Das aktuelle Kongo-Presse-Tagebuch

Das Kongo-Presse-Tagebuch gibt eine persönliche Meinung wieder. Auf keinen Fall die offizielle Meinung von Dialog International

Die angegebenen Links sind teilweise nur kurzfristig im Internet frei erreichbar.

Mittwoch, 15. November 2006

letzte Aktualisierung: 22.50 Uhr

Inzwischen hat auch die Neue Zürcher Zeitung, die in den letzten Wochen oder Monaten demonstrativ ihr Desinteresse an den Vorgängen im Kongo bekundet hat, gemerkt, daß etwas gemeldet werden muß und berichtet heute abend mit Agenturmeldungen, Kabila sei zum Wahlsieger erklärt worden. Doch: Das vorläufige amtliche Endergebnis ist vom Obersten Gericht noch nicht bestätigt. Bemba lehnte es bisher ab, eine Niederlage zu akzeptieren. Bembas Anhänger bezweifeln die Rechtmässigkeit der Wahl. Am Dienstag hatten sie den Vizepräsidenten zum Wahlsieger ausgerufen. Bemba stellte die Unparteilichkeit der Wahlkommission in Frage.

http://www.nzz.ch/2006/11/15/al/newzzEUJT2UI9-12.html

Das ist denn auch die Meldung, die heute Abend Furore macht: Kabila sei mit 58 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt worden, meldet z.B. n-tv.

http://www.n-tv.de/733492.html Auch der Berliner Tagesspiegel bringt diese Meldung – aber erst nach Redaktionsschluß seiner gedruckten Ausgabe für den 16.11. http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/kongo-kabila-stichwahl/80898.asp Was die Deutsche Presse Agentur zum Kongo meldet, berichtet ganz zuverlässig die Süddeutsche Zeitung, die sich darauf spezialisiert hat, die Agenturmeldungen gesammelt zu drucken: http://www.sueddeutsche.de/politik/ticker/iptc-bdt-20061115-629-dpa_13116934/ Das Handelsblatt schreibt clever, „Kabila zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt", also nicht, er ist Sieger der Wahl, sondern er wurde zum Wahlsieger erklärt. Das ist schon ein Unterschied…. http://www.handelsblatt.com/news/_pv/_p/200051/_t/ft/_b/1165315/default.aspx/index.html

Die Tagesschau meldet dagegen forsch: Kabila gewinnt Präsidentenwahl im Kongo….und fordere die Kongolesen unterdessen auf, Ruhe zu bewahren. http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6100860,00.html

Für die FAZ ist „Kabila offenbar Sieger der Präsidentenwahl" http://www.faz.net/s/RubF3CE08B362D244869BE7984590CB6AC1/Doc~EE2C88695038F4827A10A567CFF1F0884~ATpl~Ecommon~Scontent~Aarttype~ET1.html

Die Tageszeitung Die Welt meldet lapidar: Joseph Kabila bleibt Präsident. So, als sei er das jemals legitim gewesen. http://www.welt.de/data/2006/11/15/1111837.html

Auch in der englischsprachigen Welt dominiert heute abend die Nachricht von der Verkündigung der vorläufigen Wahlergebnisse im Kongo und die Mahnungen von Kardinal Etsou geraten dadurch völlig in den Hintergrund bzw. werden überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Der britische Guardian brachte heute einen Artikel seines Korrespondenten Chris McGreal aus Kinshasa mit der Überschrift: Kongo steht einem neuen Bürgerkrieg gegenüber, da die Opposition die Wahlergebnisse ablehnt. Der Bericht schließt mit diesen Worten: Foreign observers say there were irregularities but not on a scale that comes close to overturning Mr Kabila's victory.

http://www.guardian.co.uk/congo/story/0,,1947925,00.html?gusrc=rss&feed=12

letzte Aktualisierung: 15.11.06, 0.00 Uhr

Die Erklärung von Kardinal Etsou im französischen Auslandsrundfunk, über die gestern vereinzelt bereits berichtet wurde, ist heute natürlich die Sensation in Kinshasa, zumal der Präsident der Wahlkommission auch ein katholischer Geistlicher ist, der sich vehement gegen die Unterstellungen Etsous wehrt. Die ausführliche Debatte ist heute in Le Potentiel nachzulesen mit Erklärungen der beiden Kirchenleute. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=37343&id_edition=3879 und Kardinal Etsou hat sich seine Stellungnahme vermutlich genau überlegt und hat sicherlich sein Ohr nicht weit vom Volk., Die regional doch sehr einseitigen Wahlergebnisse für beide Kandidaten sind zumindest verwunderlich. Etsou fordert nun, den Urnengang des Volkes zu respektieren und die Wahrheit zu veröffentlichen, nichts als die Wahrheit. Die Wahlkommission ist durch diese Erklärung in eine schwierige Situation geraten, verkündete sie doch bis dato, genau diese Wahrheit veröffentlicht zu haben. In einem Kommentar schreibt Le Potentiel letztenendes müßte die Suche nach der Wahrheit bei diesen Wahlen beruhigend, befreiend und konsensbildend sein.

Immerhin, dies sei hier noch hinzugefügt, würde der Kongo auch eine starke und durchaus mächtige demokratische Opposition benötigen, welche in der Lage wäre Auswüchse der Präsidentschaft, etwa finanzieller Art zu kontrollieren…

Die Überschrift der Jungen Welt ist heute: Kabila bleibt – und Bemba? Der Artikel meldet: Joseph Kabila bleibt Präsident der Demokratischen Republik Kongo. Zu diesem Ergebnis gelangte die »Unabhängige Wahlkommission« am Montag abend um 20.30 Uhr, als sie in der Hauptstadt Kinshasa das »vorläufige Endergebnis« vorlegte. Es stützt sich auf 99,37 Prozent der ausgezählten Stimmen und sieht den Amtsinhalber bei 59,27 und dessen Konkurrenten und bisherigen Stellvertreter, Jean-Pierre Bemba, bei 40,73 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 65,80 Prozent. Kabila erklärte noch am Montag in einer Fernsehansprache, das wichtigste Ergebnis müsse die »Förderung der Demokratie« im Land sein…… Der Weg vom kriegszerrissenen Ungetüm »Kongo«, auf dem fremde und einheimische Milizen die reichen Bodenschätze stehlen und die Bevölkerung drangsalieren, zu einem einigermaßen stabilen, friedlichen Gebilde soll nach UN-Vorstellungen nun mit der Etablierung eines gewählten Parlaments und Präsidenten weitgehend bewältigt sein. http://www.jungewelt.de/2006/11-15/056.php

Kabila liegt bei Präsidentschaftswahl vorn ist heute die Schlagzeile in der Tageszeitung Die Welt, die sich ansonsten vorsichtig den Ergebnissen nähert und zwar auch in der Beurteilung der Einsprüche von Bemba. Laut Die Welt hat der oberste katholische Geistliche im Kongo, Kardinal Frédéric Etsou, der internationalen Gemeinschaft in einem Interview eines französischen Radiosenders indirekt vorgeworfen, Kabila bevorzugt zu haben. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht versuchen, dem kongolesischen Volk jemanden aufzuzwingen, "den es nicht als seinen Präsidenten gewählt hat", sagte Etsou. Der Vorsitzende der Wahlkommission und katholische Geistliche, Abbé Appollinaire Malu Malu, reagierte verärgert auf die Äußerungen. Es handele sich um eine "gefährliche Erklärung", die nicht mit der Wirklichkeit übereinstimme.

http://www.welt.de/data/2006/11/15/1110686.html

In einem weiteren Artikel porträtiert Die WeltAfrikas jüngsten Staatschef" Darin heißt es u.a.: Joseph Kabila schaffte es als Chef der kongolesischen Armee aber, die Generäle hinter sich zu bringen und den seit 1998 tobenden Bürgerkrieg nach fünf Jahren zu beenden. Die Bewohner in den Ostprovinzen, die am meisten unter dem Krieg mit seinen etwa vier Millionen Toten litten, sind ihm dafür bis heute dankbar - und gehören zu seinen treuesten Wählern.

Eine Bilanz seiner Amtszeit fällt allerdings gemischt aus. Der Konflikt mit den verschiedenen Rebellengruppen im Osten ist noch nicht ganz beigelegt. Die Korruption blüht nach wie vor, und Kabila hat es nicht geschafft, den Rohstoffreichtum erfolgreich zur Bekämpfung der weit verbreiteten Armut zu nutzen. http://www.welt.de/data/2006/11/15/1110831.html

Die FAZ bietet ihren Lesern heute ein Glosse an unter dem Titel „Kabila und Bemba" und ist wenig erstaunt, daß sich Kabila jetzt zum Präsidenten erkläre. Dann heißt es: Daß es im Riesenreich in der Mitte des Kontinents, für das der Schriftsteller Joseph Conrad einst den Begriff "Herz der Finsternis" prägte, ganz ohne Unregelmäßigkeiten abgegangen sein sollte, ist schwer vorstellbar. Der Verlauf der Wahl war, nimmt man beide Wahlgänge zusammen, indessen relativ ruhig, trotz der teilweise blutigen Zusammenstöße vom Wochenende. Etwas sehr billig ist der Schluß der „Glosse": Die Kongolesen seien nach Abzug der EUFOR gehalten, selbst für Stabilität und einen Neuanfang in Sachen Demokratie zu sorgen. Das sei gut so. Dies Fazit ist deshalb schwach, weil immerhin noch die MONUC der UNO mit 17.000 Blauhelmen im Land steht, die ja eigentlich durch EUFOR verstärkt werden sollte. Die ganze Diskussion um EUFOR ist unverhältnismäßig, vor allem, wenn man die Libanon- und Afghanistan-Diskussion damit vergleicht. http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F96E964EF8CE790E1/Doc~EDB5CB3389887458594BEB3115729A99E~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Dienstag, 14. November 2006

letzte Aktualisierung: 22.45 Uhr

So allmählich pfeifen's die Spatzen von den Dächern: Kabila bleibt Präsident im Kongo meldet inzwischen eine Nachrichtenquelle nach der anderen, so z.B. der Fernsehsender sat1, der nach der Auszählung der Stimmen von 99,37 Prozent der Wahlzentren Kabila mit etwa 59 Prozent deutlich vor seinem Rivalen Jean-Pierre Bemba sieht. Auf diesen entfielen 41 Prozent Kabila sagte am Montagabend in einer Fernsehansprache, das wichtigste Ergebnis dieser Wahl müsse die Förderung der Demokratie im Kongo sein.

http://www.sat1.de/news/politik/2006/11/14/n2006111413442000002/

Unter der Überschrift „Banges Warten auf das Ergebnis" versucht die Wiener Zeitung dem Thema aus dem fernen Kongo gerecht zu werden und hat sich dazu die Befragung einiger Wissenschaftler, darunter ein „Kongospezialist" einfallen lassen, die folgendes orakeln: "Bei den Anhängern Bembas ist sicher das Potential zu Unruhen vorhanden", sagt der Politikwissenschafter und Kongospezialist Albert Kraler. "Aber es wird sicher nicht zum Versuch eines Staatsstreichs kommen."

Vielmehr rechnet Kraler damit, dass Kabila Bemba schließlich die eine oder andere Form der Mitarbeit anbieten werde. "Schon rein symbolisch könnte das die Parteigänger Bembas befriedigen", meint der Politikwissenschafter.

