April 2002 Mitteilungen Nr.23

Die Auswirkungen des Krieges im Kongo auf Kinder

Die Auswirkungen des Konflikts auf Kinder sind zerstörerisch und verweigern tausenden von verletzlichen jungen Menschen alles, was einer normalen Kindheit ähnelt - so die Aussage eines Bulletins, das die Nicht-Regierungsorganisa-tion (NRO) "Refugees International" (RI) im Februar unter dem Titel "Kinder im Ost-Kongo: In einem Meer von Krieg und Armut treibend" veröffentlichte.

Auf einer gerade beendeten Untersuchungsreise in die Demokratische Republik Kongo mit dem Ziel, die Auswirkungen des Bürgerkriegs auf den östlichen Teil des Landes zu erforschen, fand RI eine Gesellschaft vor, die enorm unter Gewalt und dem Fehlen wirtschaftlicher Möglichkeiten leidet.

"Die vom Krieg betroffenen Kinder des Ost-Kongo besitzen keine Bildungs-chancen und bekommen, wenn sie Glück haben, einmal am Tag zu essen. Vie-le sind obdachlos, weil sie gezwungen waren, wegen akuter Armut zu fliehen", meinte RI.

Einige Kinder, so weiter, haben schreckliche Greueltaten gegen ihre Familien und Nachbarn miterleben müssen. "Ohne Begleitung und traumatisiert strömen sie in die großen Städte. Die Straßen von Bukavu und Goma, die beiden größten Städte der Kivus, quellen von vertriebenen Kindern über, die sich um Gele-genheitsjobs streiten oder von Kleinkriminalität leben", so RI.

Mädchen, die wegen des Kriegs oder der Armut auf der Straße leben, sind "extrem bedroht" von sexueller Ausbeutung, wenn sie erst einmal die Pubertät erreicht haben, heißt es. "Wenn sie keine Unterkunft finden oder von einem Kinderzentrum der Wohlfahrtsorganisa-tionen aufgenommen werden, ist es fast sicher, daß sie zum Überleben Sex verkaufen müssen. Vielleicht entscheiden sie sich für ein Leben in einem der Ausbildungslager, wo sie als Hausmädchen, Sex-Sklavin oder Spionin zur Infiltrierung feindlicher Camps gebraucht werden."

In dem Bericht hieß es, vorbereitende Untersuchungen einer lokalen NRO hätten nach einem Monat der Nachforschungen gezeigt, daß von 41 befragten zwischen 13 und 17 Jahre alten Prostituierten 38 wegen des Krieges oder der daraus resultierenden Armut vertrieben worden waren, und daß alle über nur geringe Bildung verfügt hätten.Die Forscher erwarteten, so RI weiter, eine be-trächtliche Anzahl von Mädchen in der gleichen Situation vorzufinden, wenn sie in den kommenden Monaten ihre Untersuchungen ausweiteten.

Ein anderer alarmierender Aspekt des Krieges sei das Anwachsen der Anzahl männlicher Kindersoldaten, meinte RI und fügte hinzu, daß 60% der entwaffne-ten Kindersoldaten in einem Auffanglager angegeben hätten, ihr Einsatz sei Folge der Armut ihrer Familien gewesen.

Der Bericht betonte, das generelle Problem der Krise des Kinderschutzes im Ost-Kongo sei äußerst weitreichend und Versuche eines Netzwerks kongolesi-scher NRO und gemeindebezogener Organisationen, die Kinder von der Stra-ße zu holen und sie mit einer grundlegenden Erziehung und Berufsausbildung auszustatten, im kleinen Maße effektiv aber äußerst unterfinanziert seien.

Die Untersuchung von RI ergab darüber hinaus, daß Kindersoldaten nur im minimalen Maß aus ihren Verstrickungen gelöst waren, entwaffnete Kinder von aufständischen Kommandanten streng überwacht werden und oft aus den Auf-fanglagern entführt oder bei der Rückkehr in ihre Dörfer gezwungen werden, wieder einzusteigen. In diesem Kontext sei der Entwaffnungsprozess lediglich eine "Public-Relations-Übung".

