Das aktuelle Kongo-Presse-Tagebuch

Das Kongo-Presse-Tagebuch gibt eine persönliche Meinung wieder. Auf keinen Fall die offizielle Meinung von Dialog International.
Die angegebenen Links sind teilweise nur kurzfristig im Internet frei erreichbar.

Samstag, 30. September 2006

letzte Aktualisierung: 09.22 Uhr

Le Potentiel berichtet heute morgen, daß sich in Kinshasa auf oppositioneller Ebene eine „Union für die Nation" formiert habe, um die Siegeschancen von Bemba in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen zu vergrößern und es scheint, daß mehr UDPS-Kräfte mit einbezogen werden…. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=35014&id_edition=3840

Während heute früh in den deutschen Medien – mit den gestern abend schon genannten Ausnahmen – offenbar das große Schweigen im Walde herrscht, zumindest beim Thema Kongo – sonst ist die Geschwätzigkeit ja nicht zu bremsen - bringt die südafrikanische Rundfunkstation SABC schon einen Bericht über die letzten Beschlüsse des UNO-Sicherheitsrats zum Thema MONUC im Kongo. Diese soll nämlich vorläufig im bisherigen Umfang aufrechterhalten bleiben und dann erst Mitte Februar nächsten Jahres soll dann entschieden werden, ob evtl. die Zeit für Kürzungen gekommen ist. Die Resolution gibt aber auch bekannt, daß sich der Sicherheitsrat schon vorher, Ende des Jahres, nochmal mit dem Kongo befassen will, kurz bevor Kofi Annan seinen Posten als Generalsekretär verläßt. Die Nachricht stammt von Reuters und wird heute früh auch in zahlreichen amerikanischen Zeitungen veröffentlicht. http://www.sabcnews.com/africa/central_africa/0,2172,135761,00.html

Kurz vorher ist Joseph Kabila gestern nachmittag von seinem Kurzbesuch beim Kollegen in Angola nach Kinshasa zurückgekehrt. Vor seinem Rückflug sprach er noch dies in die Mikrophone der Journalisten, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet: Kabila told the press at Luanda's International Airport before departure for home that if he wins the election, he is ready to work with political forces interested in his country's development. Will er damit Besserung geloben? http://english.people.com.cn/200609/30/eng20060930_307706.html

The Mission Song ist auf der Bestseller-Liste der New York Times schon aus dem Stand auf dem dritten Platz gelandet http://www.nytimes.com/2006/10/08/books/bestseller/1008besthardfiction.html?_r=1&oref=slogin . Da ist natürlich naheliegend zu schauen, auf welchem Rang sich denn die deutsche Ausgabe auf der Spiegel-Bestseller-Liste findet – und siehe da, weit abgeschlagen auf Platz 16. Aber der Titel „Geheime Melodie" klingt auch mehr nach Mysterium, während „Mission" inzwischen im Englischen schon eher mit Geheimdienst als mit Evangelisierung verbunden wird…. Und solch ein Thriller ist allemal lesenswert. http://www.spiegel.de/kultur/charts/0,1518,385585,00.html

Der folgende Artikel ist nicht vor allem deshalb bemerkenswert, weil darin auch der Kongo erwähnt wird, sondern weil der Text in einer ganz besonderen Situation veröffentlicht ist, nämlich in der Bangkok-Post kurz nach dem dortigen Militärputsch und die Überschrift lautet: Warum ist Demokratie gut für Entwicklung. Und der Artikel stellt fest, daß man manches gegen einzelne demokratische Regierungen sagen könne, doch ihre Bevölkerungen würden nie hungern, im Gegensatz zu denen vieler autoritärer Staaten, wie einst das Britische Indien, China oder Zaire (heute die Demokratische Republik Kongo), wo Millionen Menschen ihr Leben in Hungersnöten lassen mußten, die vom Menschen verursacht waren. Der Artikel – von der Bangkok Post unverfänglich übernommen aus einer UNO-Veröffentlichung – ist Honig für Menschen, über deren Köpfe hinweg sich gerade eine Diktatur installiert hat. http://www.bangkokpost.com/News/30Sep2006_news29.php

Ein kurzer Blick in die französische Presse läßt feststellen, daß sich Le Figaro wieder mit der „glorreichen" Kolonialgeschichte der Grande Nation befaßt, nämlich mit Pierre Savorgnan de Brazza, irgendwo der Stanley Frankreichs. Da geht's zwar nur um den „kleinen Kongo", aber der große Nachbar ist natürlich auch immer präsent. http://www.lefigaro.fr/reportage/20060930.FIG000000716_le_retour_au_congo_de_savorgnan.html

Freitag, 29. September 2006

letzte Aktualisierung: 29.9.06, 22.00 Uhr

Wir sagen halb scherzhaft, die Kongolesen hätten bei der Stichwahl in einem Monat die Wahl zwischen „Pest und Cholera". Möglicherweise haben einige Menschen in Ituri keine Wahl mehr, denn zahlreiche Schweizer Medien berichten heute abend, daß dort offenbar die Lungenpest ausgebrochen ist, so „20-Minuten", das Züricher Gratisblatt. An die 20 Tote und Dutzende Verdachtsfälle wurden bereits registriert. «Es gibt eine Epidemie in der nordöstlichen Ituri-Region», sagte der WHO-Pest-Experte Eric Bertherat. «Wir versuchen zu bestätigen, dass es die Pest ist.»

Der Ausbruch sei um Isiro im Osten des Landes lokalisiert. Bei der Lungenpest handelt es sich um eine besonders gefährliche Variante, die sehr ansteckend ist und zu 50 Prozent tödlich verläuft. http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/15862948

Die Reuters-Nachricht zum Ausbruch der Epidemie in Ituri kam Freitag um 16.52 Uhr über den Ticker, aber offenbar gehen dann deutsche Journalisten ins Wochenende, jedenfalls gab's keine Meldung dazu in deutschen Medien, während die Situation in der Schweiz und in Österreich (Standard) ganz anders war.

http://go.reuters.com/newsArticle.jhtml?type=healthNews&storyID=13645694&src=rss/healthNews

Doch jetzt wieder zurück zur großen Politik: Die Repräsentantin der Konrad-Adenauer-Stiftung im Kongo, Andrea Ostheimer, hat für eine Verlängerung des Bundeswehr-Mandats in dem Land über den 30. November hinaus plädiert. „Es ist wünschenswert, das Mandat zu verlängern", sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). „Da die Amtseinführung des neuen Präsidenten für den 10. Dezember geplant ist, wäre es sinnvoll, wenn Eufor bis Januar bliebe. http://www.ksta.de/html/artikel/1159354615950.shtml

In einer Reuters-Meldung ist folgendes zu lesen: Both sides have since declared a truce, but regulators are trying to prevent the spread of what they call "hate media".

Members of Bemba's coalition were banned from speaking to the press after they were accused of making xenophobic statements in the name of "Congolite", a term invoking nationalist purity.

Extremist rhetoric, often along xenophobic and nationalistic lines, has increased in Kinshasa, where Kabila is unpopular and, due to his upbringing abroad, is perceived by many as a Western-backed foreigner. http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L29887779.htm

Auch MineWeb berichtet inzwischen über die höheren Goldfunde von Banro im Kongo – wir berichteten gestern schon darüber - http://www.mineweb.net/co_releases/225740.htm

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letzte Aktualisierung: 29.9.06, 07.55 Uhr

PhillyBurb bzw. Bucks County Courier Times in den USA, eine Provinzzeitung also, hat eine gute Auslandberichterstattung und meldet, daß gestern die Koalition der Parteien, die im neuen Parlament Kabila unterstützen werden, verkündete, sie habe jetzt die Mehrheit im Parlament und können den Ministerpräsidenten wählen. http://www.phillyburbs.com/pb-dyn/news/91-09282006-720012.html

Der Besuch Kabilas in Angola diente dazu – weiß die südafrikanische Sunday Times an diesem Freitag zu berichten – den Partner in Luanda über den Fortgang des Wahlprozesses zu informieren. So soll es jedenfalls der Privatsekretär von Kabila, Barnabe Kikaya der Presse gegenüber geäußert haben. „Er trifft sich regelmäßig mit unseren Verbündeten", fügte er noch hinzu.

http://www.suntimes.co.za/zones/sundaytimesNEW/basket6st/basket6st1159504663.aspx

Die (ugandische) Rebellenführung hält sich weiterhin in der Demokratischen Republik Kongo auf, nahe der sudanesischen Grenze – und hat gestern den Friedensprozeß mit der ugandischen Regierung schon wieder abgebrochen. Über 3.000 von mutmaßlich 10.000 Kämpfern hatten sich in Auffanglager begeben und werden jetzt aufgefordert, wieder in den Busch zurückzukehren. Die Verhandlungen im südsudanesischen Juba wurden abgebrochen. Die ugandische Regierung hatte die Auffanglager mit Soldaten umstellt…. Der ausführliche Bericht dazu ist heute in der taz zu lesen: http://www.taz.de/pt/2006/09/29/a0127.1/text.

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In einer Kurzmeldung bringt die taz außerdem heute früh dies: Das UN-Welternährungsprogramm WFP hat im Osten der Demokratischen Republik Kongo eine Luftbrücke eingerichtet, um hunderttausende Menschen in Regionen ohne Infrastruktur zu versorgen. Die Luftbrücke bringt Nahrung aus der Stadt Goma nach Kindu (Maniema) und Manono (Katanga). Aus Manono sollen 125.000 Menschen versorgt werden, die nach schweren Kämpfen in ihre Dörfer zurückgekehrt sind und dort nichts haben. WFP erreicht im Ostkongo 500.000 von 875.000 Bedürftigen. Die Verteilungen sind aus Geldmangel von 6.500 Tonnen monatlich letztes Jahr auf 4.700 dieses Jahr gefallen; nötig wären 7.800 Tonnen. D.J. http://www.taz.de/pt/2006/09/29/a0132.1/text

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Bundeswehr. Ein Besuch bei den deutschen Soldaten im Kongo, wo die Sicherheitslage alles andere als stabil ist.

Es ist schon dunkel, als Philippe Peter die Stadt erreicht. Die Transall der Luftwaffe ist von Norden kommend in Richtung des Flughafens eingeschwenkt. Das zweimotorige Flugzeug nähert sich dem Meer kleiner Lichter, das nur durch wenige gerade Linien geordnet wird. Rumpelnd setzt die Maschine auf der unebenen Landebahn auf. Kinshasa, ... Und wer heute früh den Besuchsbericht bei der Bundeswehr in Kinshasa in der Sächsischen Zeitung weiterlesen will, muß leider bezahlen. Ist das nicht langweilig? Sie kommen sich wohl sehr wichtig vor, diese Sachsen. http://www.sz-online.de/nachrichten/base.asp?ausgabe=101

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Die Los Angeles Times bringt heute eine Filmbesprechung über „King Leopold's Ghost", einen neuen Film, der die Erkenntnisse von Adam Hochschild's „Schatten über dem Kongo" verarbeitet. Darin wird eine Tochter Lumumbas zitiert, die sagte, daß heute die meisten Kongolesen zu jung seien, um irgendetwas über ihren Vater zu wissen. Für sie sei der gegenwärtige Staat das Tor zur Welt…. http://www.calendarlive.com/movies/reviews/cl-et-leopold29sep29,0,4673913.story

Donnerstag, 28. September 2006

letzte Aktualisierung: 22.00 Uhr

Was sich die Menschen so unter dem Kongo vorstellen, wird heute in einem Leserbrief an die schweizerische Boulevard-Zeitung „Blick" deutlich: Streikende Piloten in den Kongo ist die Überschrift und dann heißt es: Die Swissair war einst der Stolz der Schweiz und Aushängeschild für ein kleines, aber feines Land. Dann folgte die abgespeckte (auch im Namen) lahme, stotternde Swiss mit seinem teilweise unfreundlichen Personal. Nun kommt der Gipfel: Streik der «ehemaligen Crossairpiloten» und die Swiss kommt wieder in die Negativschlagzeilen und ruiniert nochmals den guten Ruf der Schweiz. Nein danke, solche an der Vergangenheit hängenden Piloten braucht das Land nicht und Lufthansa wird sie auch bald auswechseln. Vielleicht frisst dann der Kranich auch noch den Swiss-Würfel auf. Dann können die alten Crossair-Leute ja im Kongo fliegen und dort streiken, wenn ihre Träume nicht erfüllt werden. Au Backe!

http://www.blick.ch/service/leserbriefe/news19160

Zu den Ländern, wo kaum sauberes Trinkwasser zur Verfügung steht, gehört – wer hatte etwas anderes erwartet? – der Kongo, wie Unicef in diesen Tagen in einem Bericht feststellt. Immerhin berichten einige deutsche Medien darüber, z.B. die Tageszeitung DIE WELT, deren Überschrift im heutigen Artikel lautet Tödliches Schmutzwasser. http://www.welt.de/data/2006/09/28/1053411.html Der Bericht der Süddeutschen Zeitung zu diesem Thema findet sich hier: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/artikel/154/87067/

