Im November '02 war Burhinyi - der Nachbarbezirk von Luhwindja, wo das Wiederaufforstungsprojekt läuft - von Milizen überfallen und zerstört worden. Schon vorher herrschte in Burhinyi Armut und Fehlernährung, und unsere Partner hatten ein Programm entworfen, um vor allem unterernährten Kindern zu helfen.
Nachdem die Bewohner nach Burhinyi zurück konnten, mußte noch zur Aussaatzeit gehandelt werden, um eine Hungersnot zu verhindern. Wir haben deshalb im Februar aus Spenden und Eigenmitteln 2450$ in den Kivu geschickt, ohne auf Zuschüsse Dritter zu warten.
Das Projekt: an die betroffenen Kinder werden Sojasaat und Meerschweinchen ausgegeben. Soja, die proteinreichste Hülsenfrucht, ist in der Region bekannt und akzeptiert; sie wächst dort gut und schnell und kann so dem Eiweißmangel abhelfen. Und Meerschweinchen? Sie sind anpassungsfähig und vermehren sich schnell. So wie in Europa manche Kleingärtner ein paar Kaninchen halten, die im Sommer mit Gemüseresten gefüttert werden und im Winter im Brattopf landen, so dienen in Mittelamerika und Afrika Meerschweinchen als "Hausschwein" der kleinen Leute und vor allem der Kinder, die dadurch hin und wieder etwas Fleisch bekommen.
Von den Sojabohnen ist ein Teil zum Verzehr bestimmt, ein Teil als Saatgut. Sojabohnen und Meerschweinchen werden als "rotierender Kredit" ausgegeben; nach einigen Monaten, wenn die Meerschweinchen Nachwuchs großgezogen haben und die Sojabohnen geerntet sind, wird davon der Kredit an den nächsten Projektteilnehmer weitergereicht.
Das Projekt begann mit einer Schulung der Teilnehmer: über Zucht und Verwendung von Sojabohnen, über alles, was bei der Meerschweinchenzucht zu beachten ist, und über die "Spielregeln" der rotierenden Kredite. (Im Bild: Descartes Barhwamire von Dialog International Bukavu, l., mit dem Vorsitzenden der Selbsthilfegruppe CODIMIR aus Burhinyi) - Erst dann wurden an die Kinder, die am Projekt teilnehmen, je 5 kg Soja und fünf Meerschweinchen ausgegeben.
Der Bericht verschweigt auch nicht die Probleme, die es gab. Aufgrund der begrenzten Mittel konnte das Programm erst in sechs der 18 Dörfer Burhinyis beginnen. Dort bekamen bisher 245 besonders schwer unterernährte Kinder den "Kredit". Auch dabei war es angesichts der Not eine schwere Entscheidung, wer im ersten Durchgang die Hilfe bekam und wer immer noch warten muß. Zudem sind mittlerweile auch Erwachsene von Eiweißmangel betroffen und fragen sich, warum sie leer ausgehen.
Nach wie vor ist die Region ein Tummelplatz der verschiedenen Armeen und Milizen, die sich in wechselnden Konstellationen bekriegen. Auch bei diesem Projekt drohte ein Konflikt mit einem Trupp Kindersoldaten, die auch etwas abhaben wollten. Die Situation auf dem Land ist heute verzweifelt: da es kaum noch etwas zu plündern gibt, stehlen die Soldaten inzwischen sogar Meerschweinchen. Dialog International Bukavu hat ein ehrgeiziges Programm entworfen, um ehemalige Kindersoldaten ins zivile Leben zu reintegrieren. Für uns allein ist dieses Projekt zu groß. Wir bemühen uns deshalb seit Januar 2002(!) um einen Zuschuß; bei der zuständigen Abteilung der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (die offiziell die deutschen Gelder für "krisenmindernde Maßnahmen" im Kongo verwaltet) mahlen die Mühlen leider sehr langsam.
Wir haben KongolesInnen und RuanderInnen, die kürzlich in der Seenregion waren, gefragt: Hat es überhaupt Zweck, in dieser Situation Hilfsprojekte zu machen? Sollten wir nicht lieber warten, bis wirklich Frieden ist?
Bis Frieden ist - dieses Wort ruft heute bitteres Gelächter hervor. Auch wenn die jüngste Entwicklung hoffen läßt, daß der offizielle Krieg vorbei ist: plündernde Trupps ehemaliger Soldaten werden noch lange ein Problem bleiben. Wir müssen den Menschen auf dem Land jetzt helfen, sich zu behaupten - sonst bleibt ihnen nur, in die Städte zu fliehen oder sich selbst den Plünderern anzuschließen.
Unser Konto: Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 37020500, Konto 82 713 00