Doch auch eine Regierungsbeteiligung Bembas ist keine Garantie für Stabilität, wirft der Leiter des Wiener Instituts für Afrikanistik, Walter Schicho, ein. Es gebe genug Länder, in welchen Streitigkeiten innerhalb der Regierung direkt in einen gewalttätigen Konflikt geführt hätten. http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=256882

Neue politische Spannungen in der Demokratischen Republik Kongo meldet heute der Spiegel gebetsmühlenartig mit Agenturmeldungen, der ansonten in der gedruckten Ausgabe dieser Woche nichts zum Thema bringt: Joseph Kabila hat dem vorläufigen Ergebnis zufolge die Präsidentschaftswahl gewonnen, aber sein Herausforderer Jean-Pierre Bemba will das Ergebnis nicht anerkennen.

Die Koalition von Jean-Pierre Bemba erklärte heute, sie werde es nicht hinnehmen, dass dem kongolesischen Volk der Wahlsieg gestohlen werde. Zugleich unterstellte die Union für die Nation, dass die Wahlkommission parteiisch sei. Bembas Lager hat Betrugsvorwürfe erhoben, die von der Wahlkommission geprüft werden. Ihre Zusage, auf Gewalt zu verzichten, wollten Bemba-Anhänger möglicherweise widerrufen. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,448462,00.html

Am Abend weiß die Rheinpfalz mit einer afp-Meldung folgendes zu berichten: Bembas Anhänger erklären Vizepräsidenten im Kongo zum Wahlsieger

Kurz vor der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl in der Demokratischen Republik Kongo haben Unterstützer von Jean-Pierre Bemba den Vizepräsidenten zum Wahlsieger ausgerufen. Bemba habe bei einer eigenen Auszählung der Wahlzettel von fast zwölf Millionen Wahlberechtigten 52,5 Prozent der Stimmen erhalten, erklärte Vincent de Paul Lunda-Bululu von Bembas Partei "Union für die Nation" am Dienstag in Kinshasa. Er zweifelte außerdem die Unparteilichkeit der Unabhängigen Wahlkommission (CEI) an. Nach deren letzten Teilauszählungsergebnissen liegt Amtsinhaber Joseph Kabila mit fast 60 Prozent der Stimmen von rund 25 Millionen Wahlberechtigten vorne. Die Wahlkommission hat nach eigenen Angaben bereits 92 Prozent der Stimmen ausgezählt. http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER061114190153.jhbt772e

Auch die Financial Times Deutschland verarbeitet am Abend diese Nachricht zu einem Artikel unter der Überschrift: Bembas Anhänger bezweifeln Unabhängigkeit der Wahlbehörde http://www.ftd.de/politik/international/131773.html?nv=cd-rss230

Auch der britische Guardian diskutiert jetzt die Wahrheit des Wahlergebnisses und stellt die Äußerungen des katholischen Kardinals Etsou heraus: In comments to French radio last night, the most senior Roman Catholic in this largely Catholic republic expounded a view promoted by many in Mr Bemba's camp. Cardinal Frederic Etsou said that the international community, not the Congolese, had chosen Mr Kabila.I ask the international community to abstain from all attempts to impose on the people of Congo he whom they have not chosen as their president," the cardinal said.

http://www.guardian.co.uk/congo/story/0,,1947718,00.html?gusrc=rss&feed=12

Die französischen Medien, die sich direkt durch Kardinal Etsou angesprochen fühlen können, zögern natürlich, dessen Meinung allzu schnell zu verbreiten. Immerhin gibt's dazu eine afp-Meldung, die in der kirchlichen Tageszeitung La Croix zu finden ist. Überschrift: Der Erzbischof von Kinshasa ruft zur Transparenz bei der Verkündung der Ergebnisse auf. http://www.la-croix.com/afp.static/pages/061114173031.5zmmv1s4.htm

Le Soir bringt am Nachmittag als Agenturmeldung, daß seine Partei Bemba zum Wahlsieger erklärt habe. http://www.lesoir.be/actualite/monde/2006/11/14/article_le_camp_bemba_declare_son_candidat_en_tete.shtml

Eine deutschsprachige Website mit Namen „Wallstreet-Online" veröffentlicht heute ganz detaillierte Angaben über „bedeutende" neue Goldfunde oder besser gesagt die neueren Schätzungen über die Goldvorräte im Nordosten des Kongos von der australischen Firma Moto Goldmines, deren Aktien auch in Frankfurt registriert sind. Jedenfalls werden oder sollen die Aktionäre jubeln. Was die Kongolesen von den Funden haben werden, wird nicht mitgeteilt. http://www.wallstreet-online.de/nachrichten/nachricht/1967878.html

letzte Aktualisierung; 14.11.06, 0.00 Uhr

Die taz meldet heute aus Brüssel, bei einem Ministertreffen habe sich Deutschland durchgesetzt mit der Forderung, daß mit EUFOR endgültig am 30.11. Schluß sei: Die EU-Eingreiftruppe Eufor in der Demokratischen Republik Kongo wird wie vorgesehen ihre Mission am 30. November beenden und danach das Land verlassen. Auf ihrem gestrigen Treffen in Brüssel vermieden es die EU-Außen- und Verteidigungsminister entgegen vorheriger Überlegungen, dazu überhaupt etwas Konkretes zu sagen, und "erinnerten" lediglich "an die Unterstützung, die die EU dem Kongo zur Vorbereitung der Wahlen geleistet hat … einschließlich der positiven Rolle, die Eufor in Unterstützung von Monuc (die UN-Mission im Kongo) gespielt hat." http://www.taz.de/pt/2006/11/14/a0125.1/text

Auch die Junge Welt schließt sich dieser Auffassung an und berichtet dies aus Brüssel: Der militärische Einsatz der EU-Spezialtruppe in der Demokratischen Republik Kongo soll zum Monatsende auslaufen. Dies sei »die breite Übereinstimmung aller Verteidigungsminister« der 25 Mitgliedstaaten, erklärte der deutsche Ressortchef Franz Josef Jung am Montag nach Beratungen in Brüssel. Auch Generalleutnant Karlheinz Viereck, der die EUFOR-Truppe im Kongo von Potsdam aus leitet, habe bestätigt, »daß wir am 30. November diese Mission erfolgreich beenden können«. EU-Außenbeauftragte Javier Solana erklärte in Brüssel: »Ich denke, wir können die Truppen planmäßig abziehen«. Die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl im Kongo werden voraussichtlich am heutigen Dienstag bekanntgegeben. http://www.jungewelt.de/2006/11-14/052.php Wenn sich hier taz und Junge Welt abwechseln, so nicht, weil wir diese beiden Blätter so heiß und innig lieben, sondern, weil sie übriggeblieben sind in einer einigermaßen kontinuierlichen Kongoberichterstattung, die JW eher mit kürzeren, die taz mit längeren Berichten. Bemerkenswert ist auch, daß der Einsatz der 2.800 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan überhaupt nicht zur Debatte steht und auch kaum Schlagzeilen macht, obwohl die Situation dort für die Bundeswehr inzwischen wesentlich gefährlicher geworden ist als in Zentralafrika. Aber Deutschland fühlt sich halt Afghanistan „traditionell" verbunden, während der Kongo, wie die Berichterstattung in den letzten Monaten mehr als deutlich gezeigt hat, überhaupt nicht ernst genommen wird. Was sind schon 4 Millionen Tote, wenn das doch „nur" Schwarze sind?

Montag, 13. November 2006

letzte Aktualisierung: 22.58 Uhr

Was bisher keine deutsche Zeitung für berichtenswert fand, wird in den USA breit diskutiert: In Kinshasa wurden im Zusammenhang mit den Unruhen am Samstag umfangreiche Verhaftungen vorgenommen – darunter auch fast 100 Straßenkinder, „Kadogos" oder, wie man neuerdings sagt, „Hexenkinder". Und ausgerechnet diese seien Schuld an diesen Unruhen gewesen. Also: alles war verhext. Und jetzt sitzen sie im Knast, was leider nicht bedeutet, daß für sie dort das Leben besser ist als auf der Straße, da die Knastbetreiber im Kongo für das leibliche Wohl nicht zuständig sind. Im Boston Globe ist dazu ein ausführlicher Hintergrundbericht zu lesen, der auch ansonsten aus der Feder eines afrikanischen Journalisten von AP aktuelle Informationen zur Situation vermittelt. http://www.boston.com/news/world/africa/articles/2006/11/13/police_in_congo_arrest_homeless_children/?page=2

Die Independent Online in Südafrika bringt die afp-Meldungen zu diesen Vorgängen. Dort ist die Rede von 337 verhafteten Kindern. http://www.int.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=68&art_id=qw116342496185B236

Auch in der französischsprachigen Welt lesen wir diese Informationen. Die Brüsseler Zeitung Le Soir bringt diese Meldung: Plus de 330 jeunes Congolais arrêtés http://www.lesoir.be/actualite/monde/2006/11/13/article_plus_de_330_jeunes_congolais_arretes.shtml

Das Südafrikanische Fernsehen (SABC) meldet mit einer Reuters-Nachricht die Führung Kabilas bei der Wahlauszählung, ist aber noch vorsichtig und gibt auch Raum den Vermutungen des Bemba-Lagers, daß vielleicht Betrügereien im Spiel sind. http://www.sabcnews.com/africa/central_africa/0,2172,138397,00.html

Die britische BBC ist dagegen schon etwas mutiger und meldet zögerlich, Kabila stehe kurz vor einem Wahlsieg. Aber: die Wahlkommission werde keinen Wahlsieger verkünden, bevor nicht die Beschuldigungen aus dem Bemba-Lager geprüft seien, daß Wahlbetrug vorgekommen sei. (Diese Fragestellung hat man in der taz-Berichterstattung von heute allerdings vermisst…)

http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/6144136.stm

Der britische Guardian widmet sich heute auch dem Kongo, aber mit einem ganz anderen Thema: Hunderttausende von Frauen und Mädchen wurden während der Kongokriege vergewaltigt ist die Überschrift einer Analyse, die noch einmal, mit Zahlen untermauert, in Erinnerung ruft, welche Dimensionen die wirklichen Probleme im Kongo erreicht haben. Die ganze feiste Diskussion um ein paar Bundeswehrsoldaten in Kinshasa, die ihren Weihnachtsbraten in Deutschland schmausen sollen, erscheint in Anbetracht solcher Meldungen nur noch zutiefst peinlich. http://www.guardian.co.uk/congo/story/0,,1946904,00.html?gusrc=rss&feed=12

Hier soll auch eine Nachricht berücksichtigt werden, die in Europa keinerlei Beachtung findet, die aber sehr traurig ist. Aus dem Ruzizi-Grenzfluß zwischen Kongo und Burundi wurden am heutigen Montag 13 Leichen geborgen, die einem Massaker zum Opfer gefallen sind und man weiß nicht genau, ob die letzte burundische Rebellengruppe oder offiziellere Stellen dahinterstecken…. Die Meldung ist bei der südafrikanischen Station n24 zu lesen.