So, und jetzt kommt ein hochfachlicher Artikel. Campus-Med kümmert sich irgendwie um die Probleme der Mediziner und veröffentlicht heute einen Artikel zum Thema Die Bundeswehr im Kongo: Infektionsgefahr bei Auslandseinsätzen. Darin wird von einer Veranstaltung berichtet, die sich um das „Hygienemanagement" der Bundeswehr kümmert. Entschuldigung, aber das steht da wirklich. Und diskutiert wurde das auf einem "Wehrtechnischen Abend", zu dem Microban®, der weltweit führende Marken-Anbieter für integrierten hygienischen Schutz und die Preußische Gesellschaft Berlin-Brandenburg aus Anlass der 3. Handelsblatt Konferenz "Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie" nach Berlin geladen hatten. Aha, ein optimales Trio. Der Rest ist Technik. Man produziert antibakterielle Textilfasern oder sowas ähnliches und ist dankbar für den Kongo, weil endlich ein Einsatzgebiet gefunden ist. Hier weiterlesen:

http://www.campus-med.de/index.php?module=myDPANews&func=content&file=2006-09-28/na00879641&quelle=news+aktuell

Und endlich kommt eine Nachricht, die wir hier mal bejubeln können, natürlich von der Rheinpfalz: In der Demokratischen Republik Kongo hat am Donnerstag der einmonatige Wahlkampf für die Provinzwahlen am 29. Oktober begonnen. Dabei stehen rund 13.500 Kandidaten in 189 Wahlkreisen zur Wahl. Es werden 690 Sitze vergeben, 632 davon durch allgemeine Wahl, die übrigen werden durch Stammesfürsten besetzt. Die Provinzabgeordneten wählen Ende Dezember die Senatoren und Anfang kommenden Jahres die Provinzgouverneure. Diese Provinzwahlen werden hoffentlich den Kongo wirklich voranbringen. Bisher stand nur die Stichwahl für den Präsidenten im Vordergrund, aber wirklich wichtig ist diese Provinzwahl. http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER060928091503.o56qk2dp

Alert-Net von Reuters berichtet, daß der Druck ansteige, auf die EU-Streitkräfte etwas länger im Kongo zu bleiben. Welch ein Glück, daß Herr Jung inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt ist und keine Stellungnahmen mehr abgeben muß, in denen er betont, daß seine „Jungs" Weihnachten wieder zu Hause seien. http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L28793242.htm

Joseph Kabila hielt sich dieser Tage in Angola auf und hatte wohl deshalb auch keine Zeit, sich mit einem Bundeswehrminister in Kinshasa zu treffen. Die Pflege gutnachbarlicher Beziehungen war wichtiger. Ein Bericht darüber findest sich hier: http://www.angolapress-angop.ao/noticia-e.asp?ID=476096

Ja, und hier beschenken uns die deutschen Finanznachrichten mit einer englischen Meldung über Goldfunde von Banro im Kivu, genauer gesagt, in Twangiza. Und wer das bei Google eingibt und nicht gerade Windows 98 hat, der kann sogar aus dem Weltraum betrachten, wo das denn liegt. Also, man frohlockt über weitere Goldfunde im Kongo, welche die Aktienkurse steigen lassen. http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2006-09/artikel-7060823.asp

Le Soir berichtet heute Abend mit einer afp-Meldung, daß Kinshasa von der UNO zur Stadt ohne Armee ausgerufen wurde. Das steht da jedenfalls. http://www.lesoir.be/actualite/monde/2006/09/27/article_kinshasa_sans_armes_avec_l_onu.shtml

Atmosphère électrique à Kinshasa ist dagegen die Überschrift eines Artikels von RTL-Belge. http://www.rtl.be/Site/Index.aspx?PageID=209&ArticleID=64346 Irgendwie ähnlich klingt auch der Tenor des Artikel von Congopage zu diesem Thema: http://www.congopage.com/article.php3?id_article=4178

Das UN-Tribunal für Ruanda sucht noch 18 mutmaßliche Drahtzieher des Völkermords von 1994, schreibt heute der österreichische STANDARD. Die meisten der noch gesuchten Angeklagten hielten sich vermutlich im Kongo auf. http://derstandard.at/?url=/?id=2604711

letzte Aktualisierung: 28.9.06, 09.23 Uhr

Die russische Zeitung "Iswestija" hat gestern einen Bericht über das erneute rasante Anwachsen der internationalen Rüstungsausgaben veröffentlicht. Darin ist zu lesen, daß u.a. im Kongo im Zeitraum von 1985 bis 2000 der Rüstungsetat verdoppelt wurde.

http://russlandonline.ru/schlagzeilen/morenews.php?iditem=29372

Von diesem giftigen Kuchen hat denn auch Deutschland etwas bekommen. Das Neue Deutschland ist bekanntlich eine Zeitung, und heute ist darin ein kritischer Beitrag zum neuesten Rüstungsexport-Bericht der Bundesregierung zu lesen, aus dem hervorgeht, daß Deutschland auch in den Kongo Waffen lieferte. Hier wäre natürlich mal interessant zu wissen, wer diese denn dort bekam und mit welcher Begründung? Insgesamt stieg der Rüstungsexport deutlich, was sich auch leicht daran messen läßt, daß die Welt seither nicht friedlicher geworden ist. Waffenexport bewirkt eben genau das. http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=97771&IDC=2

So paßt denn auch diese dpa-Meldung der Offenbach-Post ganz gut in diese Reihe: Verteidigungsminister Franz Josef Jung hat seine dreitägige Afrika-Reise beendet. Zum Abschluss hatte Jung nach Gesprächen in Kinshasa weitere Hilfen für den Kongo zugesagt. Als Beispiele nannte er Hilfe bei militärischer Ausbildung, europäische Polizeiunterstützung und Entwicklungshilfe. Einem verlängerten Einsatz der europäischen EUFOR-Truppe erteilte Jung erneut eine Absage. Bis zu 780 deutsche Soldaten sollen bis Ende November die Lage rund um die Präsidentschaftswahl im Kongo sichern. http://www.op-online.de/dpa/newsticker/17_191_323531373039.htm

Dann findet sich heute doch noch ein richtig ausführlicher Kongoartikel bei dem Nachrichtensender N24 mit dem Titel: Bundeswehr im Kongo: "Mission Possible"?, der jedoch eigentlich nur die dpa-Agenturmeldungen der letzten Wochen nochmal aufwärmt und mit der Behauptung beginnt: Die Ruhe im Kongo ist trügerisch und dann den Eindruck erweckt, man sitze in Kinshasa auf dem Vulkan. Wie oft hat man sich im Kongo darauf sitzend gewähnt und dann blieb alles friedlich, weil das Volk eben sehr friedlich ist. Wunderlich ist eigentlich nur, daß keiner auf die Idee kommt, die Zivilgesellschaft in der Aufrechterhaltung des Friedens wirklich zu unterstützen. Aufpasser werden dabei allerdings nicht benötigt. http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=71771

Im südafrikanischen Mail&Guardian läßt sich ein afp-Bericht aus Goma über die Misere der kongolesischen Straßenkinder-Prostituierten lesen, der sehr erschütternd ist. Dialog International hatte letzten Freitag in der VHS den Film „Survie" von Richard Nawezi bzw. seiner Hilfsorganisation Mutoto in Lubumbashi gezeigt, wo auch sehr eindrücklich die Situation solcher kindlicher Prostituierten dargestellt ist. http://www.mg.co.za/articlePage.aspx?articleid=285111&area=/insight/insight__africa/

Im Houston Chronicle in den USA erscheint heute ein interessanter AP-Artikel von BETH DUFF-BROWN, der Kanadierin, die neulich ihren Reisebericht als Kongo-Tagebuch veröffentlichte. Jetzt geht's um die wirtschaftliche Situation und auch hier wird die ProCredit-Bank gelobt, die als erste auch Mittelklasse-Leuten die Benutzung der Visakarte ermöglicht. In diesem Artikel wird ein bißchen rübergebracht von der wirklichen Situation im Kongo.

http://www.chron.com/disp/story.mpl/business/4219990.html

Boston Globe bringt einen Reuters-Bericht, dem zufolge die zuständigen US-Behörden nach wie vor befürchten, daß „Blutdiamanten" in die USA gelangen. Hier kann weitergelesen werden: http://www.boston.com/news/nation/washington/articles/2006/09/27/conflict_diamonds_may_be_entering_the_us_gao/

Indien ist ein bedeutendes diamantenverarbeitendes Land und so ist kein Wunder, daß in der dortigen Economic-Times ein interessanter Hintergrundartikel zu den neuesten Bewegung in der russischen Diamantenfirma Alrosa zu finden ist, die, wie hier schon berichtet, eben auch Pläne entwickelt, in den Kongo zu expandieren und dort De Beers Konkurrenz zu machen.

http://economictimes.indiatimes.com/articleshow/2033316.cms

Die BBC berichtet noch von einem belgischen Projekt, bei welchem in Kigoma 250 Kinder, die bisher als Diamantensucher ausgebeutet wurden, die Möglichkeit zum Schulbesuch bekamen.

http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/5386040.stm

Mittwoch, 27. September 2006

letzte Aktualisierung: 08.06 Uhr

Gebetsmühlenartig wird in allen möglichen Regionalzeitungen heute früh in den Veröffentlichungen zum Kinshasa-Besuch von Bundeswehr-Minister Jung wiederholt, daß er am Kongo-Einsatz festhalte. So bringt die Münchner Abendzeitung als Kurzmeldung heute früh folgende dpa-Notiz: „Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hat Forderungen nach einer Verlängerung des Militäreinsatzes im Kongo zurückgewiesen. Das Mandat der UN laufe Ende November aus, sagte Jung bei einem Truppenbesuch in Kinshasa. Kongos Vizepräsident Jean-Pierre Bemba sprach sich dagegen für eine Verlängerung des EUFOR-Einsatzes aus. Nach der Unterredung mit Bemba wollte Jung mit dem amtierenden kongolesischen Staatspräsidenten Joseph Kabila zusammenkommen. Dieser ließ jedoch das geplante Treffen ohne Begründung platzen." Natürlich könnte man auch auf die Idee kommen, daß für einen Staatspräsidenten der Empfang eines deutschen Bundeswehrministers nicht unbedingt besondere Priorität hat. Oder andersherum, der public-relation Nutzen wäre für Jung ungleich größer gewesen, hätte er mit Kabila zusammen auf einem Zeitungsphoto zu sehen sein können. http://www.abendzeitung.de/cgi-bin/suche.pl?func=anzeigen&filename=iptc-hfk-20060926-142-dpa_12735492.nitf&sqlsuche=-infoline-schlaglichter&linknummer=70&code=3180049.26073481

Der Spiegel titelt seine Kurzmeldung zu diesem Thema mit „Kabila läßt Jung sitzen" und schreibt: Rund anderthalb Stunden hatte Bundesverteidungsminister Franz Josef Jung auf den kongolesischen Regierungschef gewartet - vergeblich. Schließlich war klar, dass der Termin nicht mehr zustande kommen würde.

Jung gab sich gefasst, nicht mal brüskiert: "Es ist Tatsache, dass ich bei unserer letzten Reise im Juli bei Staatspräsident Kabila war", sagte er nach seinem Besuch bei Vizepräsident Jean-Pierre Bemba. Dieser ist Kabilas Herausforderer bei der Stichwahl um das Präsidentenamt Ende Oktober. "Ich konnte beide Kandidaten kennen lernen", sagte Jung weiter. Das sei ihm wichtig gewesen.