Der Bericht empfahl, die UN-Beobachtungsmission in der Demokratischen Republik Kongo (meist bekannt unter der französischen Abkürzung MONUC) und die UNO-Menschenrechtsorganisationen sollten alle Beobachtungen fortgesetzter Kinderrekrutierungen einschließlich der Namen der involvierten Kom-mandanten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

RI schlug auch vor, internationale Spender, UN-Behörden und internationale NRO sollten größere Anstrengungen unternehmen, um Verbindungen mit loka-len NRO, die alternative Schulprogramme begonnen haben, um Kinder von der Straße zu ekommen, zu knüpfen und sie finanziell zu fördern sowie Bemühun-gen zu unterstützen, Mädchen zu finden und sie von Anfang an in diese Pro-gramme zu integrieren.

Quelle: VEREINTE NATIONEN - Büro für die Koordinierung humanitärerer Angelegenheiten (OCHA) und Integriertes regionales Informations-Netzwerk, IRIN (Übers.: Bernd Büscher)

Unsere Partnerorganisation in Bukavu kümmert sich seit 1999 um Straßenkinder. Als im Januar viele Flüchtlinge aus Goma einströmten und auf den Straßen leben mußten, erreichte uns ein Dringlichkeitsappell zur Unterstüt-zung dieses Projektes. Wir haben keine Mittel zur Soforthilfe, aber wir su-chen dringend nach Lösungen. Rund 150 Frauen und Kindern soll eine Auf-gabe gegeben werden, mit der sie etwas Geld für ihren Unterhalt und für ei-ne Unterkunft verdienen können: Nähen, Stricken, Handarbeiten, Herstellen der hübschen Grußkarten mit Bananenblättern, die hierzulande auf Weih-nachts- und sonstigen Basaren verkauft werden und andere Tätigkeiten. Ihre Spende hilft uns schneller zu helfen.

Das nächste Dringlichkeitsanliegen ist die Entwaffnung und Wiedereingliederung von Kindersoldaten. Auch hierfür liegt uns ein Projektantrag aus Bukavu vor. Wir haben bereits in der letzten Ausgabe kurz darüber berich-tet. Lesen Sie, was im Projektantrag steht:

PROBLEMSTELLUNG

Die Kriege, die unser Land und insbesondere unsere Region seit 1996 verheeren, haben verschiedene Kriegsherren und Verantwortliche für bewaffnete Gruppen da-zu gebracht, Tausende von minderjährigen Kindern für ihre Truppen anzuwerben.

Von der AFDL des Laurent Désiré Kabila und des Joseph Kabila über die RCD und die verschiedenen Widerstandsgruppen (Mayi-Mayi) sind zahlreiche Kinder im Alter zwischen 8 und 16 Jahren Soldaten geworden. Die einen halten sich recht und schlecht, doch viele andere sind physisch, moralisch oder psy-chisch trauma-tisiert und aus der Bahn geworfen.

Außer mehreren Dutzend Kindersoldaten und ehemaligen Soldaten, denen wir einzeln begegneten, haben wir etwa dreißig Kindersoldaten oder frühere Soldaten des RCD oder der Mayi-Mayi im April 2001 in Burhinyi zusammengebracht.

Diese Kinder kamen aus den Kollektiven von Luhwindja, Burhinyi und Ngweshe. Während zwei Tagen des Nachdenkens mit ihnen nannten diese Kinder die folgenden Gründe als Leitmotiv für ihre Eingliederung in die bewaffneten Banden:

-Die Armut der Eltern, kein Geld für den Schulbesuch;

Arbeitslosigkeit, selbst wenn man etwas gelernt hat;

erlittene Gewalt oder Unsicherheit;

Scheitern in der Schule;

Verantwortungslosigkeit der Eltern (verlassene Kinder)

Verteidigung des Vaterlandes;keine Zugehörigkeit, weder zur Schule, noch zur Familie, noch im Beruf;

Angst und Furcht vor einer ungewissen Zukunft

Zwangsrekrutierung, Ratlosigkeit der Kinder angesichts der Gefahr;

Vorzeitiges Streben nach materiellen Gütern;

achegefühle angesichts von Plünderungen, Massakern, Diebstählen, Verge-waltigungen, etc.