http://www.news24.com/News24/Africa/News/0,9294,2-11-1447_2029660,00.html

In den USA konnten die Leser der Washington Post in der gestrigen Sonntagsausgabe eine ausführliche Reportage über das Schicksal von Pygmäen im Kongo lesen, die mit der Moderne konfrontiert werden und aus ihrer Urwaldheimat flüchten mußten. Auch hier gilt: In Deutschland wäre ein solcher Artikel völlig unmöglich, weil die Presse viel zu borniert für solch ein Thema ist. http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/11/11/AR2006111100923.html

Wie aus heiterem Himmel fühlt sich Ruandas Präsident Kagame bemüssigt, allfällige neue Invasionspläne für den Kongo zu dementieren, berichtet Reuters, nachdem dieser von einer Asienreise zurückgekehrt war. "What I said was that if we were attacked by anybody from Congo, we would do what any country would do to protect itself," he added, without any further explanation. Reuters fügt hinzu, Kritiker hätten Kigali beschuldigt, in der Vergangenheit Truppen in den Kongo geschickt zu haben, um die wertvollen Bodenschätze zu plündern. http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L13107242.htm

Neue Scharmützel in den Straßen Kinshasas - Vizepräsident Bemba liegt bei Auszählung des Wahlergebnisses im Kongo hoffnungslos zurück – dies ist die Meldung der Frankfurter Rundschau am heutigen Montag:

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1008629&

letzte Aktualisierung: 13.11.06, 08.57 Uhr

Die Junge Welt läßt die Spannung heute mit einer AP-Meldung unter der Überschrift: Vier Tote bei Gefechten in Kinshasa – die Spannung am Kongo-Fluß wächst weiter steigen und wartet ansonsten auf die Wahlergebnisse http://www.jungewelt.de/2006/11-13/041.php

Die taz in Berlin dagegen ist des Wartens überdrüssig und verkündet heute schon den Wahlsieg : JOSEPH KABILA GEWINNT PRÄSIDENTSCHAFTSWAHLEN IM KONGO – noch vor Zeitungen und Medien im Kongo und im Rest der Welt. Dominic Johnson schreibt in dem Artikel: Vom glücklosen General zum erfolgreichen Kandidaten: Nachdem am Wochenende der Wahlsieg Kabilas klar war, kam es zu Unruhen. Vier Menschen starben bei Auseinandersetzungen mit Anhängern des unterlegenen Jean-Pierre Bemba, die dem Sieger Wahlfälschung vorwerfen Bemba nimmt die Massen für sich ein, verschreckt aber regelmäßig seine engste Entourage. Kabila macht das Gegenteil. Er hat durch die Wirren von Kongos Friedensprozess hindurch seine engsten Vertrauten loyal gehalten und einen undurchdringlich soliden Machtapparat aufgebaut, der ihn vor den Widrigkeiten der Welt schützt und auch gerne an seiner Stelle politische Entscheidungen fällt. Im Grunde ist die Präsidentschaft Kabila eine Kollektivpräsidentschaft aus Soldaten und alten Freunden aus Kivu und Katanga, die alle auf das ruhende Auge im Sturm in ihrer Mitte starren und sich damit gegenseitig neutralisieren. Und dass Angola, die stärkste Militärmacht der Region, fest auf Joseph Kabila setzt, hält auch seinen Sicherheitsapparat stabil.

Nun muss Kabila beweisen, dass seine Konsenfähigkeit über seinen Machtzirkel hinausreicht. Um des Friedens willen muss er seinen Widersachern die Hand reichen. http://www.taz.de/pt/2006/11/13/a0172.1/text

In einem anderen Artikel der taz unter der Überschrift „In Kinshasa kippt die Stimmung" heißt es: Die Emotionen in der Bevölkerung steigen. In einer Schule in Kinshasa diskutiert eine Gruppe anglophoner Kongolesen, die sich "Great Guys" nennt, über die kommenden Wahlergebnisse. "Ich fürchte, dass die Wahlen nichts gelöst haben", meint Kabamba Bwebwe. "Die Krise ist immer noch da. Die mächtigen Spieler sollten zusammenkommen und durch einen Dialog versuchen, einen Bürgerkrieg zu verhindern." Ein anderer sagt: "Diese Wahlen sind nicht unsere Wahlen. Es sind die Wahlen des Auslands. Das Ausland hat dafür bezahlt und die Regeln festgelegt, und jetzt wird ihr Kandidat gewinnen."

http://www.taz.de/pt/2006/11/13/a0176.1/text

Associated Press brachte in den USA heute Nacht einen Artikel heraus unter der Überschrift: Der Kongo kämpft gegen das Chaos im Bergwerkssektor, der von vielen amerikanischen Zeitungen nachgedruckt wird und in einer ausführlicheren Version bei CNN nachzulesen ist. Darin heißt es u.a.: Among the biggest challenges Congo's first elected government in nearly 50 years will face is bringing order to a chaotic mining sector whose riches provoked a regional war that killed millions of people. http://edition.cnn.com/2006/WORLD/africa/11/12/congo.mining.ap/index.html?section=cnn_latest

Was neulich schon die Deutsche Welle einsam und allein zu berichten wußte, wird jetzt von der südafrikanischen Zeitung THE STAR aufgegriffen: Das Problem der Mißwirtschaft mit den Mitteln, welche die internationale Gemeinschaft zur Reintegration der entlassenen Kindersoldaten zur Verfügung gestellt hatte. http://www.thestar.co.za/index.php?fArticleId=3530660 . Inzwischen ist das Dokument auch auf der Website von amnesty-international zugänglich, wenn auch sehr versteckt und nicht sofort sichtbar, schonmal gar nicht mit dem dortigen Suchprogramm. Hier der Link: http://news.amnesty.org/index/ENGAFR620192006

Wovon die deutsche Kongo-Lobby vielleicht träumt, dies ist zwei britischen Nichtregierungs-Organisationen gelungen: In London gab's eine Regierungsuntersuchung zur Unterstützung kongolesischer Kriegsökonomie durch britische Firmen, deren Ergebnis wohl eher als verharmlosend dargestellt wurde. Die beiden Organisationen verurteilen dies und das Ergebnis ist heute in The Independent zu lesen http://news.independent.co.uk/uk/politics/article1963596.ece

Sonntag, 12. November 2006

letzte Aktualisierung: 22.45 Uhr

Auch in die Tagesschau gelangte die Meldung „Tote bei Schießereien in Kinshasa" mitten in der letzten Nacht. Sicherlich ist tragisch daß vier Menschen sterben mußten, weil einige Heißsporne das Heft in die Hand nehmen wollen, doch war dies ein vereinzeltes Ereignis in der Millionenmetropole. Ich sprach heute mit einer Person, die gestern noch in Kinshasa war und ganz normal durch die Stadt zum Flughafen fahren konnte, wenn man auch etwas vorsichtiger war und gewisse Viertel mied.

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6088110,00.html

Einen durchaus eigenständigen, interessanten Artikel bringt diesmal Focus, zwar noch unter der Überschrift „Vier Tote bei politischen (sic) Gefechten", aber immerhin mit einigen Detailinformationen, die erstens zeigen, daß man auch beim Focus etwas differenzierter berichten kann und zweitens, daß bei den gestrigen Vorgängen eher jugendlicher Leichtsinn als sonstwas im Spiel war. Bemerkenswert ist dann, daß ausgerechnet der FDP plötzlich eine Kongopolitik am Herzen zu liegen scheint: Die FDP-Sicherheitsexpertin Birgit Homburger warf in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp der Bundesregierung vor, sich nicht genügend um eine politische Lösung der Probleme in Kinshasa bemüht zu haben. „Seit der Zustimmung des Bundestages zum Einsatz der deutschen Soldaten scheint die Bundesregierung das Interesse am Kongo verloren zu haben", sagte Homburger. Bemühungen um ein flankierendes politisches Gesamtkonzept zur dauerhaften Stabilisierung des Kongo seien „nicht erkennbar". http://www.focus.de/politik/ausland/kongo_nid_39112.html

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung befasst sich heute nochmal mit dem plötzlichen Rückruf des Botschafters Buchholz aus Kinshasa in die Berliner Zentrale und weiß einige bemerkenswerte Details zu berichten und auf einer kleinen, bescheidenen Ebene scheint das Blatt aus Frankfurt sogar ein bißchen Zivilcourage zu besitzen. Also, der Herr Buchholz scheint sich den Ärger des Herrn Rüstungsministers bei dessen Besuch in Kinshasa zugezogen zu haben, z.B. indem der Herr Minister beim Autofahren auf dem rangniedrigeren Autositz Platz nehmen mußte, denn, so belehrt der Autor, in den Regierungsautos gebe es bei der Sitzverteilung auch eine Rangfolge. Und der Herr Botschafter habe sich auf diesen ranghöchsten Platz gesetzt. Welch ein Fauxpas! Nun hat der Herr Buchholz, wie dasselbe Blatt Anfang der Woche zu berichten wußte, sich offenbar auch noch mit dem Herrn Kabila angelegt - was ihm wahrscheinlich hoch angerechnet werden muß – was aber Berlin offenbar in helle Aufregung versetzte. Hat nicht die deutsche Diplomatie weltweit den höchsten Verbrauch an Watte? Und jetzt poltert da irgendso ein Botschafter einfach los, sodaß beim künftigen „demokratisch gewählten" Präsidenten Kabila die Deutschen vielleicht nur noch über den Dienstboteneingang zugelassen werden. Der Rüstungsminister hatte schon vergeblich auf ein präsidiales Rendezvous warten müssen. Und dabei hat vielleicht der Herr Buchholz diesem jungen Mann in Kinshasa auch einfach mal die Wahrheit gesagt, sowas wird der nicht allzuoft zu hören bekommen. Aber in Berlin, was passiert in Berlin? Man sollte den Artikel lesen, der leider im Netz wieder nicht frei zugänglich ist. Jedenfalls ist die FAS so mutig, am Ende zu schreiben, daß in Berlin in dieser Angelegenheit offenbar das Parlament belogen wurde. Das also liebt die deutsche Diplomatie!