Der deutsche Botschafter, Reinhard Buchholz, verwies auf einen Termin Kabilas am nächsten Tag als Grund für die Absage. Ein Termin mit dem Leiter der unabhängigen Wahlkommission, Apollinaire Malumalu, kam ebenfalls nicht zu Stande, weil dieser den Termin verwechselte und am Dienstag in Südafrika war.fok/dpa http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,439444,00.html

Dominic Johnson von der taz hebt heute einen Artikel zu folgendem Thema ins Blatt: Die EU-Truppe "Eufor" in der Hauptstadt Kinshasa hat immer wieder mit Provokationen seitens des Militärs von Präsident Kabila zu tun. Die Entmilitarisierung der Stadt gelingt nicht, es wird aufgerüstet. Der Artikel bringt keine einzige neue Nachricht, sondern trägt die Begebenheiten der letzten Monate zusammen und will damit Ängste wecken und Spannungen beweisen - wie D.J. dies gerne macht, wenn natürlich die Vorgänge Beachtung verdienen und die Rolle der Präsidialgarde kritisch hinterfragt werden muß. - http://www.taz.de/pt/2006/09/27/a0121.1/text

Der Artikel ist sozusagen das Begleitprogramm zur Kurzmeldung, daß Bundeswehrminister Jung in Kinshasa weilt. http://www.taz.de/pt/2006/09/27/a0127.1/text In seinem Kommentar kritisiert Johnson, daß die Debatte über den Kongoeinsatz in Deutschland scheinbar beendet ist und die Politiker sozusagen fahrlässig immer wieder betonen, kurz nach den Wahlen würden die Jungs wieder nach Deutschland geholt. Das wäre falsch. Die Lage im Kongo ist explosiv. Einen Monat vor dem entscheidenden zweiten Wahlgang machen die beiden wichtigsten politischen Lager in Kinshasa, Präsident Joseph Kabila und Oppositionsführer Jean-Pierre Bemba, gegeneinander mobil und bereiten sich auf einen schmutzigen und eventuell gewaltsamen Wahlkampf vor…. Es ist fahrlässig, in einer so prekären Lage zu betonen, das Mandat der Bundeswehr und der EU-Truppe werde wie geplant Ende November enden. http://www.taz.de/pt/2006/09/27/a0180.1/text

Der Berliner Tagesspiegel geht auch heute in seiner Kongoberichterstattung ins Detail, nachdem gestern bereits über ein Symphonieorchester in Kinshasa geschrieben wurde. Jetzt ein Blitzlicht auf die Menschenrechtslage im Kongo. Vielleicht soll damit ein Anfang für eine kontinuierliche Berichterstattung aus Zentralafrika gemacht werden? Kinshasa - Feu D'Or Bonsange von der Wochenzeitschrift "Tapis Rouge" wurde gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt, wie die lokale Journalistenorganisation Journaliste en danger (Jed) erklärte. Bonsange war demnach am 12. September wegen eines kritischen Artikels über den Chef der Finanzbehörde der Demokratischen Republik Kongo, dem er Unterschlagung vorwarf, festgenommen worden.

Der Bericht sei von den Behörden als "verleumderisch" bezeichnet worden. Das Boulevardblatt "Tapis Rouge" erscheint unregelmäßig in der Hauptstadt Kinshasa. (tso/AFP) http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/nachrichten/justiz/75264.asp

Einen etwas längeren Bericht widmet der Tagesspiegel dem Truppenbesuch von Jung und was den Abzugstermin anbelangt, so schreibt das Blatt: Doch könnte er die Rechnung ohne die Kongolesen gemacht haben, die die Amtseinführung des neuen Präsidenten möglicherweise erst am 17. Januar kommenden Jahres vornehmen werden. In Kinshasa werde der Einsatz der europäischen Soldaten zur schnellen Befriedung der Lage inzwischen "sehr positiv" gewertet, heißt es übrigens in dem Artikel. http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/kongo-einsatz/75251.asp

In den USA erscheint heute in The Minnesota Daily ein Kommentar über den Kongo, der klar sagt, daß in diesem zentralafrikanischen Land trotz Wahlen die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg stattfinde. Und dann: Congo is neglected in academic and diplomatic circles, as well as in the echoing media, which feel the need to report only on what powerful entities are discussing - not necessarily what appears most grave.

Another theory on why Congo appears unnoticed is the claim that people are exhausted after the Asian tsunami and overwhelmed with the conflict in Darfur. What if the Holocaust were ignored simply because it was "too big to handle"? Moreover, would it ever be acceptable to argue that the conflict in Somalia exhausted the world, and therefore the genocide in Rwanda was justifiably ignored? http://www.mndaily.com/article.php?id=69118

Die International Herald Tribune bringt heute einen Bericht über die Verschiebung der Anhörungen Thomas Lubangas vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, die eigentlich morgen beginnen sollten auf unbestimmte Zeit, weil seine Verteidiger mehr Zeit zur Vorbereitung benötigen. Ob der Prozess vor allem den Juristen nutzt? http://www.iht.com/articles/ap/2006/09/26/europe/EU_GEN_International_Court_Congo.php

In einem anderen Artikel derselben Zeitung wird Besorgnis geäußert darüber, daß die Lebensmittelversorgung der UNO-Hilfsorganisationen im Ostkongo gefährdet ist und auch wegen schlechter Straßen und fehlender Eisenbahnverbindungen große Probleme hat. Nebenbei sei erwähnt, daß sich die Strategie der deutschen Welthungerhilfe im Nordkivu wieder auszahlt, die – statt Lebensmittel zu schicken – Straßen gebaut hat, damit die Bauern ihre Produkte rasch auf die Märkte bringen können, bevor sie in ihren Dörfern verfaulen. Im Prinzip ist das Land wirklich fruchtbar genug. Das einzige Problem ist der Transport… http://www.iht.com/articles/ap/2006/09/26/africa/AF_GEN_Congo_Food_Shortage.php

TV-Movie – was auch immer das ist, meldet heute, daß Wim Wenders die Gewalt im Kongo in Szene setzen will… Mit dem Episodenfilm "Invisibles" wollen Regisseure auf menschliches Leid in der ganzen Welt aufmerksam machen.

Zusammen mit Kollegen aus Spanien und Südamerika plant Kultregisseur Wim Wenders deshalb ein Projekt über Konflikte, die im täglichen Medienrummel keinen Platz finden. Die Regisseure werden zu verschiedenen Themen Kurzfilme drehen und sie anschließend in einem Episodenfilm mit dem Arbeitstitel "Invisibles" - zu deutsch "Unsichtbare" - zusammenführen. In seinem Beitrag möchte Wenders sich der Situation der Frauen im Kongo widmen, die von den Milizen entführt und gezielt vergewaltigt werden. In den anderen Filmen soll es unter anderem um die Auswirkungen der Schlafkrankheit, das Leben von Kindersoldaten in Uganda und die Lage heimatloser Menschen in Kolumbien gehen. Engagierte Filmemacher An dem Projekt sind die spanischen Regisseure Fernando Leon, Mariano Barroso und Isabel Coixet sowie der Peruaner Javier Corcuera beteiligt. Als erster Schauspieler ist inzwischen "Das Meer in mir"-Darsteller Javier Bardem bei "Invisibles" an Bord. Der Film soll im nächsten Jahr im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" ins Kino kommen. http://www.tvmovie.de/Newsmeldungen.151.0.html?&detail=606

Dienstag, 26. September 2006

letzte Aktualisierung: 06.45 Uhr

Da sitzen die deutschen Jungs in Kinshasa mitten in einem riesigen Elendsviertel, gut ernährt von einer spanischen Cateringfirma und werden reich – fast fürs Nichtstun. Denn viel zu tun gibt's ja nicht für sie und hoffen wir mal, das bleibt auch so. Aber jetzt wollen sie noch reicher werden – und zwar zusätzlich zum Sold, den sie ohnehin bekommen. So ist das nämlich, wenn Staatsbedienstete ins Ausland gehen, wie die Mitteldeutsche Zeitung heute meldet: Halle (ots) - Das Bundesverteidigungsministerium ist nicht gewillt, den 310 im Kongo stationierten Bundeswehr-Soldaten mehr Geld zu zahlen. Ein Antrag des Einsatzführungskommandos in Potsdam von Anfang September, die Soldaten von Stufe vier der Auslandsverwendungszulage auf Stufe fünf zu hieven, liegt bisher unbeantwortet im Ministerium. Stufe vier - dies entspricht 66 Euro pro Tag zusätzlich zum Sold - wird bei bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen gezahlt, Stufe fünf - 79 Euro zusätzlich -, wenn wirklich Bürgerkrieg herrscht. Anlass für den Antrag waren die gewaltsamen Auseinandersetzungen in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa Mitte August zwischen Anhängern der Präsidentschaftskandidaten Joseph Kabila und Jean-Pierre Bemba. Im Verteidigungsministerium heißt es, die Voraussetzungen für eine Sold-Erhöhung seien derzeit nicht gegeben, weil es im Kongo ruhig sei. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) wird die Truppe am Dienstag besuchen. http://www.presseportal.de/story_rss.htx?nr=878243

Auch die nächste Kongonachricht kommen heute früh aus Mitteldeutschland. Das folgende meldet der dortige Rundfunk: Auf seiner dreitägigen Afrika-Reise ist Verteidigungsminister Jung am Abend in Gabun eingetroffen. Er besucht dort die 430 deutschen Soldaten, die als Verstärkung für einen Einsatz im Kongo bereitstehen. Jung reist noch heute weiter in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa. Dort wird er mit Präsident Kabila und dessen politischen Rivalen Bemba Gespräche führen. http://www.mdr.de/nachrichten/meldungen/3516613.html

Die britische Financial Times macht in einem Artikel über eine Wahlrede von Brown, dem Labour-Kronprinzen vor dem Parteitag, in der übrigens die Europäische Union interessanterweise mit keinem Wort vorkommt, darauf aufmerksam, daß Deutschland ab Januar den EU-Vorsitz für ein halbes Jahr übernimmt und in diesem Zusammenhang ….. It is a very particular concern in Berlin, where Angela Merkel, the German chancellor, takes over the chair of the European Council next year. Already her officials are conscious that they have a daunting agenda, littered with potential landmines such as the looming confrontation with Iran, independence for Kosovo, attempting to relaunch the Middle East peace process, stopping the bloodshed in Darfur, and preventing a return to civil war in the Congo. http://www.ft.com/cms/s/39263fa0-4cfb-11db-b03c-0000779e2340.html

Independent-Online in Südafrika bringt eine SAPA/afp-Meldung nach welcher der Sprecher der Menschenrechtsgruppe International Federation for Human Rights (FIDH), Sidiki Kaba, in Kinshasa in einem Interview geäußert hat, daß der Internationale Strafgerichtshof mit seinem ersten Angeklagten Thomas Lubanga zu nachsichtig umgehe, wenn ihm nur die Rekrutierung von Kindersoldaten zur Last gelegt wird. "It is insufficient," said Kaba. "There were gang rapes, summary executions, targeted assassinations and even acts of cannibalism." But late last month the court's deputy prosecutor Fatou Bensouda said that "the quality of the evidence was sufficient only for these charges" of forced conscription of children.

Kaba rejected this excuse: "The court was able to visit the scene, the MONUC (the United Nations mission in the DRC) gathered information there, so did the prosecutor's office: no one understands" why further charges have not been levelled, he said. http://www.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=68&art_id=qw1159215843306B236

John LeCarré's neuestes Buch The Mission Song, das die Ausplünderung des Kongos literarisch verarbeitet, wird heute in der New York Times so ziemlich verrissen, nachdem ihn bisher alle Rezensionen hochgejubelt hatten. Die Geschichte komme nicht an frühere Thriller des Autors heran und Salvo werde am Ende etwas arg naiv dargestellt und überhaupt, alles sei total schwarz weiß gemalt, hier die Guten, dort die Bösen…. http://www.nytimes.com/2006/09/26/books/26kaku.html?_r=1&ref=books&oref=slogin (anmeldepflichtig)

In Berlin werden Trommelkurse angeboten und am heutigen Dienstag berichtet der Tagesspiegel auf Seite drei von einem Symphonieorchester in Kinshasa (Kongo). Warum soll Kinshasa kein Symphonieorchester haben? Die Frage erstaunt vielleicht nur die Reporterin. Wieso hat Berlin Trommelkurse? Kinshasa ist eben eine Weltstadt und da geschieht viel, was hier nicht in den Zeitungen steht. Zum Beispiel hat Kinshasa auf dem Gelände der Universität einen jedenfalls noch vor kurzem funktionierenden Atommeiler stehen. Und ausgerechnet die kimbanguistische Kirche unterhält auf dem gleichen Gelände ein Symphonieorchester. Man spielt Mozart und Beethoven und würde noch viel mehr spielen, wenn man genügend Partituren hätte. Jene von Beethoven war mal ein Geschenk einer deutschen Botschafterin. Der Artikel gehört wieder einmal zu denen, bei denen man nicht weiß ob man lachen oder weinen soll. Positiv ist, daß erstens ein bißchen rüberkommt: Kinshasa ist eben auch eine Weltstadt, trotz alledem. Und zweitens schimmert durch, wie schwierig die Situation im Land ist. Andererseits bewegt sich der Artikel auf der Ebene wie wenn eine afrikanische Zeitung über Trommelkurse in Berlin berichtete und vor allem darüber, daß die Masse der Deutschen vielleicht doch lieber in Symphoniekonzerte (und Rockkonzerte) geht als Trommeldarbietungen anzuhören. Dabei sei zugegeben, daß Trommeln in Deutschland populärer ist als symphonische Musik im Kongo. Wo auch nebenan der Kongo-Rumba ganz andere Elemente in Bewegung bringt. Dann noch einen Originalton und jetzt müssen Sie bitte wirklich überlegen, ob Sie lachen oder weinen sollen: Die Proben sehen so aus: Der engagierte Oboist schüttelt einen Klarinettisten vor ihm, weil der einen Ton verquietscht. Ein Bratschist singt laut mit. Einer dösenden Posaunistin, die Dutzende Takte lang nichts zu tun hat, fällt der Kopf aufs Pult. Die 17-jährige Klarinettistin verpasst vielleicht deshalb ihren Einsatz, weil sie vom Medizinstudium träumt. Und immer knarren Türen und klingeln Telefone. Es ist sehr lebendig. Und magisch.