Zahlreiche Kindersoldaten hatten nacheinander in der Regierungsarmee, dann bei den Rebellen oder in bewaffneten Gruppen gedient und sind jetzt demobilisiert oder desertiert, auf der Flucht vor den harten Bedingungen des Lebens im Maquis (Buschwald) oder weil sie mehrere Monate keinen Sold für ihre Tätigkeit bekom-men hatten. Die Ausschreitungen stören die Ruhe der Familien, die sie aufgenom-men haben und das soziale Milieu, das nicht darauf vorbereitet war, eine solche Menge Demobilisierter und Deserteure aufzunehmen.

Wohl wissend um die Gefahren, die sie darstellen, hat FORD (Föderation der ländlichen Organisationen für die Entwicklung in benachteiligten Gebieten) ein Programm für die Enttraumatisierung und die soziale Wiedereingliederung dieser Kinder initiiert.

Das Programm beabsichtigt, die demobilisierten Kinder in ein Übergangszen-trum aufzunehmen, wo sie umerzogen werden, ehe sie von ihren jeweiligen Fa-milien wieder aufgenommen werden. Wir brauchen also Maßnahmen der Einglie-derung um zu vermeiden, daß die demobilisierten Kinder aufs neue von den be-waffneten Streitkräften aufgegriffen werden, oder daß die Leute, die sie auf-nehmen in Chaos und unkontrollierbare Kriminalität hineingezogen werden.

HELFEN SIE UNS, KINDERSOLDATEN WIEDER IN EIN ZIVILES LEBEN ZURÜCKZUHOLEN!

Wie dringlich dies ist, zeigen folgende Beispiele:

TÄGLICHER SCHRECKEN DES KRIEGES

Am 11.10.01 wurde ein junger Mann namens Chibambo Beza, 25 Jahre alt, wohnhaft in der Avenue Mukonzi, im Stadtviertel von Chahi, von einer Gruppe uniformierter Militärs ermordet. Nach dem sie ihn erschossen hatten, haben die Angreifer in seinem Haus ein Radio, einen Videorecorder und einen Farbfernseher gestohlen. Deer arme Beza starb in der Nacht von Freitag auf Samstag im Krankenhaus von Panzi, wohin er nach Folterungen und schweren Verletzungen gebracht worden war.

In derselben Nacht wurde Monsieur Lazare schwer verletzt und die Täter hatten systematisch alle seine wertvollen Besitztümer und sein Geld ge-raubt. Am 7.10.01 wurde eine Frau namens Emelida M’Guhanika, 30 Jahre alt und verheiratet mit M.Shamavu, wohnhaft in der Ave. Lushoze in der Zo-ne von Ibanda, von einer Gruppe von Männern, die nur ein einziges Ge-wehr hatten, erschossen. Sie hatten die arme Frau ausgefragt und abge-lenkt. Nachdem sie sie getötet hatten, nahmen diese Banditen mehrere Ge-genstände, z.B. einen Videorecorder der Marke Sanyo, ein Fernsehgerät von Philips, ein Radio, ein Bügeleisen, ein Dokument über das Grundstück und etwa 1.060 US-$ mit. Unter dem Vorwand, desertierte Soldaten der DRK zu suchen, waren die Angreifer eingedrungen.

An der Peripherie von Bukavu wurden im Monat Oktober allein von der ein-zigen Gruppe von Kamisimbi etwa 10 Schießereien registriert. Aber auch andere Fälle von Folterungen und Schwerverletzten, begleitet von Dieb-stahl, Vergewaltigungen und systematischer Plünderungen von Wertgegen-ständen wurden von Bauern gemeldet. Untersuchungen um die Opfer die-ser ruchlosen Taten zu identifizieren, sind im Gange.