Dabei darf hier nicht verallgemeinert werden. Wir haben hervorragende deutsche Diplomaten persönlich erlebt, die ganz unbürokratisch und menschlich agierten – aber leider auch das genaue Gegenteil. Und man hat manchmal eher den Eindruck, dieses Gegenteil dominiere. Der Vorgänger von Buchholz z.B. wurde strafversetzt, weil er sich allzusehr mit dem Mobuturegime verbandelt hatte und damals war der Ruf der Deutschen Botschaft in Kinshasa so ziemlich ruiniert. Ein Verdienst von Buchholz dürfte sein, daß in der Ambassade de la République fédérale d'Allemagne am Großen Fluß wieder normalere Zustände einkehren konnten.

http://www.faz.net/s/Rub0648F7DDFE114B62A2F60E01C0937822/Tpl~Ezeitung~Sdrehscheibe~Apge~E4.html

Samstag, 11. November 2006

letzte Aktualisierung: 21.06 Uhr

Am Abend berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit dem gesammelten Bildmaterial, daß in Kinshasa heute angeblich Straßenkämpfe stattfanden. Hatte man nicht seit dem Wahlsonntag schon Blut gerochen, mit der Schlagzeile „Kongo vor dem Sturm? Jetzt – endlich – schien man doch Recht zu bekommen. Der Kongo geht in Flammen auf. Wie schön! Hat man das nicht immer schon gewußt?

http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E6FDE0BD03B8146F289F2077E82BED860~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

Leider gibt's auch „Gutmenschen", die sich um Vermittlung bemühen und siehe da, am Nachmittag trafen Vertreter beider Kandidaten mit der MONUC und Vertretern der Polizei zusammen und - welche ein Wunder - die letzte Reuters-Meldung sagt (leider): „Kinshasa ist jetzt ruhig". Oh, welche Enttäuschung für alle, die bereits „Schlachtfest im Kongo" titeln wollten. . Ruhe in Kinshasa ist das letzte, was sie jetzt gebrauchen können…. http://today.reuters.co.uk/news/articlenews.aspx?type=worldNews&storyid=2006-11-11T185002Z_01_L11875851_RTRUKOC_0_UK-CONGO-DEMOCRATIC-GUNFIRE.xml

letzte Aktualisierung: 11.11.06, 14.28 Uhr

Kinshasa (Reuters) - In der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo sind am Samstag vereinzelt Schüsse zu hören gewesen – das ist der Kern der heutigen Nachricht in der deutschen Reuters-Version: http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2006-11-11T114342Z_01_HUB142214_RTRDEOC_0_KONGO-SCHUESSE.xml

Im englischen Dienst schreibt Reuters dies: http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L11875851.htm

Die amerikanischen ABC-News melden via AP: Sporadic gunfire and explosions echoed through Congo's capital on Saturday as fighting broke out between troops loyal to President Joseph Kabila and his ex-rebel leader opponent in a heated runoff election, witnesses and U.N. peacekeepers said. http://abcnews.go.com/International/wireStory?id=2646356&CMP=OTC-RSSFeeds0312

Affrontements à Kinshasa ist die Überschrift von Le Soir in Brüssel zu den gleichen Meldungen von 13.30 Uhr. http://www.lesoir.be/actualite/monde/2006/11/11/article_affrontements_a_kinshasa.shtml

In Deutschland werden diese Nachrichten sofort gewaltig aufgeblasen. Für den Focus finden schon Straßenkämpfe in Kinshasa statt: http://www.focus.de/politik/ausland/kongo_nid_39061.html

Der Spiegel meldet Granatfeuer nahe der Residenz Bembas: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,447872,00.html

Und über dpa werden die Redaktionen mit Gefechtsmeldungen aus Kinshasa „kurz vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses" aufgeweckt: http://www.mainpost.de/aaw/brennpunkte/art112,3781877.html?fCMS=aa06e4c7f630ea76ae3a098d620a0b15 und für den Rest des Nachmittags dürften das dann die Schlagzeilen der Regionalzeitungen sein.

20 Minuten" in der Schweiz bleibt dagegen auf dem Teppich. Die Schlagzeile lautet hier zu den gleichen Meldungen: Gewalt nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses befürchtet. http://www.20min.ch/news/ausland/story/17717473

letzte Aktualisierung: 11.11.06, 0.00 Uhr

Dominic Johnson landet heute mit seiner taz wieder einen Clou und berichtet über neue Wirtschaftsverträge der kongolesischen Regierung mit britischen Bergbaufirmen, die sich die Rechte am Uranabbau im Herzen Afrikas damit sicherten. „Im Windschatten der Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo", so schreibt die taz, „schafft das Land ökonomische Fakten. Kongos Atomenergiekommission CGEA hat, wie jetzt bekannt wurde, am Dienstag ein Memorandum mit der britischen Bergbaufirma Brinkley Africa über die Ausbeutung der kongolesischen Uranvorkommen und die Entwicklung von Atomkraft unterzeichnet. "Die Partnerschaft soll der Kommission ermöglichen, ihre nuklearen Aktivitäten zu erhöhen und die Verwendung von Atomenergie zur nachhaltigen Entwicklung des Kongo zu konsolidieren", erklärte David Lenigas, Kovorstandschef des britischen Bergbaumultis Lonrho, das mit Gerard Holden den Vorsitzenden von Brinkley Africas Mutterfirma Brinkley Mining stellt. http://www.taz.de/pt/2006/11/11/a0079.1/text

Le Monde wird heute mittag in seiner heutigen Ausgabe einen Bericht über den ersten Prozeßtag gegen Thomas Lubanga in Den Haag veröffentlichen, worin zu lesen ist, daß der Angeklagte „zwei Gesichter" habe.

http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-3212,36-833063,0.html?xtor=RSS-3210

Freitag, 10. November 2006

letzte Aktualisierung: 22.31 Uhr

War da was mit Kindersoldaten im Kongo? Richtig. Der Spiegel hat das Thema entdeckt. Alle Welt spricht ja jetzt von dem Prozeß in Den Haag und dann muß man doch mal sein Archiv plündern und schauen, was da über diesen Thomas Lubanga alles sonst noch zu finden ist. Der Bericht erzählt aber auch über den Prozeß und schreibt, im Kongo werde gefordert, gegen den Angeklagten müsse sehr viel mehr ermittelt werden. Was ihm derzeit vorgeworfen werde, sei lange nicht alles, weshalb er vor Gericht gehöre. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,447745,00.html

Natürlich erhöht sich die Spannung auf den Windschutzscheiben deutscher Militärjeeps in Kinshasa, wenn kongolesische Steine darauf fallen. So geschehen heute bei einer kleinen Demonstration, wo die Deutschen wohl zu nah drangefahren waren. Sowas steht natürlicht nicht in deutschen Zeitungen sondern u.a. im Boston Globe mit einer AP-Meldung, die ansonsten halt mitteilt, was derzeit gesagt werden kann. Kabila liegt in Führung, Bemba mit beträchtlichem Abstand dahinter und sein Lager behauptet, dies gehe nicht mit rechten Dingen vor sich. Aber was sind schon „rechte Dinge" im Kongo? http://www.boston.com/news/world/europe/articles/2006/11/10/congo_leader_retains_lead_in_vote_runoff/

Marco Banguli ist der Finanzminister der Demokratischen Republik Kongo und hat dieser Tage verkündet, daß der Wechselkurs des kongolesischen Franc gegenüber dem Dollar stabil bleibe bei 525 Franc. Wenn man bedenkt, daß der Kurs vor nicht allzu langer Zeit noch 430 Franc war, so hat man natürlich seine Zweifel an dem Stabilitätsversprechen des Herrn Ministers. Die Nachricht kann im südafrikanischen Business in Africa nachgelesen werden.

http://www.businessinafrica.net/news/central_africa/397735.htm

New Congo Government Must Bring Order ist die Überschrift eines ausführlichen AP-Artikels, der bei diversen Wirtschaftsagenturen zu lesen ist. The biggest challenge facing Congo's first elected government in nearly 50 years is bringing order to a chaotic mining sector whose riches provoked a regional war that killed millions .

http://www.kiplingerforecasts.com/apnews/XmlStoryResult.php?storyid=260900

letzte Aktualisierung: 17.32 Uhr

Im Laufe des heutigen Tages trafen ein paar sehr unterschiedliche Kongo-Meldungen ein. Der Berliner Tagesspiegel bringt eine afp-Meldung mit vorläufigen Zwischenergebnissen der Wahlen, die Ursache für ganz vereinzelte Unruhen vor allem in Kinshasa seien. Alles andere in dem Artikel ist schon bekannt. Das beigefügte Photo zeigt – wer hatte etwas anderes erwartet? – ein frisches Wahlplakat mit dem amtierenden Präsidenten drauf. http://www.tagesspiegel.de/politik/nachrichten/kongo-praesidentschaftswahl/80272.asp

Angela Merkel hat nochmal auf ihren Globus geschaut und festgestellt, die Jungs könnten wohl bald wieder zurückkommen. So ähnlich sagte sie das auf einer „Sicherheitskonferenz" in Berlin zur Beruhigung der verunsicherten Zeitgenossen, wie Reuters meldet. http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=domesticNews&storyID=2006-11-10T143812Z_01_HUB052683_RTRDEOC_0_DEUTSCHLAND-KONGO-MERKEL.xml

Goldinvest informiert die Goldspekulanten ausführlich darüber, daß Moto Goldmines mit der kongolesischen Übergangsregierung übereingekommen sei, was die Besitzverhältnisse ihrer Bergwerke im Kongo anbelangt. Danach erhalte der Kongo 30 % der Anteile, was im Vergleich zu anderen solchen Beteiligungen sehr viel sei. Der kongolesische Staat tritt weithin sichtbar als Geschäftspartner hervor, mit dem man, wenn auch nach harten Verhandlungen, am Ende zu einer für beide Seiten tragfähigen Lösung kommen kann. Das weckt Vertrauen für die Zukunft….Moto gehören 60 Prozent, dem belgischen Partner 10 Prozent und der staatlichen kongolesischen Minengesellschaft 30 Prozent am gesamten Projekt. Moto zahlt an OKIMO fünf Millionen USD sowie monatlich 350.000 USD Miete bis Produktionsbeginn. http://www.finanzen.net/news/news_detail.asp?NewsNr=447283

letzte Aktualisierung: 10.11.06, 08.51 Uhr

Auch Dominic Johnson von der taz hat inzwischen einen Hintergrundbericht zu dem Prozeß gegen Thomas Lubanga vor dem Internationalen Strafgerichtshof geschrieben und in der heutigen Ausgabe des Blatts veröffentlicht. Darin schreibt er u.a.: Immer wieder betonen Menschenrechtler und Quellen im Strafgerichtshof, der Haftbefehl gegen Lubanga sei nur der erste im Kongo, weitere würden folgen - vor allem gegen Führer rivalisierender Milizen in Ituri. Geschehen ist bisher jedoch nichts, und die Anklage wird der Realität des grausamen Krieges im Kongo kaum gerecht, an dessen Folgen in den letzten zehn Jahren bis zu vier Millionen Menschen gestorben sein sollen. Kindersoldaten setzen alle Kriegsparteien im Kongo bis heute ein, selbst die neue Regierungsarmee….. Es ist ein paradoxes Verfahren, mit dem der Strafgerichtshof seine Arbeit beginnt. Die UPC ist heute im Kongo eine legale politische Partei mit drei Direktmandaten im neu gewählten Parlament. Aber ihr Gründer steht nun als Topkriegsverbrecher vor Gericht. Und zu den Beweismitteln der Anklage gehört ein Video, das Lubanga zwar vor Kindersoldaten zeigt - aber bei einer Ansprache, in der er ethnische Gewalt verurteilt und zur Versöhnung aufruft. http://www.taz.de/pt/2006/11/10/a0166.1/text

Aha, in Kinshasa husten die Flöhe und schon meldet afp, die Spannung, 10 Tage vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses, nehme zu. In der Rheinpfalz ist heute dies zu lesen: Zehn Tage vor Bekanntgabe des Ergebnisses der Präsidentschaftswahl in der Demokratischen Republik Kongo hat sich die Spannung in der Hauptstadt erhöht. Die Anspannung in Kinshasa nehme zu, sagte der Sprecher der europäischen Truppen im Kongo (EUFOR), Thierry Fusalba, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Es gebe "Anzeichen von Gereiztheit unter den Jugendlichen", wenn sie die EUFOR-Patrouillen vorbeifahren sähen. Trotzdem sei die Lage insgesamt "ruhig". http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER061109184613.ea3wtp36