Das war der Tagesspiegel, life am 26.9., auf Seite drei.

http://www.tagesspiegel.de/dritte-seite/archiv/26.09.2006/2799903.asp

Eine ganz und gar seltsame und scheinbar unvollständige Nachricht fand sich gestern in der Zeitung IndiaDaily, die immerhin deshalb aus dem Kongo berichtet, weil einige hundert indische Blauhelme in der MONUC Dienst tun. Und hier die Nachricht: Gecamines says has right to pursue new Kipushi partner Sep. 25, 2006 Congo's state miner Gecamines has the right to pursue new joint venture partners to develop the Kipushi mine after talks with current partners Kumba Resources Ltd. (KMB.JO) and First Quantum Minerals Ltd. (FM.T) broke down, Gecamines'' general manager said Monday.

http://www.indiadaily.com/breaking_news/80164.asp

Des politiques frappés d'embargo médiatique pour "xénophobie" ist die Überschrift eines bemerkenswerten Artikels über die Demokratische Republik Kongo in Jeune Afrique http://www.jeuneafrique.com/jeune_afrique/article_depeche.asp?art_cle=AFP75846despoeibohp0

Ein anderer Artikel in demselben Medium berichtet über die Vereinbarung zwischen Bemba und Kabila zu den Wahlen. Accord des camps Kabila/Bemba pour faire de Kinshasa une "ville sans armes" http://www.jeuneafrique.com/jeune_afrique/article_depeche.asp?art_cle=AFP80416accorsemras0

Wer lesen möchte, was die kommunistische L'Humanité über die Parlamentseröffnung in Kinshasa unter der Übeerschrift Vers une cohabitation à la congolaise ? schreibt, muß sich auf diese Website begeben: http://www.humanite.presse.fr/journal/2006-09-23/2006-09-23-837205

Montag, 25. September 2006

letzte Aktualisierung: 22.13 Uhr

Im International Herald Tribune war schon am vorigen Donnerstag ein sehr interessanter Artikel über Kinshasa zu lesen mit der Überschrift: Kongolesische Arme werden ärmer, aber die Mittelklasse wird reicher. Und interessanterweise werden darin die Erfolge der mit deutscher Unterstützung gegründeten Bank ProCredit gewürdigt, die eine richtige Marktlücke im Kongo entdeckt hat. Jetzt können Kongolesen eine Visa-Card erwerben, die bisher gar nicht daran gedacht hatten. In einem Jahr gabs schon über 20.000 neue Konten. Doch der Artikel sagt auch dies: Many Congolese are extremely rich. A night on the town in Kinshasa, the capital, can include dining alongside well-coiffed European madams and local politicians with their mistresses, sipping imported drinks on the terrace under a beautiful banyan tree at Chateau Margau. Dinner and drinks at the old colonial mansion can easily cost US$100 (about 80; the average annual income for a Congolese, lower than that of independence from Belgium in 1960. http://www.iht.com/articles/ap/2006/09/21/africa/AF_FEA_FIN_Congo_Middle_Class.php

letzte Aktualisierung: 25.9.06, 09.34 Uhr

Heute früh werden reihum die Verlautbarungen von Bundeswehrminister Jung anläßlich seiner Kongoreise kolportiert, so bringt der Münchner Merkur eine dpa-Meldung folgenden Inhalts aus Dschibuti, wo der Minister Zwischenstation machte: Die deutschen Soldaten im Kongo können aus Sicht von Verteidigungsminister Franz Josef Jung nach Weihnachten wieder zu Hause sein. «Ich bin hoffnungsvoll, dass es friedlich bleibt», sagte er bei einem Truppenbesuch in Dschibuti. Er wolle an den amtierenden Staatspräsidenten Joseph Kabila und seinen Herausforderer Jean-Pierre Bemba appellieren, nicht auf Gewalt zu setzen, so Jung. Rund 780 deutsche Soldaten sollen eine friedliche Präsidentschaftswahl sichern. Das Einsatzmandat läuft bis November. http://www.merkur-onl Auch Reuters bringt diese Meldung http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=domesticNews&storyID=2006-09-25T064846Z_01_HUM524522_RTRDEOC_0_KONGO-DEUTSCHLAND-JUNG-DSCHIBUTI.xml

Unter dieser Webadresse des Ullstein-Verlages ist die deutsche Ausgabe des LeCarré-Buches Geheime Melodie (The Mission Song) angekündigt: http://www.ullsteinbuchverlage.de/listhc/buch.php?id=9924&page=buchaz&sort=autor&auswahl=A&pagenum=1

Das Hamburger Abendblatt bringt heute früh eine kurze Meldung über den Alptraum einer kongolesischen Mutter in der Hansestadt unter der Überschrift „Kleinkinder fuhren allein S-Bahn": Da fuhren sie davon: Eine Mutter aus dem Kongo, die in Neu Wulmstorf lebt, wollte am Freitagnachmittag mit ihren Kindern (1 und 2) in die Bahn einsteigen. Sie schob den schweren Zwillingskinderwagen voran in den Waggon. Plötzlich schlossen die Türen, und der Zug setzte sich mit den Geschwistern in Richtung Neugraben in Bewegung - die Mutter blieb am Bahnsteig zurück. Beamte der Bundespolizei nahmen die Kleinkinder am Bahnhof Neugraben wohlbehalten in Empfang. Die besorgte Mutter wurde von Beamten der Neu Wulmstorfer Polizei nach Neugraben gebracht. arus

http://www.abendblatt.de/daten/2006/09/25/616490.html

Sonntag, 24. September 2006

letzte Aktualisierung: 22.03 Uhr

Die heutigen deutschen Medien werden – in bezug auf den Kongo – von der Meldung dominiert, daß heute früh Bundeswehrminister Jung in den Kongo aufgebrochen ist, um seine Jungs dort zu besuchen. Wir haben darüber gestern früh schon geschrieben, sodaß wir uns jetzt weitere Worte sparen können. Damit ist aber auch schon wieder alles gesagt, was an diesem Sonntag in deutschen Medien zum Thema Kongo zu lesen ist.

Deshalb rasch mal einen Blick in die angelsächsische Medienwelt:

Die BBC meldet, daß in Kinshasa über 800 Straßenkinder und Bettler inhaftiert wurden, weil sie gegen das Abfackeln der Fernsehstationen von Bemba protestiert hätten. Nach drei Tagen seien 200 Kinder wieder entlassen worden, doch weitere 500 Erwachsene, darunter Frauen mit Babys würden auch im Hof einer Polizeistation festgehalten. Der Bericht schließt mit den Worten, daß ein kongolesischer Menschenrechtsaktivist gesagt habe, daß die Inhaftierungen der Straßenkinder und Bettler von Kinshasa bedeuteten, eine ganze Schicht der Gesellschaft Kinshasas werde ihres Rechtes auf Protest beraubt. Und „Analytiker" sagten, die Arrestierungen würden dem in Kinshasa populären Bemba um seine mögliche Unterstützung von den Straßen Kinshasa berauben. http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/5374924.stm

Im Mineweb wird über die jüngsten Vereinbarungen der Diamantenfirma DE BEERS ausführlich berichtet, in Tansania Sozialprogramme für die bisher illegalen privaten Diamantensucher aufzulegen (vgl. gestriges Presse-Tagebuch) und für unseren Zusammenhang ist interessant, daß Mineweb jetzt schreibt, De Beers habe ähnliche Programme u.a. auch für die Demokratische Republik Kongo angekündigt. Und dann wird der Chef von DE BEERs mit Worten zitiert, die hier im Originalton wiedergegeben werden müssen, damit sie auf der Zunge zergehen: "It is only through developing and maximising all its natural resources that a sustainable future for Africa and its people can be secured," Nicky Oppenheimer, Chairman of De Beers, says. "Diamonds are a key component in the campaign to make poverty history. Hat DE BEERS sein soziales Gewissen entdeckt? http://www.mineweb.net/sustainable_mining/210061.htm

Von der Insel Mauritius im Indischen Ozean kommt eine Nachricht, die hier immerhin auch kurz erwähnt werden sollte. Eigentlich geht's darum, daß der Moskauer Kreml ein Auge auf die russische Diamantenfirma Alrosa geworfen hat und derzeit eine Umstrukturierung dieses Konzerns durchführt. Und so nebenbei wird bekannt, daß Alrosa inzwischen auch in Angola investiert und demnächst sogar in der Demokratischen Republik Kongo Fuß fassen will. Ob dadurch De Beers angespornt wird, sein soziales Gewissen zu entdecken?

http://servihoo.com/Aujourdhui/kinews/afp_details.php?id=136643&CategoryID=47

The Mission Song wird nun allmählich reihum in der englischsprachigen Welt rezensiert. In der Baltimore Sun findet sich heute dies: http://www.baltimoresun.com/features/booksmags/bal-id.bk.song24sep24,0,4886743.story?track=rss

Und in England bringt heute THE OBSERVER ebenfalls eine eher kürzere Rezension von The Mission Song unter der Überschrift: „Zurück ins Herz der Finsternis" http://books.guardian.co.uk/reviews/generalfiction/0,,1879462,00.html

Samstag, 23. September 2006

letzte Aktualisierung: 23.29 Uhr

Die wie immer schnelle Rheinpfalz bringt heute abend diese afp-Meldung aus Kinshasa:

Die Konkurrenten um das kongolesische Präsidentschaftsamt, Joseph Kabila und Jean-Pierre Bemba, haben sich eine "waffenfreie" Hauptstadt Kinshasa zum Ziel gesetzt. Vertreter beider Lager unterzeichneten am Samstag eine Einigung über ein "Kinshasa ohne Waffen", wie aus einer von der UN-Mission MONUC veröffentlichten Erklärung hervorgeht. Zwischen dem 20. und 22. August waren bei Kämpfen zwischen den Garden beider Rivalen mindestens 23 Menschen getötet worden. Seitdem herrscht in Kinshasa eine prekäre Ruhe. http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER060923171611.xxojzo4w

Auch La Libre Belgique bringt die Meldung, daß Kinshasa jetzt eine Stadt ohne Waffen sei, nachdem die beiden Fraktionen von Bemba und Kabila einen entsprechen Vertrag unterzeichnet haben….: http://www.lalibre.be/article.phtml?id=10&subid=83&art_id=307787

In New York hat sich der belgische Außenminister Karel de Gucht mit Joseph Kabila getroffen, meldet die angolanische Presseagentur. Sollen wir raten, was sie sich zu sagen hatten? Hier die Lösung: „Sie diskutierten Entwicklungen nach den Kämpfen am 20.-22. August zwischen den Truppen Kabilas und denen, die gegenüber Vizepräsident Jean-Pierre Bemba loyal sind… Gucht betonte die Notwendigkeit für den kongolesischen Wahlprozess, erfolgreich abgeschlossen zu werden und sagte: "Die beteiligten Parteien müssen verbindlich versprechen, demokratische Regeln einzuhalten" - dies alles nach den Worten eines Sprechers der belgischen Regierung."

http://www.angolapress-angop.ao/noticia-e.asp?ID=474754

Die Rheinpfalz berichtet via afp über einen Bericht in der Süddeutschen Zeitung von heute, der leider nur gegen Bezahlung gelesen werden kann. So bezahlen wir nicht und lesen die Meldung der Rheinpfalz: Der ehemalige EU-Außenkommissar Chris Patten hat eine Verlängerung des Bundeswehr-Einsatzes im Kongo gefordert. Dies sei "unabdingbar, wenn die Fortschritte gesichert werden sollen, die der Kongo in den vergangenen Wochen dank der Soldaten von EU und Vereinten Nationen erreicht hat", schreibt der heutige Chef der Beratungsgesellschaft International Crisis Group in der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagausgabe). Bis zur Stichwahl um das Präsidentenamt zwischen Staatschef Joseph Kabila und seinem Vize Jean-Pierre Bemba am 29. Oktober werde die Lage in der Demokratischen Republik Kongo "sehr angespannt" bleiben. Und sie werde sich auch nicht sofort nach Bekanntgabe des Endergebnisses Mitte November beruhigen, sagte Patten voraus. Daher "wäre es Wahnsinn", die EU-Mission EUFOR wie geplant Ende November zu beenden. http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER060923090212.3h3ic9ch

Mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit hat der Stern John LeCarré rezipiert und bringt eine ganze Reportage im Originalton. Also, der Autor von The Mission Song, das Buch, welches heute früh in der angelsächsichen Presse rezipiert wurde, schreibt im neuen Stern von seinem ersten Besuch in Bukavu, im April diesen Jahres. Sein ganzes, schon heute früh in den englischen Zeitungen besprochenes Buch ist Fiktion. Er hatte nie zuvor den Kongo gesehen und ist dann, im April diesen Jahres mit Michaela Wrong, einer bekannten englischen Journalistin, die über den Kongo schreibt und mit Jason Stearns, der im Alter von 29 „Kongo-Experte der International Crisis Group" ist, nach Bukavu gereist und jetzt veröffentlicht der STERN ganz ausführlich entweder seinen persönlichen Bericht darüber oder das, was die Stern-Journalisten daraus gemacht haben. Jedenfalls ist in diesem Zusammenhang ganz bemerkenswert, was er über Ruanda sagt, von wo er in den Kivu einreist: Nur zehn Minuten in Ruanda, und wer die Augen offenhält, weiß, mit dieser Regierung ist nicht zu spaßen.