Aus Bukavu erfahren wir, daß M. Basengezi Mugoneke nicht mehr am Leben ist. Er war Taxi-Chauffeur, 22 Jahre alt, als er am 2.12.01 in Butare in Ruanda, ermordet wurde. Seine Mörder gehörten der Patriotischen Armee Ruandas (APR) an. Dieser arme junge Mann stammte aus Burhinyi im Ge-biet von Mwenga. Er wohnte auf der Ave. Mahenge, im Viertel Nyamugo in Kadutu. Das stimmt, bestätigt „Heritiers de la Justice“, der verstorbene Ba-sengezi ist in Ruanda ermordet worden. (Quelle: HJ Nr. 108 vom 14.12.01)

Am 27.12.01 ist eine Frau namens Anne Bahati M’Muhinmuzi, 50 Jahre alt, mit ihrem 25jährigen Sohn Ndusha Rushingwa erschossen worden. Es war gegen 19 Uhr, als die Angreifer in Militäruniformen ihren Auftrag erfüllt hat-ten, der darin bestand, jede Person, die sie an diesem Ort fänden, physisch zu beseitigen. Ihre Tochter, Nana Rushingwa, 23 Jahre, ist schwer verletzt zurückgeblieben und wurde in das Hauptstadtkrankenhaus von Bukavu gebracht.

Die Situation im Innern des Landes, in den ländlichen Gebieten, ist noch schlimmer. Die falschen Mayi-Mayi, zusammen mit den Interahamwe, hören nicht auf, die Bevölkerung zu traumatisieren: M. Mushagalusa Namukaya wurde im Dezember 2001 ausgeplündert und gefoltert. Man nahm ihm fol-gende Gegenstände: eine Nähmaschine, eine Schreibmaschine, einen Photoapparat...

M. Mpova wurde deportiert und verschwand in Muku. Er wurde erst nach mehreren Tagen freigelassen und mußte seinen Peinigern 40 $ bezahlen.

M. Njirwa Mujina, 20 Jahre, wurde unter dem Vorwand entführt, er habe die Interahamwe photographiert. Er wurde freigelassen gegen Bezahlung von 40 US-$ und einer Kuh.

Am 27.12.01 kam eine stark bewaffnete Bande zu Kahuka. Die Angreifer raubten 3 Kühe und Haushaltsgegenstände.

M.Maurice Muzinzi wurde am 13.1.02 in Lusheke erschossen.

Im Dezember 2001 wurde in dem Dorf Muku eine Frau namens M’Birali, Aimée, die mit M.Desiré Chamunane verheiratet war, von den Interahamwe getötet.

Im selben Monat wurden eine andere Frau und ihre 8jährige Tochter im Dorf Kaheshero tot aufgefunden. Übersetzung: Heidi Schimpf

DIE GUTEN NACHRICHTEN:ERSTES SOLARKOCHERPROJEKT IM KIVU BEENDET!

Aus dem Projektbericht: „Die Seminare wurden für verschiedene Bevölkerungs-gruppen des Süd-Kivu durchgeführt, sowohl in den Städten als auch auf dem Land. Tatsächlich ist der Südkivu eine natürlich bewaldete Region, die jedoch zur Zeit ernstlich gefährdet ist durch die Beschaffung von Brennholz, weil schon viel zu viel abgeholzt wurde.

Unsere Informationen, die bei allen sozialen Schichten verbreitet werden, sind von großem ökologischem und wirtschaftlichem Interesse.

In Afrika geschieht das Kochen der Nahrung im wesentlichen mit Holz. Die Suche nach Holz zum Heizen und Kochen belastet die Haushalte stark. Das Problem stellt sich folgendermaßen dar:

Es besteht eine starke Nachfrage nach Brennholz. Oft werden kostbare Bäume abgeholzt um Holz oder Holzkohle zum Kochen zu erhalten, das Essen zu wärmen, Körner zu trocknen... um medizinisches Material zu ste-rilisieren (Spritzen, Rasiermesser...) Kleider zu waschen, Wasser abzuko-chen. Man braucht viel Körperenergie und Zeit und ebenso Geld für die Be-schaffung und das Sammeln von Brennholz: im ländlichen Gebiet von Katana (Südkivu) braucht eine Familie monatlich 20 $ um die Bohnen, das Grundnahrungsmittel zu kochen.

Die Wälder und Büsche stehen als Brennholz nicht mehr zur Verfügung: durch menschlichen Eingriff hat sich der Wald 10 km vom Dorf zurückgezo-gen oder ist durch übermäßige Ausbeutung verschwunden. Darum braucht man jetzt einen ganzen Arbeitstag in den Plantagen um Brennholz zu be-schaffen...