Die neue Einwanderungsministerin in Schweden ist im Kongo geboren und bis zu ihrem 12. Lebensjahr aufgewachsen. Heute sitzt sie für die Konservativen in Stockholm am Kabinettstisch – und sorgt für Entrüstung bei den Immigranten. Im Neuen Deutschland ist heute ein Portrait dieser Dame unter dem Titel „Anpasserin" erschienen. http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=100120&IDC=2

Donnerstag, 9. November 2006

letzte Aktualisierung: 20.30 Uhr

Na, heute ist aber das Eis gebrochen! So ziemlich flächendeckend bringen die deutschen Medien Hintergrundberichte über den ersten Prozeß vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gegen den Kongolesen Thomas Lubanga. Stellvertretend für unzählige andere hier ein Artikel in der Tageszeitung Die Welt: http://www.welt.de/data/2006/11/09/1105041.html

Über diesen Prozess wird natürlich auch in der englischsprachigen Welt überall berichtet, so im britischen Guardian http://www.guardian.co.uk/congo/story/0,,1943569,00.html?gusrc=rss&feed=12

Die Erwartungen der Geldwechsler in Kinshasa und vor allem die Stellung des Dollars in der kongolesischen Wirtschaft ist Gegenstand eines AP-Artikels, der von den Business Finance News veröffentlicht wird: http://www.iii.co.uk/news/?type=afxnews&articleid=5851220&subject=economic&action=article

Einen anderen Artikel über die „gigantische Schattenwirtschaft" im Kongo und die Macht der Geldwechsler bringt Sharewatch auf einer Website, die allerdings etwas liederlich redigiert aussieht: http://www.sharewatch.com/story.php?storynumber=249947

Hier dürfen natürlich auch nicht die neuesten Verlautbarungen von Banro fehlen über die Löcher im Süd-Kivu, in denen nach Gold gebuddelt wird. Das Mineweb berichtet darüber in allen Einzelheiten hier: http://www.mineweb.net/co_releases/398987.htm

In einer anderen Meldung des Mineweb aus Windhoek wird berichtet, daß australische Bergwerksunternehmen ergiebige Kupferfunde in Katanga entdeckt hätten – wen wundert's? – und zwar in einem viel größeren Ausmaß als bisher gedacht worden war. Ja, ja, die Gécamine…. http://www.mineweb.net/african_renaissance/398487.htm

Africast meldet, Oberst Ghadafi von Libyen habe mal gerade Kabila junior angerufen und ihm weise Ratschläge erteilt, wie schonmal letzten August, zu lesen in einem Artikel hier: http://news.africast.com/africastv/article.php?newsID=60387

Die südafrikanische Sunday Times, die bekanntlich auch während der Woche fleißig aktuelle Nachrichten sammelt, hat heute eine afp-Meldung ganz vorne, Bemba schreie, beim Auszählen der Stimmen gehe nicht alles mit rechten Dingen zu. Veröffentlichungen von bestimmten Ergebnissen einzelner Wahlbüros seien z.B. verschieden von den Ergebnissen aus diesen Büros, die im Bemba-Lager bekannt seien. Die Wahlkommission dementiert natürlich. http://www.suntimes.co.za/News/Article.aspx?id=314329

Mittwoch, 8. November 2006

letzte Aktualisierung: 08.00 Uhr

Manchmal läßt der Mangel an Nachrichten aus dem Kongo darauf hoffen, daß dies die gute Nachricht ist, wenn das auch nicht unbedingt für die deutschen Medien gilt, die ihre Nasen in alles mögliche stecken aber nicht unbedingt vorne haben. Reuters widmet heute früh einen Artikel dem Internationalen Strafgerichtshof, der morgen mit einem Hearing die Anklage gegen Thomas Lubanda vorbereitet. Allerdings fordert Human Rights Watch, weitere Anklagepunkte zuzulassen. Der frühere UPC-Führer habe sich sehr viel mehr schuldig gemacht als bisher vom Gericht zur Kenntnis genommen wird. Außerdem müßten weitere Personen im Kongo festgenommen werden, damit endlich mehr Gerechtigkeit einkehre. "The hearing to confirm these important charges marks a milestone for the victims in Ituri," said Goldine Mattioli, international justice advocate at Human Rights Watch. "But these charges only begin to address the horrific acts committed by the UPC. If the ICC is going to have an impact on ending impunity in Ituri, the prosecutor must pursue more charges against Lubanga and target more perpetrators responsible for atrocities." http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/HRW/d9d0201b12e77305544d120ddd249d21.htm

Die britische Kirchenzeitung Ekklesia bringt einen Bericht über die 17 mennonitische Wahlbeobachter im Kongo, die vor allem in Kinshasa ihres Amtes walteten. Lind [eine der Wahlhelferinnen] said that many groups, including Congolese churches, have worked to educate the population about the need for a peaceful, democratic political process.

"People are learning that you don't have to fight when you lose an election," Lind said. "That's not how elections work. That's the way it used to work when a dictator came in." http://www.ekklesia.co.uk/content/news_syndication/article_06118congo.shtml

Die kongolesische Zeitung Le Potentiel berichtet heute, daß gestern am frühen Nachmittag in Kinshasa stattgefunden habe, worauf alle schon lange gewartet hätten. Endlich seien sich Kabila und Bemba öffentlich wieder begegnet und hätten ein paar Worte miteinander gesprochen, insbesondere aber auch bekräftigt, daß sie die verschiedenen Abkommen, die ihre Vertreter für einen friedlichen Ablauf des Wahlvorgangs abgeschlossen hatten, einhalten wollen. Man vermutet, daß die Gruppe von ehemaligen afrikanischen Staatsmännern, die dieser Tage Kinshasa besucht hatten, hier Nachhilfe leistete. Jedenfalls wurden weitere Treffen noch vor Verkündung des offiziellen Wahlergebnisses vereinbart und man kann hoffen, daß sich dadurch die Lage entspannt. http://www.lepotentiel.com/afficher_article.php?id_article=36989&id_edition=3873

Dienstag, 7. November 2006

letzte Aktualisierung: 20.51 Uhr

Im Düsseldorfer Handelsblatt ist heute ein ausführliches Dossier über den Rohstoff Coltan zu lesen und daß im Kongo etwa 50 % der Weltvorräte liegen. Eine Ursache für den Preiszerfall von Coltan ist auch das Recycling der Handys… Im übrigen schreibt das Handelsblatt u.a.: Wäre das frühere Zaire ein funktionierender Staat würde dieser heute gewiss zu den reichsten in Afrika zählen. Stattdessen hat das schwarze Mineral dem Land im Herzen Afrikas viel Unglück gebracht. Als Ende 2000 die Preise dramatisch stiegen, setzte in der kongolesischen Ostprovinz Nordkivu ein wahrer Coltan-Rausch ein – mit verheerenden Folgen: Fast kein Bauer ging mehr aufs Feld und kein Schüler in die Schule. Selbst viele der verfeindeten Rebellenbewegungen, die das Grenzgebiet des Kongo zu Ruanda und Uganda unsicher machten, gruben nach Coltan, um ihren Krieg zu finanzieren….Schamlosester Profiteur des Coltan-Booms war damals der kleine kongolesische Nachbarstaat Ruanda. Ein Bericht der Vereinten Nationen erklärt zwar, dass alle am Bürgerkrieg beteiligten Parteien illegal Coltan förderten und verkauften. Allerdings soll Ruandas schlagkräftige Armee durch den Verkauf des Rohstoffs in nur 18 Monaten mehr als 250 Mill. Dollar eingenommen haben. http://www.handelsblatt.com/news/Default.aspx?_p=203855&_t=ft&_b=1160742

Passend zum Bericht vom Handelsblatt ist im südafrikanischen Independent Online eine Reportage über eine ostkongolesische Goldgräberstädt in Ituri zu lesen, die „auf eine bessere Zukunft hofft". Business would be booming if we had access to credit but no bank lends money to an Ituri gold trader. Whoever wins these elections should set up microfinance for us."

As Lonema spoke, the clouds burst into rain, flooding the streets with rivers of chocolate-coloured mud and forcing people to huddle under the town's few tin roofs.

http://www.int.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=&art_id=qw1162902241343B252

Reuters schreibt heute, daß in Kinshasa sowohl die UNO-Blauhelme als auch die EUFOR verstärkt Präsenz zeigten. Die UNO harre mit schwerem Gerät hinter Sandsäcken aus, während die Europäer auf Streife gingen. „Sind das hier Wahlen oder befinden wir uns im Krieg?", wird ein spanischer Soldat von einem Fußgänger gefragt. Die Versuche der Soldaten, den Passanten klar zu machen, daß sie neutral seien und Zivilisten beschützen würden, wenn es zwischen Kabila's und Bemba's Privatarmeen Kämpfe gebe, stossen auf taube Ohren.

„Wenn wir die Soldaten sehen, haben wir Angst vor Krieg", sagt Alex Bolombo während aus der Libulu ya Metro Bar Musik blärrt. http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L07805351.htm

Die BBC berichtet heute über ein Gerichtsurteil in Ituri, daß ein Soldat zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, weil er fünf Kinder erschossen hat, nachdem sie für ihn Plünderungsgut getragen hatten,. Menschenrechtsgruppen begrüßten das Urteil als Beginn der Rückkehr von Gerechtigkeit im Land. http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/6126128.stm

letzte Aktualisierung: 7.11.06, 08.15 Uhr

Die taz in Berlin bringt heute eine epd-Meldung zum Verlauf der Wahlen im Kongo mit folgendeme Inhalt: Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Demokratischen Republik Kongo liegt der Amtsinhaber Joseph Kabila mit 68,5 Prozent der Stimmen vorn. Eine Woche nach dem Urnengang gab die staatliche Wahlkommission in der Nacht zum Montag erste Teilergebnisse bekannt. Danach kommt Kabilas Konkurrent, Jean-Pierre Bemba, auf 31,5 Prozent. Bislang sind erst 5 Prozent der Stimmen ausgezählt. Der Vorsitzende der Wahlkommission, Apollinaire Malu Malu, sagte gestern im französischen Auslandsrundfunk RFI, die Ergebnisse hätten keine Aussagekraft für das Endergebnis. Die Kommission habe die Zahlen nur veröffentlicht, um wachsenden Spekulationen und Falschmeldungen zu begegnen. Die endgültigen Ergebnisse der Stichwahl sollen erst in zwei Wochen vorliegen. http://www.taz.de/pt/2006/11/07/a0099.1/text

Montag, 6. November 2006

letzte Aktualisierung: 21.45 Uhr

Einen ziemlich interessanten Hintergrundbericht über die Situation nach den Wahlen im Kongo hat gestern in Südafrika die Zeitung Sunday Independent gebracht. Der Artikel spricht von einem „Deal", den die internationale Gemeinschaft ausgehandelt habe, damit der Wahlverlierer keine Prozesse von dem Gewinner angehängt bekommt. Bemba sei damit einverstanden, doch Kabila sage, sowas sei Sache des kongolesischen Parlaments, welches kurz nach den Wahlen zusammenkomme, um über die Angelegenheit zu entscheiden… http://www.sundayindependent.co.za/index.php?fArticleId=3521530

Aus Frankreich kommt etwa bei Le Monde verhaltener Jubel über die ersten Wahlresultate auf, bei denen in gewissen Regionen – wie zu erwarten war – Kabila der Favorit ist. Bemba wird unter dem heftigen Regen in Kinshasa zu leiden haben, der die Wahlbeteiligung in der Hauptstadt in engen Grenzen hielt. http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-3212,36-831006,0.html?xtor=RSS-3210