Der gesamte Stern-Artikel endet dann mit den Worten: „Jason hat sich zu den Männern auf der Tanzfläche gesellt. Ihm soll das letzte Wort gehören: "So dreckig es dem Kongo auch geht, auf den Straßen von Bukavu sieht man viel weniger gelangweilte Gesichter als in New York."

Hätte ich denselben Roman geschrieben, wenn ich zuvor in den Kongo gereist wäre? Ich frage mich, ob ich überhaupt einen Roman geschrieben hätte. Die Wirklichkeit ist so überwältigend, dass alle Fiktion dagegen verblasst. Aber mein Buch handelt ja ohnehin nicht vom Kongo, richtig? Es handelt von all diesen anderen Dingen. Der Kongo ist nur die Kulisse.

Und dann teilt der Stern mit, daß das Buch, welches im Englischen The Mission Song heißt, zeitgleich in deutsch erscheint als Geheime Melodie im List-Verlag, ISBN: 3471795472, zum Preis von Euro 22. Doch dieser, angeblich von John LeCarré verfaßte, ganz ausführliche Reisebericht nach Bukavu, bringt auch nicht im entferntesten das, was die englischen Besprechungen in den Vordergrund stellen. Im STERN ist daraus eine total personifizierte Story geworden, in der, wie schon gesagt, der Kongo nur „Kulisse" ist. Unglaublich.

http://www.stern.de/unterhaltung/buecher/:John-LeCarr%E9-Gegen-Wirklichkeit-Fiktion/570469.html?nv=ct_cb

Eine ganz und gar bemerkenswerte Nachricht veröffentlicht The National Jeweler, eine Spezialzeitschrift für Juwelen in den U.S.A. Der Direktor von De Beers, das ist die weltweit führende Diamantenvertriebsfirma, Jonathan Oppenheimer und der tansanische Präsident Jakaya Kikwete gaben ein $2 million Projekt bekannt, „to help improve the lives of alluvial or "informal" diamond miners in Tanzania." Die Nachricht ist gewissermassen ein Durchbruch. Der nächste Schritt ist nämlich, daß jetzt auch die „handwerklichen" Diamantensucher im Kongo, also die „Privaten" entsprechende Ansprüche anmelden müßten. De Beers scheint von seinem schlechten Gewissen eingeholt worden zu sein.

http://nationaljeweler.com/nationaljeweler/headlines/article_display.jsp?vnu_content_id=1003155773&imw=Y

letzte Aktualisierung, 23.9.06, 14.19 Uhr

Dominic Johnson hat General Nkunda in den Masisi-Bergen zwischen Goma und Ruanda besucht und schreibt darüber in der heutigen taz unter der Überschrift Der Rebell auf dem Sprung": Die Provinz Nord-Kivu scheint eine reife Frucht zu sein, die darauf wartet, in die Hände der neuen Rebellen zu fallen. Und vielleicht nicht nur Nord-Kivu: Wenn man Nkundas Chefideologen Amani, einen jungen Heißsporn, fragt, wo er seine Bewegung in einem Jahr sieht, ruft er voller Überzeugung: "An der Macht in Kinshasa!"

Das erinnert an die Zeit vor genau zehn Jahren, als Kabilas Rebellen sich anschickten, in den Krieg zu ziehen. Auch damals nahm die Welt sie nicht ernst, und dann eroberten sie das ganze Land. Nkundas Rebellen heute strahlen eine ähnliche Selbstgewissheit aus……Der Artikel endet mit der „Frage, ob er nicht einfach mit seinem Krieg einer Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag entgehen wolle" Da „fängt der Rebellenführer an zu lachen und zeigt auf das verfallene Farmhaus. "Ich habe keine Angst vor Den Haag. Das Gefängnis dort ist besser als das, was ich hier habe. Ich gehe lieber da hin, als im Busch zu bleiben. Soll die internationale Gemeinschaft meinem Volk Frieden bringen, dann gehe ich nach Den Haag." Er weiß genau, dass dieser Frieden nie kommt."

http://www.taz.de/pt/2006/09/23/a0184.1/text

So richtig feierlich wird bei Radio France International in einem ganz ausführlichen Artikel die Entscheidung von dem Präsidentschaftskandidaten Gizenga zelebriert, seinen Anhängern die Wahl von Kabila junior zu empfehlen. Was ist das auch für eine Nachricht! Der 80jährige Patriarch, nach allen Traditionen des Landes der würdigste Nachfolger des Präsidenten, empfiehlt seinen Landsleuten, den jüngsten Kandidaten, den 35jährigen Joseph Kabila zu wählen. Und die ganze Welt klatscht Beifall, mit Ausnahme eines beträchtlichen Teils der kongolesischen Bevölkerung, die ohnehin nicht weiß, ob die Anzahl der Stimmen für diesen Kandidaten Kabila mit rechten Dingen zustande kam und die sich wundert, wie sein Clan in den wenigen Jahren der Herrschaft schon wieder soviel Reichtum aufhäufen konnte. http://www.rfi.fr/actufr/articles/081/article_46340.asp

In Belgien berichtet La Libre Belgique ausführlich über die Eröffnung des Parlaments in der früheren Kolonie - und der Artikel wird auch garniert von einem Photos des amtierenden Präsidenten am Rednerpult, so als ob dieser gestern in Kinshasa dabeigewesen sei. Dabei war er ohne Zweifel in New York und hatte wirklich keinen Anteil an dieser Zeremonie in Kinshasa. http://www.lalibre.be/article.phtml?id=10&subid=83&art_id=307607

letzte Aktualisierung, 23.9.06, 11.04 Uhr

Heute kann sich der werte Leser dieses Presse-Tagebuchs – ebenso wie gestern – das Surfen in der deutschen Tagespresse für Kongomeldungen sparen. Die Nachrichten erschöpfen sich in drei – immerhin ganz interessante - Kurzmeldungen, die Sie im folgenden hier schon lesen können: Die TAZ meldet, daß Kabila neue Alliierte sammelt BERLIN taz Kongos Präsident Joseph Kabila hat entscheidende Allianzen für die Stichwahl um das Präsidentenamt am 29. Oktober geschlossen. Der beim ersten Wahlgang drittplazierte Antoine Gizenga von der "Vereinigten Lumumbistischen Partei" (Palu) erklärte am Donnerstag seine Unterstützung für Kabila, ebenso die im Ostkongo wichtigen "Christdemokratischen Föderalisten" (DCF-Cofedec) des Politikers Pierre Pay-Pay, entgegen einer Aussage Pay-Pays selbst. Der viertplatzierte Nzanga Mobutu steht bereits auf Kabilas Seite. Kabilas Herausforderer Jean-Pierre Bemba ist nun isoliert. D.J. http://www.taz.de/pt/2006/09/23/a0136.1/text

Im benachbarten Tagesspiegel lesen wir immerhin eine Meldung zur Eröffnung des neuen Parlaments in Kinshasa, eine afp-Meldung, die sich - wie immer - auch in der Rheinpfalz findet: Rund zwei Monate nach den Wahlen ist im Kongo das Parlament ist zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengekommen. Sitzungspräsident Constant Tshiswaka eröffnete die feierliche Veranstaltung in Kinshasa, zu deren Beginn die Abgeordneten die Nationalhymne sangen. Anschließend sollten die 500 gewählten Abgeordneten einzeln aufgerufen werden, danach ein Parlamentspräsidium gewählt werden. http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/kinshasa-parlament/74873.asp

Und bisher nur in der Rheinpfalz findet sich diese afp-Meldung: Bundesverteidiungsminister Franz Josef Jung wird in der kommenden Woche die Bundeswehrsoldaten der europäischen Kongo-Mission und die Marinesoldaten der Operation "Enduring Freedom" besuchen. Daneben seien auch Gespräche mit Politikern in Dschibuti und in der Demokratischen Republik Kongo geplant, teilte das Bundesministerium der Verteidigung am Freitag in einer Presseerklärung mit. http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER060922124617.3d32xr9q

Und was die ausländischen Zeitungen betrifft, so beginnen wir mal mit der GULF TIMES, die in Quatar erscheint und folglich in der arabischen Welt gelesen wird, was deswegen bemerkenswert ist, weil man dort ja fast nirgends wirklich demokratische Wahlen kennt. Hier wird nämlich sehr viel ausführlicher als in den deutschen Notizen über die Parlamentseröffnung in Kinshasa mit einer Reuters-Meldung berichtet: Seit 40 Jahren tritt erstes Parlament zusammen. Das ist eine Nachricht für Arabien. Kein Zweifel. http://www.gulf-t

Das gleiche gilt auch für eine Xinhua-Meldung in der chinesischen Zeitung People's Daily, die ebenfalls datailliert über die Parlamentseröffnung berichtet und auch betont, daß im Kongo seit 40 Jahren sowas nicht mehr vorgekommen ist. http://english.people.com.cn/200609/23/eng20060923_305667.html

Auch die amerikanische Zeitung Boston Globe, die kontinuierlich aus dem Kongo berichtet, bringt eine etwas detailliertere AP-Meldung, welche immerhin von einem afrikanischen oder afrikanisch-stämmigen Autor stammt über die Eröffnung des Parlaments in Kinshasa. Etwas deplaziert wirkt dann ein hübsches AP-Bild von Joseph Kabila höchst selbstzufrieden (im Angesicht der nationalen Wirkung dieses Bildes im Kongo) vor der UNO-Generalversammlung am Dienstag, das ja eigentlich nichts mit der gestrigen Parlamentseröffnung zu tun hat. Aber ob Kabila-junior in Kinshasa oder in New York hinter dem Redner-Pult steht ist eh egal. Die Nachrichtenagenturen sind halt bemüht seine Bild von einem seriösen jugendlichen Staatsmann in die Welt zu setzen und angeblich hat er ja jetzt sogar auch noch die Legitimität des Volkes, oder hat sie bald, mit kräftiger Nachhilfe interessierter internationaler Kreise. Daß er sie vorher nicht hatte und genauso bei ihnen „legitimiert" war, war nie Thema. http://www.boston.com/news/world/europe/articles/2006/09/22/congos_new_legislature_installed/

The Mission Song ist ein neues Kongobuch von John le Carré, das derzeit in der angelsächsischen Welt gelesen wird (339 Seiten, Verlag: Hodder & Stoughton, Preis: £ 17.99) Das Buch beschreibt die Geschichte von Salvo, ein Kind, das aus einer Liebe zwischen einem römisch-katholischen Priester und einer kongolesischen Frau hervorgegangen ist. Das Buch handelt in den Regionen von Goma und Bukavu. Eine ausführliche Besprechung ist heute im britischen Guardian zu lesen. Hier ein Kernabschnitt der Besprechung, der leider nicht so leicht zu übersetzen ist: At the heart of the book is a coup run by a bunch of former public school bundu-bashers. It is to be a sensible coup, a reasonable coup, a kindly coup. As the coup leader tells the hapless Salvo, the Congo has been bleeding to death for centuries. "Fucked by the Arab slavers, fucked by their fellow Africans, fucked by the United Nations, the CIA, the Christians, the Belgians, the French, the Brits, the Rwandans, the diamond companies, the gold companies, half the world's carpet-baggers, their own government in Kinshasa and any minute now they're going to be fucked by the oil companies ... Time they had a break, and we're the boys to give it to 'em." Fazit: Seit den Zeiten Joseph Conrads hat sich – jedenfalls im Osten des Kongos - nicht viel geändert….

