung der Landwirtschaft, Alphabetisierung, Wiedereingliederung von jungen Delinquenten und Straßenkindern, Kampf gegen Gewalt gegen Frauen, Kampf gegen die Unterernährung, Wiederherstellung der Infrastruktur, Umweltschutz.
CODIMIR finanziert sich außer durch Mitgliedsbeiträge durch den Verkauf von Speisen und von Landwirtschaftsprodukten. Es betreibt ein Zentrum für Waisen, verlassene und benachteiligte Kinder. CODIMIR hat seit seiner Gründung 1990 in verschiedenen Entwicklungsprojekten mit internationalen Organisationen erfolgreich zusammengearbeitet. Mit Unterstützung von Dialog International hat CODIMIR 2003 ein Hilfsprogramm für unterernährte Kinder in Burhinyi durchgeführt.
Aufgeforstet wird Gemeindeland (Allmende) von Burhinyi. Die Bäume auf den wiederaufgeforsteten Flächen gehören also der Gemeinschaft. Die Bürger werden ein Verwaltungskomitee wählen, das die wiederaufgeforsteten Flächen betreut und für die nachhaltige Bewirtschaftung sorgt.
Das Projekt Wiederaufforstung in Burhinyi wird über die Erosionsbekämpfung hinaus vielfältigen Nutzen bringen:
Gewiß, der Friedensprozeß im Kongo ist immer noch fragil. Andererseits ist ein Aufforstungsprojekt in einem abgelegenen Landstrich weniger gefährdet als andere, ebenfalls notwendige Maßnahmen: welcher Soldat klaut schon Baumsetzlinge?
Trotz punktueller Rückschläge glauben wir, daß der Friedensprozeß im Kongo nicht mehr umkehrbar ist. Von den Bürgern getragene Projekte wie dieses sind ein Beitrag zum Aufbau des neuen, demokratischen Kongo.