THEMA DER AUSBILDUNG

Der Sonnenkocher, seine Anwendung und seine Herstellung

GLOBALES ZIEL

Die Vermehrung der Kapazitäten zur Ausbeutung der Solarenergie als natürlich verfügbare Ressource. Man will

die technische Ausbeutung der Sonnenergie in die Praktiken der Bevölke-rung integrieren,

den menschlichen Druck zur Suche nach Holz und die Produktion von Holz-kohle verringern;

den Verbrauch von Holz und Kohle für häusliche Arbeiten wesentlich redu-zieren;

den Verbrauch von Holz zum Heizen und die Umweltverschmutzung durch Rauch reduzieren.

Bis jetzt haben wir drei Seminare für den Sonnenkocher organisiert: Das erste in Lwiro, vom 25.-27.10.2001 für die Entwicklungshelfer rund um den National-park von Kahuzi-Biega und die Entwicklungshelfer für die Landkreise von Luh-windja, Burhini, sowie für die Studenten der Höheren Schule für Ökologie für die Bewahrung der Natur (ISEC-Katana).

Das zweite Seminar vom 3.-5.November 2001 war für die Bewohner der Waldgebiete in der Gegend von Mwenga: Krankenpfleger, Entwicklungshelfer, weibliche Gruppen und auch Lehrer.

Diese beiden ersten Seminare hatten als Ziel, einen Rahmen zu bilden für die Einführung der Sonnenkocher im Zusammenhang mit dem Umweltschutz.

Das dritte Seminar betraf die Ausbildung von Tischlern für die Herstellung von Sonnenkochern unter Beteiligung von Krankenpflegern. Das Ziel des Semi-nars vom 29.11. bis zum 1.1.2001 in Mugeri war es, einen lokalen Kern von Technikern für die Herstellung von Solarkochern zu bilden zugunsten der gan-zen Bevölkerung des Südkivu.“ Im Januar 2002 wurde ein viertes Seminar durchgeführt, dessen Bericht noch nicht vorliegt. Dieses Projekt wurde mit sub-stantieller Hilfe der schweizerischen Schmitz-Hillen-Stiftung realisert. Wir dan-ken ganz herzlich für diese großzügige Hilfe!

Inzwischen konnte ein zweites Solarkocherprogramm beginnen, das Emmanuel Mufundu in Bandundu und Kinshasa organisiert, ebenfalls gefördert durch die Schmitz-Hillen-Stiftung. Geplant sind weitere solche Seminare in der Region von Luhwindja im Südkivu und später vielleicht einmal eine Ausbildungsstätte für den gesamten Kongo.

Wiederaufforstung in Luhwindja

Richtig spannend wird’s mit unserem eigentlich schon seit Jahren geplanten „Wiederaufforstungsprojekt“ in Luhwindja. Warum? Weil nicht mehr allein Wiederaufforstung im Vordergrund steht sondern „Kampf gegen Erosion“ und weil die Bevölkerung von Luhwindja selbst entscheiden soll, wo der Schwerpunkt liegt: Entweder bei der klassischen Wiederaufforstung, bei einer neuartigen „Niederwaldwirtschaft“ oder bei einem reformierten Landbau, der den Erosionsschutz integriert. Vielleicht werden auch alle drei Möglichkeiten genutzt.

Wenn in Deutschland das BMZ (Entwicklungshilfeministerium) hoffentlich in einigen Wochen seine Förderzusage gibt und zwar für gut drei Jahre, vom Sommer 2002 bis zum Sommer 2005, dann kann Luhwindja darangehen, ein gravierendes ökologisches Problem zu lösen: die kahlen Hügel wieder zu bepflanzen. Doch zunächst wird Luhwindja dann eine Volksversammlung haben, wo das Projekt offiziell vorgestellt wird. Zu Beginn sollen rund zwei Dutzend Baumschulen angelegt werden und rund 500 Bauern werden in den folgenden Jahren wiederaufforsten, Niederwald pflanzen oder ihre Äcker nach neuer, reformierter Methode bestellen.