http://books.guardian.co.uk/review/story/0,,1878727,00.html

Eine andere, knappere, aber vielleicht noch aussagekräftigere Besprechung des Buches The Mission Song findet sich im Bookreporter. Die Geschichte des Buches scheint so nebenbei die gesamte Problematik der Rohstoffplünderung des Kongos entlang des Protagonisten Salvo aufzurollen. http://www.bookreporter.com/reviews2/0316016748.asp

In der New York Times ist übrigens hier das erste Kapitel von The Mission Song in voller Länge zu lesen: http://www.nytimes.com/2006/09/17/books/chapters/0917-1st-leca.html?adxnnl=1&adxnnlx=1159002044-E3fe5JQrWz9VKG43BszypA

Die New York Times bringt außerdem heute einen Kommentar, den man zweimal oder dreimal lesen muß, um die ganze Tragweite zu erfassen – und vielleicht ist mir das noch gar nicht gelungen. Jedenfalls wird zunächst festgestellt, daß seit den Massenvergewaltigungen auf dem Balkan 1998 sowohl im Völkerrecht als auch im nationalen amerikanischen Recht Vergewaltigung als Kriegsverbrechen klar definiert ist. Und dann kommt die New York Times auf eine aktuelle Gesetzesvorlage in den amerikanischen Parlamentsgremium zu sprechen, wo so ganz unter der Hand sich die Begriffe wandeln und alles schön aufgeweicht wird, damit ja nicht amerikanische Soldaten allzusehr belangt werden. Das Gesetz ist noch nicht beschlossen, weist aber auf die pathologische nach 11.-September-Situation der gegenwärtigen Administration hin und der Kongo ist insofern betroffen, als die vorhandene Gesetzgebung natürlich wenigstens die Strafverfolgung der UNO-Soldaten regelt, die sich im Kongo an Massenvergewaltigungen beteiligt haben. http://www.nytimes.com/2006/09/23/opinion/23sat1.html?_r=1&oref=slogin (anmeldepflichtig)

Freitag, 22. September 2006

Die taz bringt heute ein Interview mit Patrick Alley von Global Witness unter der Überschrift: Es tobt ein kalter Krieg um Bodenschätze – und darin spielt natürlich auch der Kongo eine unrühmliche Rolle. Hier einige Beispiele: taz: Herr Alley, die meisten rohstoffreichen Entwicklungsländer gehören zu den ärmsten Ländern der Welt. Wie kommt das? Patrick Alley: Das liegt daran, dass Regierungen in Ländern wie etwa Angola, Kongo oder Liberia nicht im Interesse ihrer Bevölkerung handeln. Es gibt dort Probleme mit korrupten Politikern und zu wenig Regulierung. Unrechtmäßig profitieren aber auch viele Unternehmen, die die Rohstoffe abbauen. Sie kommen meist aus Europa oder Amerika und nutzen das Fehlen internationaler Richtlinien zu ihren Gunsten aus. So kommt es, dass die Länder trotz ihres vermeintlichen Reichtums nicht wachsen….. Die Weltbank hat im Kongo etwa gegen ihre eigenen Umweltrichtlinien verstoßen, um die industrielle Abholzung zu fördern. Als weitere Maßnahme wäre es nötig, dass der UN-Sicherheitsrat mit einer Resolution "Konfliktrohstoffe" definiert. Denn bis heute gibt es keine Vereinbarung, welche Rohstoffe aus Konfliktgebieten illegal sind. Nur mit einer solchen Resolution wäre es möglich, Händler von illegalen Rohstoffen und Politiker, die dies erlauben, international zu verfolgen. http://www.taz.de/pt/2006/09/22/a0181.1/text

Donnerstag, 21. September 2006

letzte Aktualisierung: 18.10 Uhr

Wenn der Spiegel über Afrika schreibt, weiss man oft nicht, ob man lachen oder weinen soll. Diesmal haben wir eine Geschichte anzuzeigen - wie im Märchen. Da hat's also einer in Lubumbashi zu etwas gebracht, eigentlich nicht schlecht. In Trier studiert und mit einem Startkapital von der Sparkasse seiner Studienstadt gründet er recht erfolgreich ein Copycenter in seiner Heimatstadt, erst zwei, jetzt 40 funktionierende Kopierer, ständig im Einsatz. Und der Spiegel erzählt das in seinem unnachahmlichen Stil unter der Überschrift Der Copy-König: „In einer Ecke steht ein Tresor, in einer anderen ein Schreibtisch mit einer deutschen Flagge. An einem Regal, hinter dem Schreibtisch, hängt eine weitere, größere Flagge. M'Bayo geht zu ihr und zupft an ihr herum. Er sagt, er liebe Deutschland und das Deutsche, er liebe auch die alten deutschen Tugenden, den Fleiß, die Ordnung, die Beständigkeit: "Sie haben Deutschland groß gemacht und mich auch." M'Bayo ist ein Fan der Deutschen.

Während der WM fieberte er mit ihnen, schon vor ein paar Jahren gründete er einen Stammtisch zur Förderung des deutschen Wesens in Lubumbashi. M'Bayo bildete so etwas wie die Vorhut der Deutschen in Uniform, die jetzt in Kinshasa als Botschafter ihres Landes unterwegs sind."

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,437599,00.html

Unter der juxigen Überschrift Nix wie hin und dem Untertitel Landesverteidigung war gestern. Heute soll die Bundeswehr westliche Werte verbreiten – vom Kongo bis zum Libanon. Drohen den Deutschen Einsätze ohne Ende? kümmert sich DIE ZEIT um Wehrmachtspolitik, malt den Teufel an die Wand und nach dem Lesen des Artikels hat man den Eindruck, die derzeitige Bundeswehr hat mehr von Friedenspolitik verstanden als die Redaktion von der ZEIT. Zum Kongo liest man dies: „Jedenfalls dürfte es dem Verteidigungsminister schwer fallen, den Eltern eines getöteten Sanitätssoldaten in Kinshasa zu erklären, warum ihr Sohn mit seinem Einsatz in Zentralafrika Deutschlands Sicherheit befördert haben soll. Zugleich muss sich der Minister fragen lassen, wie ernst es ihm ist mit dem Gedanken der globalen Prävention." http://www.zeit.de/2006/39/BW_Neuer-Auftrag

Und in England bringt die DOVER POST ganz passend dazu einen Artikel über Kongo-Veteranen. Nein, keine Kongolesen, sondern englische und irische Soldaten, die Anfang der 60er Jahre im Kongo im Einsatz waren und jetzt Nostalgie-Treffen organisieren. Sowas muß man auch mal gelesen haben: http://www.doverpost.com/pages/newscongo.html

letzte Aktualisierung: 21.9.06, 08.25 Uhr

Die südafrikanische Sunday Times, die wie schon öfters, auch in der Woche bemerkenswerte Nachrichten auf ihre Website bringt, hat heute einen SAPA/AFP-Bericht, nach dem der Unruhestifter Nkunda, der vom Internationalen Strafgerichtshofs gesucht wird, aber fröhlich in den Masisi-Bergen hinter Goma residiert und der vor zwei Jahren Bukavu besetzte und dessen Soldaten dort übel hausten, sich wieder martialisch äußerte. Man vermutet übrigens, daß er sich auf die Seite Bembas geschlagen habe, was zumindest einsichtig ist, weil in seiner Region Kabila die meisten Stimmen auf sich ziehen konnte. Jedenfalls hat Nkunda auf die Aufstellung einer neuausgebildeten Einheit der Nationalarmee bei Goma reagiert, die seinem Treiben den Garaus machen könnte. Doch genau davor warnt er und verkündet, daß er notfalls sich mit Waffengewalt wehren werde, insbesondere, wenn diese Regierungstruppen unter das Regiment eines Hutu-Kommandanten geraten - Nkunda ist ein kongolesischer Tutsi. Mit anderen Worten, er will keine Konkurrenz in der Nachbarschaft dulden. Wann wird ihm das Handwerk gelegt werden?

http://www.suntimes.co.za/zones/sundaytimesNEW/basket6st/basket6st1158812512.aspx

Ende der Illusionen im Kongo ist die Überschrift des Artikels von FRANÇOIS MISSER in der heutigen taz, in welchem über die Folgen des Abbrennens der Fernseh- und Rundfunkstationen von Bemba spekuliert und diesem wesentlich geringere Zukunftschancen zugestanden werden. „Das Feuer dürfte Bembas Anhänger in Kinshasa in der Überzeugung bestärken, es könne jetzt keinen fairen Wahlkampf mehr geben, und sie vom demokratischen Prozess entfremden." http://www.taz.de/pt/2006/09/21/a0111.1/text

Die britische Zeitung The Independent hat heute eine Sonderbeilage, deren Überschüsse an eine Aidshilfe gehen und darin findet sich u.a. ein Artikel über „Der Stolz eines Kontinents – Afrikas Geschenke an die Welt" mit Kurzbiographien von zahlreichen zeitgenössischen berühmten Afrikanern überall in der Welt. Kongo kann stolz sein auf den Basketballspieler Mutombo in den USA, der neulich, wie hier auch registriert wurde, zum Gedächtnis an seine Mutter in Kinshasa eine hochmodernes Krankenhaus gestiftet hat. Die Beilage enthält aber auch Artikel z.B. über den täglichen Kampf der afrikanischen Frau oder gegen die Umweltverschmutzung in Afrika.

http://news.independent.co.uk/world/africa/article1655623.ece

Mittwoch, 20. September 2006

letzte Aktualisierung: 23.15 Uhr

Auch aus Deutschland hatten einzelne kongolesische Kandidaten an der Parlamentswahl in der Heimat teilgenommen. So Jean Claude Kibala aus Troisdorf bei Köln. Am Ende hat's nicht gereicht, wie der Kölner Stadt Anzeiger durch Nachfrage erfuhr. Der Konkurrent gewann 1.500 Stimmen mehr. „Ich habe eine klare Vorstellung, wie es nun weitergehen soll", sagt der Kandidat aus Troisdorf. Er prüfe, ob er mit seiner Frau und den beiden Kindern zurück in den Kongo gehen werde. „Hier spielen zwei Gesichtspunkte die Hauptrolle: die Sicherheit für meine Familie und eine finanziell akzeptable Situation." Nur wenn er einen Arbeitsplatz in seinem Heimatort Bukavu finden könne, kommt ein Umzug in Frage. Dass er weiter politisch aktiv bleiben werde, hatte Jean Claude Kibala schon vor der Bekanntgabe der Wahlergebnisse erklärt.

http://www.ksta.de/html/artikel/1157542182256.shtml

letzte Aktualisierung: 20.9.06, 07.19 Uhr

Die einzige für den Kongo relevante Meldung heute früh kommt in Gestalt einer Presseerklärung des Malteser-Hilfsdienstes daher, der schon vor wenigen Tagen dank Reuters ein bißchen geübt hatte. Jetzt „begrüßen die Malteser den UNO-Appell gegen Massenvergewaltigungen im Kongo" und nehmen die Gelegenheit wahr, auf ihre Arbeit für den Gesundheitsdienst im Kivu im allgemeinen und für mindestens 9.000 vergewaltigte Frauen im besonderen hinzuweisen. Ob das auch noch in irgendeiner Zeitung erscheinen wird?

http://www.verbaende.com/News.php4?m=41411

Und noch eine Meldung aus dem Gesundheitsbereich im Kongo kann heute früh gelesen werden. In England veröffentlicht die Medicial News einen Artikel über die Verbreitung von Aids unter den Pygmäen. Das Thema war schon vor einigen Tagen von IRIN aufgegriffen worden. http://www.medicalnewstoday.com/medicalnews.php?newsid=52074&nfid=rssfeeds

Dienstag, 19. September 2006

letzte Aktualisierung: 21.30 Uhr

Die BBC berichtet, daß auch heute zornige Demonstrationen in Kinshasa von Bemba Anhängern andauern wegen dem Brand in dessen Fernsehstudios gestern nachmittag. Den Kabila-Leuten wird Brandstiftung angelastet. Der BBC-Korrespondent bemerkt, daß die abgebrannten Anlagen bereits recht betagt waren und sicherlich brandanfällig. Dies hat also genausogut ein normaler Brandfall sein können, aber in solch einer aufgeheizten Atmosphäre wie im Wahlkampf um die Präsidentschaft des Kongo, welcher derzeit auf Hochtouren läuft, ist natürlich auch ein Verdacht unlauterer Methoden naheliegend – nach allem, was in den letzten Wochen geschehen ist. Vital Kamerhe, Sprecher der Kabila-Fraktion weist jede Anschuldigung weit von sich. http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/5361222.stm

In der amerikanischen Zeitung Boston Globe ist ein Photo mit den Zerstörungen am Fernsehgebäude von Bemba zu betrachten und ein AP-Artikel zum den Vorfällen zu lesen, in welchem ein Bemba-Anhänger sagt, die Zerstörung seiner Fernsehstudios werde die Wahlkampagne Bembas spürbar schwächen. Im übrigen haben wohl auch heute Demonstranten Straßenbarrikaden in Kinshasa errichtet, den Verkehr behindert und Steine geworfen. http://www.boston.com/news/world/africa/articles/2006/09/19/protesters_block_roads_in_congo_capital/