Eine ausführliche Reportage „Von Potsdam nach N'Dolo" brachte heute La Libre Belgique über die EUFOR-Truppen im Kongo. http://www.lalibre.be/article.phtml?id=10&subid=83&art_id=311673

Der kanadische Goldgräber-Konzern BANRO teilt der Weltöffentlichkeit begeistert die neuesten chemischen Untersuchungen seiner Goldfunde in Südkivu/Ostkongo mit, die – im Vergleich mit den südafrikanischen Werten - vermutlich sensationell sind. Nein, man muß nicht tonnenweise Gestein durchsuchen, wie inzwischen am Kap der Guten Hoffnung. Das Gold fliegt der Banro wie die gebratenen Tauben in den Mund. Der Rest ist Fachsimpelei. Aber vielleicht kann ja wer damit was anfangen. http://www.mineweb.net/co_releases/380624.htm

Wer dieses Presse-Tagebuch in den letzten Monaten aufmerksam gelesen hat, wird sich vielleicht noch an den Artikel über das Symphonieorchester in Kinshasa erinnern, welches innerhalb der Kirche der Kimbanguisten musiziert. Jetzt ist auch über AP ein ganz aktuelles Photo der Bratschisten zu betrachten, die Mozart unter der Tropensonne spielen. Wie schon früher gesagt - in Berlin wird getrommelt, aber in Kinshasa wird Mozart gegeben. http://fr.news.yahoo.com/06112006/74/photo/members-of-the-kimbanguiste-symphony-orchestra-play-a-piece-by.html

Endlich mal eine Nachricht, welche die Herzen höher schlagen läßt. Die Demokratische Republik Kongo wird demnächst zu einem Freundschaftsspiel gegen Albanien in London antreten. Was da gespielt wird, teilt die BBC gar nicht erst mit - ach so, die ganze Website ist dem Fußball gewidmet - wer hätte das gedacht? Am gleichen Abend wird's noch ein Spiel geben, welches vermutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht: Ägypten gegen Südafrika. Und alles, um einen Nelson Mandela Cup zu gewinnen. Das Kongospiel beginnt 19.45 Uhr GMT. http://news.bbc.co.uk/sport2/hi/football/africa/6121664.stm

Wer gerne einmal Bonobos im Kongo in Nahaufnahme sehen will, sollte sich diese Website anschauen: http://e.sinchew-i.com/album.phtml?id=2256

letzte Aktualisierung: 06.11.06, 08.44 Uhr

Was in einer afp-Meldung der Rheinpfalz am Samstag noch als normal dargestellt wurde, kommt heute früh im Hamburger Abendblatt ganz dramatsich daher: Die Bundesregierung hat laut "Spiegel" den Botschafter im Kongo, Reinhard Buchholz, vergangene Woche zurückgerufen. Der Diplomat habe die Hauptstadt Kinshasa überstürzt und ohne Angabe von Gründen verlassen. Hintergrund ist offenbar die Diskussion um die richtige Kongo-Strategie. http://www.abendblatt.de/daten/2006/11/06/634747.html

Zu dieser Meldung weiß Thomas Scheen in der FAZ heute morgen wesentlich mehr zu berichten. Buchholz habe, so daß Blatt, dem Herrn Kabila am 21.8., als er aus Bembas Keller wieder rauskam nach dessen Angriff auf die Bemba-Residenz wo die Diplomaten sassen, gehörig den Marsch geblasen und dies möglicherweise nicht nach Berlin gemeldet. Das sei auch der wahre Grund gewesen, weshalb Rüstungsminister Jung im Oktober in Kinshasa vergeblich auf ein Treffen mit Kabila habe warten müssen. Auch gebe es beträchtliche Unstimmigkeiten mit den französischen EUFOR-Truppen. http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5B8297CC6E16FFC8B4/Doc~E31C30BD1A9D74BAF83562E615093616D~ATpl~Ecommon~Scontent.html

In Südafrika ist laut Anglo Gold der Goldrausch vorbei, so schreibt heute früh der Kölner Stadt Anzeiger, wo inzwischen in 3.040 Meter Tiefe bei 28 Grad tonnenweise Gestein gebrochen wird – jeden Tag einige hundert Tonnen, um relativ geringe Mengen Gold daraus zu gewinnen. Inzwischen ist die Förderung in anderen Ländern wichtiger. Die Demokratische Republik Kongo zum Beispiel hat gute Chancen, zu einem wichtigen Goldförderland zu werdenhttp://www.ksta.de/html/artikel/1162472998886.shtml

Sonntag, 5. November 2006

letzte Aktualisierung: 20.38 Uhr

Jetzt warten alle gespannt auf die Wahlresultate aus dem Kongo. Dabei sind die ersten Zahlen, die jetzt veröffentlicht werden, in keiner Weise aussagekräftig, außer, daß sie für die Region, aus der sie stammen, die Frage beantworten, wer denn dort gewählt wurde. Trotdem ist die österreichische Presseagentur, deren Kongobericht von der Kleinen Zeitung in Wien heute veröffentlicht wurde, so mutig und schreibt – heute als einzige deutschsprachige Zeitung – einen kleinen Artikel zu diesem Thema: Amtsinhaber Joseph Kabila liegt nach der Stichwahl zum Präsidentenamt im Kongo in Führung. Dies geht aus den ersten Teilergebnissen hervor, die die Wahlkommission am Sonntag veröffentlichte. Die Teilergebnisse basieren auf der Auszählung von weniger als einer Million Stimmen der 25 Millionen registrierten Wähler. Demnach führte Kabila mit 68,5 Prozent.

http://www.kleine.co.at/nachrichten/politik/256407/index.do

Reuters meldet zwar auch keine anderen Zahlen, bringt aber einen wesentlich ausführlicheren Hintergrundbericht, aber leider nur im englischen Dienst.

http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L05210491.htm

Angola-Press meldet, daß eine Gruppe von ehemaligen afrikanischen Staatsmännern, nämlich u.a. Jerry Rawlings aus Ghana, Pierre Buyoya aus Burundi and Sam Nujoma aus Namibia in Kinshasa Gespräche sowohl mit Kabila als auch mit Bemba geführt hätten und danach sagten, beide schienen bereit, das Wahlergebnis ohne Kämpfe zu akzeptieren. "We have received assurances from each of them that they will accept the results of the ballot results and we are happy," said Abdulsalami Abubakar, a former military leader of Nigeria. He also urged the supporters of both presidential hopefuls to accept the outcome.

http://www.angolapress-angop.ao/noticia-e.asp?ID=485606

In den U.S.A. brachte heute The Seattle Times einen ausführlichen Bericht über das Problem der „Hexenkinder" in Kinshasa von einem offenbar indischstämmigen Korrespondenten. Inzwischen schätzen Hilfsorganisationen, daß auf den Straßen Kinshasa zwischen 25.000 und 50.000 von ihren Familien ausgestossener Kinder leben, davon wahrscheinlich 70 % „Hexenkinder". Viele dieser Kinder sind halbe oder ganze Waisen und ihre Verwandten wollen vermutlich nicht die Last ihrer Betreuung übernehmen. Ein Pastor, der ein evangelikales Zentrum für solche Kinder betreibt, sagt dem Reporter, daß dieses Problem der Hexenkinder im Kongo größer sei als das AIDS-Problem – und will das Problem doch tatsächlich durch Exorzismus lösen, wie die amerikanische Zeitung kommentarlos berichtet. http://seattletimes.nwsource.com/html/nationworld/2003348293_congowitches05.html?syndication=rss

In einem anderen Artikel von The Seattle Times von demselben Autor wird über den grandiosen Erfolg der ProCredit-Bank berichtet, die im vorigen Jahr in Kinshasa gegründet von Oliver Meisenberg geleitet wird, der als Sohn eines deutschen Generalkonsuls im Ostkongo aufgewachsen und somit vertraut ist mit den Verhältnissen im Land. Vielleicht ist das eine der wenigen wirklichen Erfolgsstories der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Jedenfalls ist diese ProCredit-Bank jetzt schon, nach nur einem Jahr, die Bank mit den meisten Kunden in Kongo, nämlich 14.000 und offenbar der erste Anbieter von Visa-Karten für diesen Kundenkreis, die sowas nicht von den anderen Banken offeriert bekommen. Obwohl dies also praktisch auf ein deutsches Entwicklungshilfe-Projekt zurückgeht, hat bisher praktisch noch keine deutsche Zeitung darüber berichtet.

http://seattletimes.nwsource.com/html/nationworld/2003348297_congo05.html?syndication=rss. Derselbe Artikel ist heute auch in dem Miami Herald zu finden: http://www.miami.com/mld/miamiherald/business/personal_finance/15933569.htm?source=rss&channel=miamiherald_personal_finance

L'Humanité ist in Frankreich eine traditionsreiche Zeitung der Kommunistischen Partei, zumindest gewesen. Gestern brachte sie ein Interview mit einem Arzt, der bei einer Organisation mit dem Namen Médecins du monde mitarbeitet über die Situation im Kongo. http://www.humanite.presse.fr/journal/2006-11-04/2006-11-04-839825

Samstag, 4. November 2006

letzte Aktualisierung: 22.15 Uhr

La Libre Belgique weiß zu berichten, daß erste Wahlresultate schon an diesem Samstag veröffentlicht würden. Bereits 44 % der Stimmen seien ausgezählt. http://www.lalibre.be/article.phtml?id=10&subid=83&art_id=311627

Auch Jeune Afrique bringt weitere Hintergrundberichte am heutigen Samstag, dieser erschien vormittags: http://www.jeuneafrique.com/fluxafp/fil_info.asp?art_cle=32853 und dieser am frühen Abend: http://www.jeuneafrique.com/fluxafp/fil_info.asp?reg_id=0&art_cle=32863

Leonardo contre le lobby du diamant ist ein Artikel in Le Monde, der in der morgigen Sonntagsausgabe erscheinen wird, eine Besprechung bzw. ein Hintergrundbericht zu dem Hollywood-Film „Blood Diamonds", der in diesen Tagen in die Kinos kommt und vor dem die Diamantenproduzenten bereits zittern. http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-3212,36-830721,0.html?xtor=RSS-3210

Normalerweise stehen Reisepläne des Chefs einer deutschen Auslandsvertretung nicht in der Zeitung. Welchen Nachrichtenwert sollten sie haben? Jeder weiß, daß Diplomaten viel reisen und auch ab und zu halt in die Heimat. Aber wenn in diesen Tagen seine Excellenz, Botschafter Buchholz, Kinshasa verläßt, dann wird aufgehorcht. Hatten nicht neulich die Engländer schon ihr Botschaftspersonal evakuiert – für alle Fälle? Hat die Nacht im Keller bei Bemba im August gereicht, als draußen geschossen wurde und die Diplomatie vorher dort auf dem Sofa sassen? Geht etwa seine Excellenz stiften? Die Nachricht stammt von den Franzosen (afp) und ist, wie üblich, in der Rheinpfalz zu lesen. Na ja…. Hier ist sie:

Der deutsche Botschafter im Kongo, Reinhard Buchholz, hat die Vertretung in Kinshasa vorübergehend verlassen. Aus persönlichen Gründen halte er sich derzeit in Deutschland auf, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Samstag in Berlin. Er werde von dem Sonderbotschafter Michael Klor-Berchtold ersetzt, der als Berater im Hauptquartier der EU für die Mission zur Sicherung der Wahlen im Kongo (EUFOR) bei Potsdam tätig war.

http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER061104122223.9h80qfdy

Afrika kann durchaus, wenn man nur will. Jetzt wurde in Luanda die erste Afrikanische Organisation der Diamantenproduzenten gegründet. Die Demokratische Republik Kongo ist noch nicht dabei, hatte aber Bergbauminister Kalele Kabim Matheieu als Beobachter geschickt: http://www.angolapress-angop.ao/noticia-e.asp?ID=485499

letzte Aktualisierung: 08.15 Uhr

Newsweek setzt seine ausführliche Kongoberichterstattung im neuen Heft fort mit einem Artikel über die „handwerklichen" Diamantensucher in Kasai: Gems in a Graveyard - Diamonds could be among Congo's best friends. But up to now, they've been just one more source of heartbreak and suffering. Dort sind übrigens außerdem einige interessante Filmsequenzen zu sehen über die Wahlen, über vergewaltigte Frauen und den Diamantenabbau durch Kinder. http://www.msnbc.msn.com/id/15553207/site/newsweek/

Die Nachrichtenagentur des Bürgermeisters von New York Bloomberg bringt eine für Afrika vielleicht gute Nachricht aus China. Dort wurden Pläne bekannt, in den nächsten drei Jahren auf dem Kontinent 5 Milliarden Dollar zu investieren, u.a. sollen Hunderttausende junge Menschen ausgebildet werden. http://quote.bloomberg.com/apps/news?pid=20601087&sid=aMHtO.TT6JPs

Freitag, 3. November 2006

letzte Aktualisierng: 22.45 Uhr

Glauben Sie an Wunder? Hier ist eins: Einige deutschsprachige Medien beginnen ganz normal aus Kinshasa zu berichten. Angstfrei. Vom Alltag, von den Besonderheiten, schlicht vom Leben in einer afrikanischen Metropole. Das ist in der Tat ein Novum: „Klick, klack, der Nagelpfleger kommt" – und das in Kinshasa, wie die Leser der österreichischen Presse erfuhren und nicht nur diese: Autos hupen, Straßenverkäufer bieten ihre Waren an, Musik dröhnt aus einem der vielen Freiluftlokalen und zwischendrin ist ein zartes, aber beständiges Klick-Klack zu hören. Urheber des Geräusches ist ein schmächtiger Mann, der zwischen großen Lacken und Müllhaufen die ungeteerte Straße entlang schlendert und mit einer Hand zwei kleine Flaschen rhythmisch gegeneinander schlägt. Emmanuel Mwanza verdient seinen Lebensunterhalt als mobiler Nagelpfleger in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. Etwa 20 Cent kostet es, sich die Fuß- oder Fingernägel frisch lackieren zu lassen. http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=r&ressort=ra&id=596448 ;

auch ntv bringt diesen dpa-Artikel von Ulrike Koltermann (natürlich, ein Mann würde nie auf die Idee kommen, daraus einen Artikel zu machen) http://www.n-tv.de/728747.html , für Sat1 ist das auch eine Meldung wert http://www.sat1.de/news/panorama/2006/11/03/n2006110311232100002/ (Rosa Fußnägel für 20 Cent) und auch die Mitteldeutsche Zeitung bringt das neben einer Reklame von der AOK. http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1161930674364

Die Wochenzeitung Focus veröffentlicht heute eine wohlwollende Reuters-Meldung zu den Wahlen, die auf ihre Weise wirklich sensationell ist. Vier Soldaten hatten am Sonntag in Ituri Wähler verprügelt, weil sie auf der falschen Seite standen und wurden jetzt verhaftet und sollen wegen Misshandlung vor Gericht gestellt werden. Wenn das jetzt in Deutschland einer Meldung wert ist, dann scheinen die Wahlen wirklich erfolgreich abgeschlossen worden zu sein. http://focus.msn.de/politik/ausland/kongo_nid_38606.html

Die meisten Nachrichten zum Thema Kongo hat heute abend allerdings der Fußball zu verzeichnen: In Wolfsburg hat der kongolesische Bundesligaspieler Makiadi seinen Vertrag mit dem örtlichen Fußballverein bis 2010 verlängert. Die Freude ist groß. Warum nur beim Fußball?

Schon gestern abend brachte die Rheinpfalz diese Meldung: Die beiden Kandidaten für das Präsidentenamt in der Demokratischen Republik Kongo haben zugesagt, keine Wahlergebnisse vorab bekanntzugeben. Amtsinhaber Joseph Kabila und Vizepräsident Jean-Pierre Bemba verpflichteten sich in einem am Donnerstag in der Hauptstadt Kinshasa veröffentlichten Willensbekundung, dass beide Lager keine Wahlergebnisse verbreiten wollten, bevor diese nicht von der Unabhängigen Wahlkommission (CEI) offiziell bekanntgegeben werden http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER061102201717.mo59v11h

In den USA bringen die Medien eine AP.Meldung mit dem Titel: Der Gewinner im Kongo wird große Probleme haben. In dem Artikel ist dann zu lesen, wie desolat die Situation im Gesundheitswesen des Landes ist. So im Boston Globe: http://www.boston.com/news/world/europe/articles/2006/11/03/congo_winner_will_face_big_problems/

Die kanadische Gold-Explorations-Firma Banro jubelt über außerordentlich hochkarätige Goldfunde im Bereich Süd-Kivu/Maniema im Kongo und alles weitere ist hier zu lesen: http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2006-11/artikel-7251076.asp

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat mitgeteilt, daß eine Reihe von Zeugen, darunter ehemalige Kindersoldaten, gegen den Häftling Thomas Lubanga in Kürze aussagen werden, wie der südafrikanische Independent-Online berichtet. http://www.int.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=68&art_id=qw1162556463495B236

Am heutigen Freitag brachte die britische BBC einen Bericht über Wahlbeobachter im Kongo, die auch in entferntesten Landesteilen versucht haben ihres Amtes zu walten. http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/6110892.stm

Die beiden Russen, deren amerikanische Vermögenswerte vor einigen Tagen mit einer Anordnung von Bush eingefroren wurden, erklären laut russischer Nachrichtenagentur Moscow News ihre absolute Unschuld. Sie seien in keiner Weise in den Waffenhandel im Kongo verwickelt. Bout sei lediglich Transporteur und so per se unschuldig. Außerdem hätten sie gar keine Vermögenswerte in den U.S.A. Das ganze Geschrei betreffe sie also nicht. http://www.mosnews.com/news/2006/11/03/boutupd.shtml

Die südafrikanischen Wahlbeobachter haben die kongolesischen Wahlen für demokratisch, friedlich, glaubwürdig und transparent erklärt, gemäß einem Artikel in der südafrikanischen Zeitung Mail & Guardian.

http://www.mg.co.za/articlePage.aspx?articleid=288408&area=/breaking_news/breaking_news__national/sa_good_news/

Deuils au quotidien au Congo-Kinshasa ist heute die Überschrift eines Hintergrundberichts von einem eigenen Korrespondenten aus Kinshasa der französischen Zeitung Libération. http://www.liberation.fr/actualite/monde/214754.FR.php?rss=true

Le Soir in Brüssel bringt heute abend diese afp-Meldung: Kabila et Bemba brouillent les cartes http://www.lesoir.be/actualite/monde/2006/11/03/article_kabila_et_bemba_ne_respectent_pasleurengagement.shtml

Gare aux faux résultats électoraux, prévient la CEI ist die Nachricht in der belgischen Zeitung La Libre Belgique: http://www.lalibre.be/article.phtml?id=10&subid=83&art_id=311479

Donnerstag, 2. November 2006

letzte Aktualisierung: 22.05 Uhr

Seit Tagen dominieren die Meldungen über die mehr oder weniger friedfertigen Wahlen und heute schien fast „Ebbe" mit Kongonachrichten zu sein, doch dann taucht plötzlich für einmal eine ganz andere Reportage aus Kinshasa auf und zwar in der Londoner Times. Im Kongo tauchen inzwischen immer mehr chinesische Geschäftsleute auf, bringen billige Ware ins Land und schaffen neue Arbeitsplätze. In ganz Afrika seien inzwischen 800 chinesische Firmen tätig mit rund 78.000 chinesischen Mitarbeitern und zweimal die Woche gehe ein Flug von Kinshasa über Nairobi nach Schanghai. Kürzlich sei in Kinshasa sogar ein China-Restaurant eröffnet worden…. http://www.timesonline.co.uk/article/0,,25689-2433008,00.html

Doch schon die International Herald Tribune holt uns wieder in die Welt der Wahlen im Kongo zurück mit der Überschrift: Man sagt, die Wahlen seien ein Erfolg. Na ja. das ist aber supervorsichtig. Zitiert wird das Carter-Center, welches die Wahlen intensiv beobachtete und verlauten ließ, die Wahlen seien „diszipliniert, friedlich, frei und fair" gewesen. "In den meisten Teilen des Landes sind sie extrem ordentlich und gut durchgeführt worden," sagt der frühere kanadische Premierminister Joe Clark, der für das Carter-Center die Wahlen beobachtete.Trotz gewaltiger logistischer Herausforderungen und bedeutenden Spannungen zwischen den Kandidaten, sei die Organisation dieser Wahlen ein großer Erfolg gewesen."

http://www.iht.com/articles/2006/11/02/news/congo.php

Die Cameroon Tribune berichtet von anhaltenden Spannungen in Kinshasa, beruft sich allerdings auf BBC-Berichte. Im übrigen wird das Wahlereignis in einen bemerkenswerten Zusammenhang gestellt: Sunday's election run-off in the Democratic Republic of Congo is supposed to end a period stretching back some 130 years, marked by a succession of brutal and astonishingly corrupt regimes. DR Congo has been described by diplomats as a "black hole at the heart of Africa", wherefore other countries have been sucked into conflict, weakening any strong economic links between southern and eastern Africa and the rest of the world. http://www.cameroon-tribune.net/article.php?lang=Fr&oled=j02112006&idart=40030&olarch=

Die englischsprachige New Times in Kigali – solch eine englischsprachige Zeitung in Ruanda ist wirklich eine Zeitwende – widmet einen Artikel der Anordnung von Präsident Bush, gewissen Warlords im Kongo den Zugang zum Geldhahn zuzudrehen. Dazu gehört auch ein Chef der ruandischen Hutu-Milizen mit Namen „Murwanashyaka, der schon im November letzten Jahres auf einer schwarzen Liste der UNO wegen Verletzung des Waffenembargos, das den Frieden im Kongo fördern sollte, auftauchte und wegen seiner Rolle bei verschiedenen Rebellionen, die den Tod von einigen hunderttausend Menschen im Gebiet der Großen Seen verursachte. Im April diesen Jahres hat dieser Militärführer, der auch zur Verhaftung ausgeschrieben ist, weil er einer der treibenden Kräfte beim Völkermord 1994 in Ruanda war, ein Verbot umgangen und reiste vom ugdandischen internationalen Flughafen Entebbe über Brüssel nach Deutschland. Er wurde dort von den deutschen Behörden zunächst verhaftet und später wieder freigelassen…." Die große Frage steht jetzt im Raum, ob er denn vielleicht Konten in Deutschland hat?