Besonders der reformierte Landbau ist einfacher gesagt als getan. Ändern Sie einmal althergebrachte Gewohnheiten! Die A.D.M.R. hat gute Chancen, daß sie dies schafft: Innocent Balagizi, der ANAMED-Biologe, welcher unsere Solarkocherseminare im Kivu organisiert, konnte gewonnen werden, als fachlicher Berater bei diesem Projekt mitzuwirken. Und was empfiehlt Balagizi gegen die Erosion für den Ackerbau an den Hängen der Hügel?

„Die Prinzipien eines nachhaltigen Landbaus beruhen auf der Integration der Land/Waldwirtschaft in das Ackerbausystem, indem man Hecken anpflanzt, die die Erosion verhindern und zugleich düngen, auf Leguminosenbasis, wie Calliandra callothyrsus, Leuceana leucocephala, Senna spectabilis, Senna siamea, cajanus cajan... Arten, die rasch wachsen.

Die Leguminosen haben folgende Vorteile:

Sie bringen Stickstoff in den Boden zur Düngung.

Sie halten die Erosion durch Regengüsse auf, durch ihre Pfahlwurzeln.

Sie ziehen das Wasser aus der Tiefe des Bodens, um es an der Oberfläche verfügbar zu machen für das Wachstum der Kulturen.

Nach zweimaligem Umpflügen teilt man das Land in flache Beete ein, vom oberen Rand aus und sät zunächst die Leguminosesamen im Abstand von 8 cm, sodaß sie eine Hecke bilden. Die Hecken sät man im Abstand von 5 m. Dazwischen liegt dann das Beet, auf dem man Manioc, Erdnußpflanzen, Mais in gemeinsamer Kultur anpflanzen kann.

Der Vorteil dieses Systems ist, daß auch das Jäten und die Ernte leichter durchzuführen sind.

An den Außenseiten des Feldes kann man dann Obstbäume (Avocado-/Zitronenbäume...), Bäume von großem wirtschaftlichem Wert (Treculia africana, Moringa oleifera, Azadirachta indica...) anpflanzen...“

Sonstige Nachrichten aus der Arbeit von Dialog International

Samstag, 8. Juni 2002 findet unser „Jubiläums-kongotag“ statt, in Düsseldorf, im Bilker Bürgerhaus. Thema: 10 Jahre Dialog International – 10 Jahre Kongo. Wer mit dieser Ausgabe kein Einladungsfaltblatt bekommt, möge sich bitte direkt bei uns melden oder Details auf unserer Website

www.dialog-international.org

finden. Für alle, welche unseren ersten Internetauftritt in den letzten Monaten besucht haben und wegen der seltenen Aktualisierung enttäuscht waren: Wir arbeiten alle ehrenamtlich und sind keine „Technikfreaks“. Aber wir arbeiten hart daran, die Website schneller zu aktualisieren und interessant zu gestalten. Täglich aktuell finden Sie in Englisch und Französisch die Kongo-nachrichten von IRIN, dem Informationsdienst der UNO.

Das letzte Info-Kongo/Kinshasa erschien Ende De-zember mit der Doppel-Nr.172-173. Die Hefte kommen von Entraide missionaire in Kanada. D.I. stellt deut-sche Übersetzungen her. Abonnement: EUR 12 für 12 Nummern.

Der PRESSESPIEGEL KONGO/KINSHASA erschien häufiger, von Januar-März kamen drei Ausgaben her-aus, die Nummern 96, 97 und 98, jede zwischen 40 und 60 Seiten stark mit englischen, französischen und deutschsprachigen Kongoartikeln der internationalen Presse. Abonnement: 30 EUR für 12 Nummern.

Der 19. Kongotag wird am 21.September wieder im Rahmen des Düsseldorfer Afrikatages stattfinden. Thema: 10 Jahre Projektarbeit von Dialog International im Kongo

Wir haben wieder ein kleines „Studentenprojekt“ in Deutschland: Ein junger Kongolese verlor in Kinshasa Vater und Mutter kurz vor seinem Abitur. Durch Ver-mittlung eines kongolesischen Mitglieds konnte er nach Deutschland kommen und bereitet sich auf sein Studium vor. Ein Kreis von Freunden fördert diesen jungen Mann. Ganz herzlichen Dank allen, die hier mit-helfen. Die Deutschkenntnisse des jungen Mannes sind in den letzten 8 Monaten schon fast perfekt!