Médias incendiés en RDC: une ONG exige enquête et sécurisation de la presse ist ein Artikel in der kanadischen Cyberpresse überschrieben, der die heutige Lage in Kinshasa einfängt: http://www.cyberpresse.ca/article/20060919/CPARTS/609191709/5024/CPDMINUTE

Le Soir in Brüssel bringt heute abend einen afp-Bericht aus Kinshasa, demzufolge die Spannungen in der Hauptstadt wieder zunehmen. Vive tension à Kinshasa

http://www.lesoir.be/actualite/monde/2006/09/19/article_vive_tension_a_kinshasa.shtml

***

Etwas spät angekündigt läuft heute abend bei Arte ein trotzdem bemerkenswerter Film, den der Sender unter diesem Titel bekanntgibt: Hexenkind – Folter im Namen Gottes Ein neue Art von Verbrechen an Kindern hat Europa erreicht: Teufelsaustreibung im Namen Jesu Christi. In England wurden mehrere Fälle schwerer Misshandlung bekannt, zuletzt starb ein Kind nach einer wochenlangen Tortur. Die Opfer gehören zur afrikanischen Gemeinde in England, die Täter sind Verwandte, oft die eigenen Eltern, begleitet vom allerhöchsten Segen evangelikaler freier Kirchen. Die britische Polizei hegt den Verdacht, dass die Kinder in den Kongo verschleppt werden, um dort exorziert zu werden.. Die Dokumentation begleitet Richard Hoskins, Londoner Religionssoziologe und Afrika-Fachmann, der von Gerichten und Scotland Yard beauftragt wird, plötzlich verschwundene Kinder zu suchen, in den Kongo. Dort sucht er unter anderem nach Londris, einem zehnjährigen Jungen, der in England als Sohn kongolesischer Eltern geboren wurde.. Der Film zeigt den Alltag einer durch Bürgerkrieg, Korruption und Armut völlig aus den Fugen geratenen Gesellschaft. Die Menschen fliehen in die Religion, um ein Stück Hoffnung zu suchen, und finden, auf schreckliche Weise, buchstäblich den Teufel: Exorzismus an kleinen Kindern, gelehrt und durchgeführt von freien evangelikalen Kirchen im Namen Jesu Christi.

Auslandsreportage. http://www.tvspielfilm.de/programm/tipps?sendungs_id=9565155

Reinhold Robbe (SPD) ist der Wehrbeauftragte der Bundeswehr und äußert sich in der FAZ zu den Auslandseinsätzen. Da liest man dann am morgigen Mittwoch folgendes: Unterdessen findet der geplante Einsatz der Bundeswehr im Libanon bei den Soldaten der Marine Akzeptanz. „Die Stimmung ist gefaßt. Doch es gibt dort auch, wie in der Bevölkerung, offene Fragen", sagte Robbe. Die Haltung der Soldaten sei anders als vor dem Kongo-Einsatz der Bundeswehr.

Was vor dem Einsatz in Afrika an Skepsis und offener Ablehnung in der Truppe da gewesen sei, könne er in diesem Fall nicht feststellen. „Das liegt vermutlich daran, daß es sich hier um einen Einsatz handelt, der sehr klar gefaßt ist", sagte er. Die Konditionen für den Einsatz im Nahen Osten seien klar umrissen und die Soldaten wüßten, was sie für eine Aufgabe hätten. „Und im Gegensatz zur Mission am Horn von Afrika haben die Soldaten im Libanoneinsatz auch mehr Handlungsmöglichkeiten", sagte Robbe. http://www.faz.net/s/Rub9854F8E42EB34E39AC7626E80CC96509/Doc~E7D5481F880CF43E18CF13ABD72640960~ATpl~Ecommon~Scontent.html

letzte Aktualisierung: 19.9.06, 08.04 Uhr

Der Brand bei Bemba hat jetzt auch einige deutsche Medien erreicht, so die RHEINPFALZ mit einer kurzen afp-Meldung.

http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER060918202431.to6irc41

Auch Sat1 bringt die Meldung unter der Überschrift TV-Sender von Bemba im Kongo abgebrannt und daneben ein Photo, nicht etwa vom brennenden Sender sondern von einem Reden schwingenden Bemba. http://www.sat1.de/news/politik/2006/09/18/n2006091821042000002/

Im fernen China bringt People's Daily eine Meldung von Xinhua, nach der Kofi Annan gestern abend an die politischen Gegner im Kongo appelliert habe, den Wahlprozess zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. und bald ein Übereinkommen zu finden über die Regeln der Wahlkampagne, gegenseitige Sicherheit und über die politische Zusammenarbeit nach den Wahlen. Er rief auch alle Kandidaten auf, sicherzustellen, daß die Wahlen am 29. Oktober in einem sicheren Umfeld glaubwürdig und transparent durchgeführt würden und das alle das Ergebnis respektieren sollten.

Jede Aufwiegelung zu Hass und Gewaltsamkeit während der Wahlperiode sei nicht zu akzeptieren und jeder, der in sowas verwickelt werden, müsse dafür verantwortlich gemacht werden", betonte der Generalsekretär. Annan wiederholte, daß die Vereinten Nationen verpflichtet blieben, dem kongolesischen Volk jedwede Unterstützung für die Abhaltung friedlicher und erfolgreicher Wahlen am 29. Oktober zu gewähren.

http://english.people.com.cn/200609/19/eng20060919_304066.html

Damit erschöpft sich vorläufig die heutige Presseberichterstattung zum Thema Kongo. In Kinshasa selbst titelt Le Potentiel heute früh: Canal Congo Télévision en feu

Les habitués de la commune de la Gombe ont été surpris dans l'après-midi d'hier lundi 18 septembre. Une épaisse fumée noircissait le ciel. Elle échappait du bâtiment qui abrite les deux chaînes de télévision et de la radio du vice-président de président de la République, Jean-Pierre Bemba. Il s'agit de Canal Congo Télévision et Canal Kin Télévision (CKTV), Et ce, à quelques jours de la campagne électorale pour le second tour de l'élection présidentielle. Canal-Congo Télévision n'émettra pas bientôt. Le troisième étage de l'immeuble où cette chaîne est logée a été complètement calciné hier lundi 18 septembre. C'était exactement aux environs de 15h30. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=34446&id_edition=3830

Während La Tempete de Tropiques – allerdings in der gestrigen Ausgabe – noch den Papst unter einer FATWA sieht und in einem Hintergrundbericht den Besuch Kabilas bei den Vereinten Nationen untersucht. Außerdem wird die erste Parlamentssitzung gewürdigt, die am 22. September stattfinden soll mit den neugewählten Abgeordneten und bedauert, daß die UDPS abstinent geblieben ist. Man fragt sich, wer denn jetzt die Führung der Opposition übernimmt. Und Überraschung wird geäußert über den Umschwung von Mobutu junior, der sich am Wochenende in das Camp von Kabila zwecks Wahlbündnis begeben hat. http://www.latempetedestropiques.tk/

Montag, 18. September 2006

letzte Aktualisierung 22.10 Uhr

Kinshasa hat heute nachmittag einige dramatische Stunden erlebt. Im Hauptquartier des Präsidentschaftskandidaten Bemba, in dem auch zwei seiner Fernsehstationen untergebracht sind, brach heute nachmittag ein Brand aus, der dicke Rauchwolken über die Stadt hängte. Sofort stellten sich Demonstranten ein, welche ein Komplott dahinter vermuteten und UNO-Soldaten versuchten die Situation zu besänftigen. http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/5357820.stm

Auch Reuters berichtet darüber und sagt, daß die zornigen Demonstranten die UNO-Fahrzeuge mit Steinen beworfen hätten, auch wenn wohl die UNO kaum den Brand gelegt haben mag. Stattdessen wurde Kabila die Schuld in die Schuhe geschoben, so Reuters. "Obviously, it's criminal ... How can one talk of democracy? Kabila's people are proving once again that they are not democrats. It's them who did this," one of Bemba's aides, Fidele Babala, said.

http://go.reuters.com/newsArticle.jhtml?type=worldNews&storyID=13522535&src=rss/worldNews

Auch im französischen Sprachbereich ist natürlich die Meldung über das Feuer blitzschnell verbreitet worden, so berichtet Nouvel Observateur mit einer AP-Meldung.

http://permanent.nouvelobs.com/etranger/20060918.FAP2481.html?idfx=RSS_international

Jeune Afrique schreibt, daß Kabila selbst sich gleichzeitig auf den Weg zur UNO-Generalversammlung nach New York gemacht habe und zwar in Begleitung seines Kabinettdirektors Léonard She Okitundu und seines Privatsekretärs Barnabé Kikaya bin Karubi.

http://www.jeuneafrique.com/jeune_afrique/article_depeche.asp?art_cle=AFP01926dpartkroywe0 In einem anderen Artikel weiß Jeune Afrique zu berichten, daß inzwischen ein Sohn des unseligen Diktators Mobutu, Joseph Mobutu Nzanga, zum Mitarbeiter Kabilas avanciert sei. Nun, solange das Volk keine Kontrolle ausübt ist alles möglich… http://www.jeuneafrique.com/jeune_afrique/article_depeche.asp?art_cle=XIN00956lefilalibak0

Reuters verbreitet einen eher kurzen Bericht über die Arbeit des Malteserhilfsdienstes im Südkivu, der dort die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unterstützt.

http://www.alertnet.org/thenews/fromthefield/332065/115859460140.htm

Der Berliner Tagesspiegel berichtet über einen Streit bei der Weltbank und beim Internationalen Währungsfonds über den Antikorruptionskurs der Bretton-Woods-Institutionen anläßlich ihrer letzten Tagung in Singapur und wir brauchen nicht lange zu raten um herauszufinden, daß auch der Kongo dort eine Rolle spielte: „Die Weltbank, seit 15 Monaten unter Wolfowitz' Führung, hatte in den vergangenen Monaten hunderte Millionen Dollar an Hilfen eingefroren, um Staaten wie etwa die Demokratische Republik Kongo zum besseren Haushalten zu bewegen.

Der britische Minister Benn sagte, die Weltbank dürfe "armen Völkern" nicht den Rücken kehren: "Das Benehmen einiger Beamter und Politiker ist schließlich nicht ihre Schuld." Auch Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Thierry Breton warnte, die Weltbank müsse sich auch in als korrupt eingestuften Ländern weiterhin engagieren, um Einfluss auf die Regierungen auszuüben. Die niederländische Entwicklungsministerin Agnes Van Ardenne mahnte "klare und transparente Kriterien" für die Einschätzung von Staaten an. Chinas Finanzminister Jin Renqing, dessen Land regelmäßig wegen Korruption gerügt wird, sagte, die Weltbank dürfe nicht zu politisch werden und sich nicht zu sehr in innere Angelegenheiten eines Landes einmischen." Zu einigen der hier genannten Personen ist zu sagen, daß Benn kürzlich vielleicht auf dem Weg nach Singapur selbst im Kongo war und dort sicherlich gut präpariert wurde für seine Äußerung. Frankreich sollte besser den Mund halten in Anbetracht seiner verheerenden Afrikapolitik. Holland hat am Beispiel Ruanda ein gutes Exempel statuiert und China, nun ja. Sagen wir besser nichts. http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/nachrichten/weltbank-korruptionsbekaempfung/74389.asp

Das Handelsblatt hat mit dem Bundesaußenminister ein Interview geführt und in diesem Zusammenhang gefragt: Die FDP sieht eine falsche Konzentration auf Militärhilfe.

Steinmeier: Der Vorwurf der angeblichen Militarisierung der deutschen Außenpolitik ist schlicht und einfach falsch. Das war er schon im Falle des EU-Einsatzes im Kongo. Dort bemüht sich die internationale Gemeinschaft nach zwei Bürgerkriegen seit Jahren um den zivilen Aufbauprozess: durch Entwicklungshilfe, einen verfassungsgebenden Prozess oder die Reform des Polizeisektors. Um diese Fortschritte abzusichern, setzen wir jetzt Soldaten für die Begleitung der Wahlen ein. Hier von „Militarisierung" zu sprechen ist reine Polemik.