http://www.newtimes.co.rw/index.php?option=com_content&task=view&id=8860&Itemid=1

Einer Meldung der südafrikanischen Independent Online zufolge (via afp) protestiert inzwischen die Democratic Forces for the Liberation of Rwanda (FDLR) gegen die Sanktionen, die ihren Chef Murwanashyaka treffen als "ungerecht, unnötig und kontraproduktiv" Seine Organisation sei in keiner Weise in dem Waffenhandel der Region verwickelt. Wirklich? Ob sie ihre Waffen geschenkt bekommen?

http://www.int.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=68&art_id=qw1162467720917B223

Der eingangs zitierte Bericht der Times kommt natürlich nicht von ungefähr. In Schanghai findet derzeit eine Afrikakonferenz statt und einen sehr qualifizierten Hintergrundbericht zur asiatischen Afrikapolitik findet sich in der aktuellen Ausgabe der Asia Times, welche die Chinesen auf dem schwarzen Kontinent „weiße Engel" nennt, ein Begriff, der noch von Mao stamme. http://atimes.com/atimes/China_Business/HK03Cb04.html

Wer die Fortsetzung der Wahlberichterstattung in einer übersichtlichen Zusammenstellung von AP lesen will, aber vor allem die Reaktion der Regierung in Kinshasa auf die Anordnungen von Bush, der findet dies in einem längeren Artikel in der südafrikanischen Zeitung The Star. http://www.thestar.co.za/index.php?fArticleId=3516487

Jetzt wird's futuristisch: Gerade haben sich die ugandische Regierung und ihre Rebellen wieder erneut umarmt und die Wahlzettel im Kongo sind noch nicht fertig ausgezählt, da werden in Ostafrika schon hochfliegende Pläne geschmiedet. Die kenianisch-ugandische Eisenbahngesellschaften sollten die Basis für ein ausgedehntes Bahnnetz werden, in die Demokratische Republik Kongo hinein und in den südlichen Sudan. Das jedenfalls hat dieser Tage der ugandische Verkehrsminister dem Reporter der führenden Zeitung seines Landes, New Vision gegenüber erklärt und zwar anläßlich einer Vertragsunterzeichnung zwischen der Rift Valley Eisenbahngesellschaft (RVR), ihren Geldgebern und den Regierungen von Uganda und Kenia im Serena Kampala Hotel. http://www.newvision.co.ug/D/8/220/529665

Wer noch auf deutsche Meldungen wartet – hier ist vorläufig Fehlanzeige.

letzte Aktualisierung: 08.02 Uhr

Die Situation bei den Fernsehsendern in Kinshasa wird heute von Dominic Johnson in der taz noch etwas anders dargestellt als gestern von den Agenturen gemeldet. Im übrigen regiert die Angst: Wegen eines knappen Wahlausgangs fürchten die Beobachter neue Konflikte. http://www.taz.de/pt/2006/11/02/a0121.1/text

Mittwoch, 1. November 2006

letzte Aktualisierung: 22.45 Uhr

Durch ihr Abonnement auf associated france presse, kommen mehr Afrikanachrichten in die Rheinpfalz, mehr jedenfalls als bei der Konkurrenz. So weiß sie heute folgendes zu berichten: Die Beobachtungsmission der EU im Kongo hat den Verlauf der Stichwahl um das Präsidentenamt begrüßt. Der Urnengang sei ruhig verlaufen, sagte Missionschef Philippe Morillon unter Berufung auf die Eindrücke der 300 europäischen Beobachter am Mittwoch in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa. In einer Erklärung vermerkte die Mission jedoch "Unregelmäßigkeiten und einige Betrügereien", deren Einfluss auf das Wahlergebnis geklärt werden solle. Zudem kritisierten europäische Beobachter die häufige Begleitung von Wählern durch "Zeugen" der rivalisierenden Parteien; dennoch wurde die Freiheit der Wahl als "zufriedenstellend" bezeichnet. http://www.rheinpfalz.de/perl/cms/cms.pl?cmd=showMsg&tpl=ronMsg.html&path=/ron/welt&id=NEWSTICKER061101145645.50rv3uoz

Sat-Kabel ist ein völlig unbekannter Fernsehsender, bringt jedoch als einziger folgende dpa-Nachricht: 48-stündiges Sendeverbot für Staatsfernsehen im Kongo Zur Strafe wegen unfairer Berichterstattung im Wahlkampf im Kongo hat die nationale Medienbehörde dem staatlichen Fernsehen ein 48-stündiges Sendeverbot erteilt. "Der Sender hat sich kategorisch geweigert, ein Interview mit dem Herausforderer Jean-Pierre Bemba zu senden", sagte Imana Ingulu von der Medienbehörde am Mittwoch in Kinshasa. "Der Sender hat das Wahlrecht nicht respektiert, nach dem jedem Kandidaten die gleiche Sendezeit zusteht", fügte er hinzu. Präsident Joseph Kabila habe etwa 20 Mal so viel Sendzeit im Staatsfernsehen zur Verfügung gehabt wie Bemba.

http://www.satundkabel.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=12184

Um die obengenannte Nachricht dieser Sat-Kabel-Fernsehstation wirklich zu verstehen, muß man zusätzlich noch die Voice of America hören oder auf ihrer Website nachlesen. Dort findet sich nämlich ein qualifizierter Bericht über die Wahlbeobachtung und das staatliche Fernsehen wird kritisiert, das kurz vor der Wahl zwar noch ein ausführliches Interview mit Kabila gesendet, aber ein ebensolches mit Bemba abgelehnt hat. Das war natürlich, sagen wir's auf lingala-englisch mindele-like. http://www.voanews.com/english/2006-11-01-voa38.cfm

Das Hamburger Abendblatt meinte heute folgender Nachricht einen besonderen Stellenwert einräumen zu müssen, herausgefiltert aus den Reuters-Meldungen: Im Kongo machen gefälschte Ergebnisse der Präsidentenwahl die Runde. Die Behörden fürchten einen erneuten Ausbruch der Gewalt zwischen Anhängern des amtierenden Präsidenten Joseph Kabila und seines Gegenkandidaten Jean-Pierre Bemba. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die zur Absicherung der Wahl in die Demokratische Republik Kongo entsandten europäischen Soldaten wie geplant Ende November abgezogen werden können.

http://www.abendblatt.de/daten/2006/11/01/632738.html

Die Nachricht von den Maßnahmen der USA gegen kongolesische Warlords hat trotz Feiertag im Westen der Bundesrepublik über eine dpa-Meldung den Weg in einzelne Regionalzeitungen gefunden, die heute erschienen, so z.B. den Remscheider Generalanzeiger:

US-Präsident George W. Bush hat die Vermögen von sieben Milizenführer und Geschäftsleuten in der Demokratischen Republik Kongo einfrieren lassen. Weit verbreitete Gewalt und Gräueltaten gefährdeten nicht nur die Stabilität in der Region, sondern stellten auch eine außerordentliche Gefahr für die Außenpolitik der Vereinigten Staaten dar, heißt es in einer Erklärung von Bush. Der Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo habe seit 1996 rund vier Millionen Menschen das Leben gekostet.

http://www.rga-onl oder in die Koblenzer Rhein-Zeitung: http://rhein-zeitung.de/tickstart.html?/a/ticker/t/rzo290434.html

Independent-Online in Südafrika bringt zu dieser Nachricht schon eine ausführliche Meldung von Associated Press unter dem Titel Kongo begrüßt US-Sanktionen gegen Warlords. Die Frage, ob diese Herrschaften in den USA Konten unterhalten ist dabei überhaupt nicht relevant, so der Sprecher der US-Botschaft in Kinshasa "They may or they may not, that's really not the point or the object," said US Embassy spokesman in Kinshasa, Christopher Davis. "It is a warning to anyone else about dealing with these individuals ... that they run the risk of finding themselves under similar sanctions." Nebenbei aktualisiert der Artikel die Meldungen der letzten beiden Tage. http://www.iol.co.za/index.php?from=rss_Africa&set_id=1&click_id=&art_id=qw1162389420198B236

Der russische Mr. Bout, der gestern vom US-Präsidenten geächtet wurde, fühlt sich ganz ungerecht behandelt. Er sei total unschuldig und hat nie Waffen in den Kongo geliefert, so die russische Nachrichtenagentur Novosti. Ja, alle sind unschuldig. Wie schööööööön. http://en.rian.ru/russia/20061101/55294762.html

Auch Moskau-News bringt das empörte Dementi von Herr Bout, er sei völlig unschuldig und habe niiieeeemals Waffen in die Demokratische Republik Kongo geliefernt. Nein, das war sein Doppeltgänger. http://www.mosnews.com/news/2006/11/01/bout.shtml

Natürlich ist immer wichtig zu wissen, was die Investoren von Business finance zu lesen bekommen, auch wenn die Nachricht sich nicht besonders unterscheidet von dem, was vorher schon AP mitgeteilt hat: http://www.iii.co.uk/news/?type=afxnews&articleid=5840830&subject=economic&action=article

Einen weiteren Bericht über die Situation nach dem Wahlsonntag bringt Reuters in dieser Meldung, die leider bisher nicht vom deutschen Dienst gebracht wurde: http://www.alertnet.org/thenews/newsdesk/L0199957.htm

Wer regelmäßig dieses Presse-Tagebuch verfolgt weiß, daß die südafrikanische Sunday Times auch während der Woche einige bemerkenswerte Meldungen bringt und heute ist das jene von afp über den Wahlauszählungs-Zustand. Eigentlich ist nur unglaublich, daß solche normalen Nachrichten dem deutschsprachigen Leser vorenthalten werden. Übrigens verkündet Pater Malu Malu, Vorsitzender der Unabhängigen Wahlkommission, daß der Rhythmus seiner Kommission sich dem langsamsten Wahlbüro anpasse, viele Ergebnisse kämen aus dem tiefsten Urwald und das brauche eben seine Zeit….

http://www.suntimes.co.za/News/Article.aspx?id=307889

Weibliche Kindersoldaten werden vom Internationalen Strafgerichtshof ignoriert", dies ist die Überschrift eines langen Berichtes in der Middle East Times, die in der arabischen Welt gelesen wird, über das Problem der jungen Mädchen, die im Kongo gezwungen wurden, als Sex-Sklavinnen den War-Lords zu dienen. Immerhin waren und sind von den 30.000 Kindersoldaten im Kongo 12.500 Mädchen. Davon spricht bisher dankesnwerterwiese allein die Middle East Times… http://metimes.com/storyview.php?StoryID=20061101-081843-1614r

In der französischsprachigen Welt verarbeitet Le Soir in Brüssel heute zum Thema Kongo eine Meldung der Nachrichtenagentur Belga http://www.lesoir.be/actualite/monde/2006/11/01/article_mefiance_envers_les_faux_resultats.shtml

Die Frage der Dezentralisierung nach diesen Provinzwahlen im Kongo wird ganz ausführlich gestellt in diesen Tagen von der belgischen Zeitung La dernier Heure und eigentlich ist das Ergebnis ganz erfreulich…. http://www.dhnet.be/dhinfos/article.phtml?id=159255