Der Einsatz im Kongo ist mit dem im Libanon nicht vergleichbar …

Steinmeier: Tatsächlich sind die Ausgangsbedingungen andere. Aber auch im Libanon haben wir noch während des Waffengangs begonnen, humanitäre Hilfe zu leisten. Zugleich haben wir das diplomatische Ringen um die Uno-Resolution und die Waffenruhe bewältigt.http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=200051&_t=ft&_b=1136838

The New York Review of Books stellt die Frage, ob Entwicklungshilfe überhaupt Sinn mache und bringt dann die Besprechung einer Reihe von Büchern, in der hin und wieder auch der Kongo erwähnt wird, z.B. hier:

Even in the poorest countries you see some signs of available money that could be used for investment, and is not. In Kisangani, in the heart of poverty-stricken Congo, wrenching malnutrition exists side by side with brothels, beer joints, and cigarette stands. If one could get the men who spend their money in those places to invest in the simplest of businesses or in their children's education, they could begin to escape the so-called poverty trap.

*

The Western failure to intervene early in Rwanda allowed the genocide in 1994 that claimed perhaps 800,000 lives. But that was only the beginning. That chaos in turn infected Burundi and especially Congo, which collapsed into civil war. Some 4.1 million people have died because of the Congo war, mostly from hunger and disease, making it the most lethal conflict since World War II. http://www.nybooks.com/articles/19374

Sonntag, 17. September 2006

letzte Aktualisierung 17.9.06, 21.34 Uhr

Die Hamburger Morgenpost ist eigentlich ein Boulevardblatt. Aber dieser Artikel ehrt dieses Blatt als außerordentlich seriöse Zeitung. Und dabei geht's doch nur um ein Denkmal in Wandsbek, einem Vorort von Hamburg. Das Denkmal wurde dieser Tage errichtet für den Grafen Heinrich Carl von Schimmelmann , der von 1724-1782 lebte und sich nachweislich für das Städtchen Wandsbek verdient gemacht hat. Doch die dunkle Seite des Grafen Schimmelmann besteht darin, daß er schon zu seiner Zeit einer der Hauptprotagonisten des Sklavenhandels aus dem Kongo war. Schimmelmann sorgte dafür, daß jährlich ungefähr 80.000 Sklaven aus dem Kongo in die Karibik verschifft wurden und verdiente daran nicht schlecht.

Und diesem Ungeheuer wurde kürzlich in Wandsbek ein Denkmal gesetzt.

Dagegen haben Mitglieder der Grün-Alternativen-Liste protestiert. Und der Hamburger Morgenpost haben wir zu danken, daß wir darüber überhaupt etwas erfahren. Der ganze Artikel ist am morgigen Montag in dem Blatt zu lesen. Und deshalb muß ihre Berichterstattung hier für einmal als außerordentlich seriös anerkannt werden. Auch Boulevard-Zeitungen können, wenn sie wollen. Gelesen werden kann der Artikel hier: http://www.mopo.de/2006/20060918/hamburg/panorama/ein_denkmal_fuer_den_sklavenhaendler.html

Sogar einen Kommentar veröffentlicht das Blatt zu dem Problem mit der Überschrift: Denkmal für einen Sklavenhändler- Völlig Instinktlos - und vergleicht Schimmelmann mit Hitler. Die Leute bei der Hamburger Morgenpost haben wirklich kapiert! Hut ab!

http://www.mopo.de/2006/20060918/hamburg/politik/denkmal_fuer_einen_sklavenhaendler.html

Wirklich unglaubliche Nachrichten über Verstrickungen von Firmen im Kongo werden am morgigen Montag in der JUNGEN WELT zu lesen sein mit einem Interview mit Gerald Oberansmayr. Der Friedensaktivist wurde von einem österreichischem Konzern verklagt, der den illegalen Abbau von Rohstoffen im Kongo vertuschen will. Die Sache stinkt zum Himmel und das Interview kommt zum Schluß: Wir fordern einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß, der sich mit der Verquickung österreichischer Firmen in den illegalen Rohstoffabbau im Kongo beschäftigt. Bisher gibt es zwei Reaktionen. Die Österreichische Volkspartei lehnt ab. Die Grünen wollen sich für einen solchen Ausschuß einsetzen. Die anderen Parteien haben noch nicht reagiert. http://www.jungewelt.de/2006/09-18/016.php

Eine vernichtende Kritik mußte der amtierende Bundespräsident in der Bild am Sonntag lesen, die mit dem Titel „Super-Horst im Tiefflug" kein gutes Haar an der Amtsführung von Köhler läßt, außer, daß er schon lange, bevor der Bundestag sich damit befaßte, empfahl, Bundeswehrsoldaten in den Kongo zu schicken. Immerhin etwas. Das Bundespräsidialamt wird dieser Tage in Panik geraten. Weiterlesen hier: http://www.bild.t-online.de/BTO/news/aktuell/2006/09/17/koehler-sturzflug/koehler-tiefflug.html

Die Welt am Sonntag kümmert sich heute in ihrer Berichterstattung um die überforderte Bundeswehr bei den Auslandseinsätzen und lamentiert über die unterfinanzierte Bundeswehr. Schließlich schreibt sie: „Völkerrechtliche Grundlagen, eine Prüfung der Kapazitäten und eine Strategie für den Ausstieg werden in dem Katalog ebenso angemahnt wie eine Antwort auf die Frage, welchen deutschen Interessen die jeweilige Mission eigentlich dient.

Gut möglich, dass das Parlament diese Kriterien bald einüben kann. Ein stärkeres Engagement in der südsudanesischen Krisenregion Darfur hatte Kanzlerin Angela Merkel jüngst nur bis zum Ende der Kongo-Mission ausgeschlossen."

http://www.welt.de/data/2006/09/17/1039511.html

Bei der Weltbank ist offensichtlich angekommen, daß im Kongo die Korruption blüht und gedeiht. Jedenfalls hat ihr Präsident Wolfowitz in einer Rede beim kürzlichen Treffen in Singapore ausdrücklich Korruption gebrandmarkt. Und dann wird berichtet: Former U.S. Federal Reserve chairman Paul Volcker, who headed an independent corruption inquiry into the U.N. oil-for-food program, echoed those comments, saying that corrupt regimes should not receive loans regardless of their economic performance.

Volcker said he supported holding off on loans to countries like Bangladesh, Chad and Congo whose governance does not meet World Bank standards. http://www.cumberlink.com/articles/2006/09/17/ap/business/d8k6ou6g0.txt

Samstag, 16. September 2006

letzte Aktualisierung: 22.23 Uhr

Independent-Online in Südafrika bringt ganz normal einen SAPA-afp-Bericht zum Thema: „Court confirms DRC run-off vote" Doch darin ist dann plötzlich zu lesen, daß „die Wahlkommission ihren Kalender einhält. Die zweite Runde der Präsidentenwahl wird am 29. Oktober organisiert, zur selben Zeit wie die Provinzwahlen" Dies sagte Dieudonne Mirimo, ein Mitarbeiter der Wahlkommission am gestrigen Freitag. So ganz nebenbei also wird auch erwähnt, daß dann die Regionalwahlen stattfinden sollen, die eigentlich für das Land sehr viel wichtiger sind als diese zweite Runde der Präsidentenwahl, denn hierbei gibt's ohnehin nichts zu wählen und die Kongolesen würden gut daran tun, bei der gegebenen Auswahl gar keinen Präsidenten zu wählen. Umso bedeutsamer wäre aber, Abgeordnete für die Provinzparlamente zu bestimmen.

http://www.int.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=68&art_id=qw1158339602291B236

Viertausend Soldaten, die bisher für unterschiedliche Rebellenfraktionen kämpften sind von Südafrikanern als Beitrag zur Erneuerung des Kongo für eine neue Einheit der offiziellen kongolesischen Armee gemeinsam ausgebildet worden,. Und jetzt hat der südafrikanische Armeeminister Mosiuoa Lekota diese Einheit seinem kongolesischen Kollegen Adolfo Onusumba übergeben, der bei dieser Gelegenheit sagte: „Wir sind zuversichtlich, daß der Frieden hält, trotz dem, was letzten Monat geschah. Dies hat die Integration der Armee nicht behindert." Allerdings fügt SABC, die südafrikanische Rundfunkgesellschaft, von der diese Nachricht stammt, hinzu, daß bei der Art von Spannungen, die kürzlich im Kongo gesehen wurden, die Ablehnung der beiden Protagonisten Kabila und Bemba, ihre Streitkräfte in die nationale Armee zu integrieren, Anlaß zur Besorgnis gebe.

http://www.sabcnews.com/africa/central_africa/0,2172,134966,00.html

Immerhin erfährt man über AngolaPress mal, daß sich der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Georg Boomgaarden in der Region aufhält, Freitag mit Offiziellen in Luanda Gespräche führte und wohl auch noch einen Besuch in Kinshasa vor hat. http://www.angolapress-angop.ao/noticia-e.asp?ID=472833

letzte Aktualisierung: 16.9.06, 11.08 Uhr

Eine Partei, die Bundeswehreinsätze im Ausland befürwortet verhält sich „staatsmännisch", so erhielten DIE GRÜNEN heute die höchsten Weihen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die in einem Kommentar u.a. feststellt, „Selbst wenn mit ihrer Zustimmung zu Bundeswehreinsätzen im Kosovo, in Afghanistan und zuletzt in Kongo der pazifistische Lack längst abgeblättert ist, so hätten die Grünen doch Gründe genug finden können, um der nun anstehenden Entscheidung ihren Segen zu versagen. Ein "robuster" Einsatz im Brennpunkt weltpolitischer Konflikte ist etwas anderes als die Befriedung regionaler Stammesfehden. Die grüne Klientel hätte es der Fraktionsführung gewiß verziehen, wenn sie diesmal keine Empfehlung für eine militärische Mission ausgesprochen hätte." http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~EA3551CE41ADB49BEB1AAE22B9104C7B3~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Damit hat sich schon die heutige deutsche Presseschau zum Kongo erschöpft. TAZ, Junge Welt und einige andere bringen noch in Kurzmeldungen, daß die Präsidenten-Stichwahl doch am 29.10. stattfinden kann und damit war's das dann.

Einen sehr guten Hintergrundartikel zur Situation im Kongo unter besonderer Berücksichtigung der Rohstoffplünderungen bringt das australische Blatt „The Green Left Weekly". Der Autor kommt zum Schluß: „Die einzige Hoffnung für eine tatsächliche Änderunge der Situation liegt auf dem kongolesischen Volk selbst, das eine großartige Geschichte des Widerstands sowohl gegen eine runtergekommene politische Klasse im Kongo als auch gegenüber internationalen Plünderern kennt." http://www.worldpress.org/Africa/2492.cfm

Die südafrikanische Online-Zeitung Mail&Guardian untersucht heute in einem Artikel das Problem, daß die kongolesische Armee die Wahlen bedrohen könnte, weshalb sie jetzt von den internationalen Organisationen aufgefordert wurde, von bestimmten Gebieten Truppen zurückzuziehen. Bemba und Kabila hätten dieser Tage über die Modalitäten gesprochen, die gewährleisten sollten, daß die Truppen in ihren Kasernen bleiben. http://www.mg.co.za/articlePage.aspx?articleid=284193&area=/insight/insight__africa/

Die Australische Broadcasting Corporation ABC berichtet, der Chef-Koordinator der UNO-Hilfsorganisationen habe den sexuellen Mißbrauch in der Demokratischen Republik Kongo als Krebsübel gebrandmarkt, welches offenbar außer Kontrolle geraten sei.

Er äußerte dies in einem Bericht an den UNO-Sicherheitsrat nach seinem Besuch im Land, letzte Woche und rief die kongolesischen Behörden auf, sich entschiedener für ein Ende der Gewalt gegen Zivilpersonen einzusetzen. Er sagte, er sei zutiefst schockiert von den Geschichten von Frauen, die vergewaltigt und dann verstümmelt worden seien. „Eine Frau sagte mir, sie sei während einer Woche wiederholt von einer ganzen Gruppe von Soldaten vergewaltigt worden, die sie so stark an Händen und Füssen gefesselt hätten, daß sie die Kraft ihre Hände auf Dauer verloren hat" sagte Egeland.

http://www.abc.net.au/news/newsitems/200609/s1742532.htm

Diese Meldung bringen sehr viel ausführlicher mit einem AP-Bericht auch Zeitungen in Philadelphia U.S.A. U.N. Calls Congo Sex Abuse `a Cancer'

http://www.phillyburbs.com/pb-dyn/news/91-09152006-713307.html

Auch Reuters bringt diese Nachricht, die z.b. die San Diego Tribune in den USA heute veröffentlicht. Danach habe Egeland Präsident Joseph Kabila aufgefordert, diesen Mißbrauch öffentlich zu verurteilen und die Missetäter zu entfernen oder zu entlassen. Doch Kabila habe geantwortet, daß „Widersprüche" in der Übergangsregierung es für ihn schwierig machten, zu handeln. http://www.signonsandiego.com/news/world/20060915-1633-congo-rape-un.html

Die BBC berichtet über das Thema hier: http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/5351012.stm

Wann werden wohl deutsche Medien berichten?

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